Skeptiker kritisieren geplante „Hochschule für Homöopathie“ in Traunstein
21.01.2014 (GWUP) Vor einer Blamage für den Wissenschaftsstandort Deutschland warnt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP): „Die geplante Hochschule für Homöopathie in Traunstein ist akademischer Etikettenschwindel und verleiht einer Pseudowissenschaft höhere Weihen“, erklärt GWUP-Vorsitzender Amardeo Sarma. Zusammen mit den 21 Mitgliedern des Wissenschaftsrates der GWUP appelliert Sarma an die zuständige Akkreditierungsagentur, den Antrag auf Akkreditierung der Traunsteiner Homöo-Akademie als staatlich anerkannte Hochschule zurückzuweisen.
An der „Homöo-Akademie“ sollen Studenten „auf Hochschulniveau“ zu Homöopathen ausgebildet werden. Träger der Einrichtung ist der Lobbyverband „European Union of Homoeopathy“ (EUH), der über ein sogenanntes Transfer-Institut der privaten Steinbeis-Hochschule Berlin agiert. Die Traunsteiner „Homöo-Akademie“ will ihren Absolventen den akademischen Grad „Bachelor of Science“ verleihen. Dafür jedoch bedarf es einer staatlichen Anerkennung als Hochschule nach dem europaweit einheitlichen Bologna-Prozess. Nach Auffassung der GWUP fehlt es der „Hochschule für Homöopathie“ an sämtlichen diesbezüglichen Voraussetzungen. Hauptleidtragende sind letztendlich die Studierenden, die 7200 Euro pro Studienjahr für eine Art „Jodeldiplom“ ausgeben.
„Die festgeschriebenen Ziele einer akademischen Ausbildung können von der Homöo-Akademie, soweit derzeit bekannt, nicht erbracht werden“, ist GWUP-Mitglied Dr. Norbert Aust überzeugt. Der engagierte Homöopathiekritiker hat umfangreiche Recherchen zu dem Projekt des Steinbeis-Transfer-Instituts EUH angestellt. Weder die Studienbeschreibung noch die Qualifikation der Dozenten oder die Ausstattung der Homöo-Akademie erreichten auch nur annähernd Hochschulniveau. Als Akademieleiterin und Dozentin etwa fungiere eine Heilpraktikerin ohne Hochschulstudium, obwohl in dieser Position mindestens eine Promotion notwendig wäre .
Darüber hinaus erfülle die Homöopathie selbst in keiner Weise den Anspruch, der üblicherweise an eine Wissenschaft gestellt wird – ebenso wenig wie Handlesen oder Astrologie. Im Gegenteil: Die homöopathische Lehre steht im Widerspruch zu gesicherten Erkenntnissen und hat den Charakter einer dogmatischen Religion. Die Wissenschaft hat daher Homöopathie als wirkungsloses Therapieverfahren ad acta gelegt. Letztendlich bewege sich die „Hochschule für Homöopathie“ bestenfalls auf dem Niveau einer Heilpraktikerschule, so Aust weiter.
Die GWUP ersucht deshalb die politisch, juristisch und fachlich Verantwortlichen, eine Unterwanderung von Wissenschaft und Forschung mit esoterischem Gedankengut zu verhindern. Aust begründet diese Forderung: „Welchen Sinn hat unser Hochschulgesetz – egal ob das in Bayern oder das in Berlin gültige – wenn es nicht dazu dient, genau solches Eindringen unwissenschaftlicher Thesen und ungleichwertiger Ausbildungen in die deutsche Hochschullandschaft zu verhindern? Wenn diese Ausbildung tatsächlich zu einem akademischen Grad als Bachelor oder gar Master führen würde, wäre das nicht nur eine Herabwürdigung der Absolventen, die in anderen Fachbereichen mit realen Studienleistungen einen entsprechenden Grad erworben haben. Der Forschungs- und Wissenschaftsstandort Deutschland würde sich im Bereich Medizin obendrein der Lächerlichkeit preisgeben – mit Wissenschaft D200. "