16.06.2013 (GWUP): Auch in der Schweiz sind Sekten und Esoteriker ein großes Problem. Dies zeigt die zunehmende Zahl von Anfragen an die Schweizer Sekten-Beratungsstelle ,,infoSekta".
Ihrem aktuellen Jahresbericht für das Jahr 2012 kann man entnehmen, dass 15 Prozent mehr Anfragen als im Vorjahr (davon 11 Prozent Erstanfragen) an die Beratungsstelle gestellt wurden. Die gewünschten Informationen umspannen ein weites Spektrum. Der Großteil an Anfragen kam zu kleineren Gruppierungen wie evangelikalen Gemeinschaften und ähnlichen Gruppen, außerdem zu Lebenshilfeangeboten aus dem Bereich der Esoterik, die den Mitarbeitern von ,,infoSekta" vorher selbst nicht geläufig waren. Insgesamt gab es 1696 Beratungskontakte.
Die anteilig meisten Anfragen (7 Prozent) kamen zu Scientology. Auf den ehemaligen ,,Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis" fielen noch 2 Prozent der Anfragen. Auch bei den über 143 000 Zugriffen auf der Website des Vereins interessierten sich die Nutzer am meisten für evangelikale Gruppen, für die Zeugen Jehovas sowie für Referenten und Autoren aus dem Bereich der Esoterik wie den mittlerweile verstorbenen Reinkarnationstherapeuten Thorwald Dethlefsen.
Die Mehrheit der erbetenen Auskünfte (71 Prozent) stammt von Privatpersonen, der Rest von Schulen, Behörden oder anderen Institutionen aus dem sozialen Bereich. Von diesen Anfragen stammen 37 Prozent von Menschen, deren Verwandte und Nahestende in Kontakt zu sektenähnlichen Gruppierungen stehen. 6 Prozent davon bezeichnen sich als ehemalige, 2 Prozent als noch aktive Mitglieder.Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die sich an die Sekteninfo wenden (70 Prozent), sind Angehörige, die sich unter anderem darüber informieren, welche Merkmale eine Sekte aufweist - und welche Möglichkeiten für einen Ausstieg bestehen. Neben Sekten wurden im Jahre 2012 auch Informationen zum Maya-Kalender (Weltuntergang!), Illuminati, Reinkarnationstherapien sowie Satanismus angefragt. 47 Prozent der Auskunftswünsche können einem christlich-bibeltreuen , 35 Prozent einem esoterischen Umfeld (Theosophie, Okkultismus) zugeordnet werden. 15 Prozent der Anfragen betrafen Organisationen ohne ,,spirituellen Überbau", wobei hier mehrheitlich von psychotherapeutischen Angeboten sowie Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung berichtet wird. Die Psychologin Heike Dierbach berichtet übrigens im aktuellen ,Skeptiker" in ihrem Artikel ,,Vorsicht Seelenpfuscher" von ähnlichen Angeboten in Deutschland.
Passend dazu enthält der Report einen lesenswerten Artikel von Regina Spiess und Jürg Treichler: ,,Befreiung aus dem selbsterzeugten Leid - PsychologInnen auf esoterischen Abwegen" über einen ,,Transformationstherapeuten", der nach Darstellung der Verfasser des Reports mittels ,,Botschaften aus der geistigen Welt" Leidenszustände auflösen will, sowie über eine Psychologin, die in der Schweiz Esoterik-Seminare anbietet.
Bleibt noch zu erwähnen, dass etliche Anfragen zur in der Schweiz ansässigen der Ufo-Gemeinschaft ,,FIGU (Freie Interessengemeinschaft für Grenz- und Geisteswissenschaften und Ufologiestudien)" kamen, deren Gründer von angeblichen von Gesprächen mit Außerirdischen berichtet.
Die Autoren betonen, dass sich alle Darstellungen auf die Situation in der Schweiz beziehen. Insgesamt ist der Jahresreport der Beratungsstelle (über die Website als Download erhältlich) eine übersichtliche Darstellung von Themen, die nicht nur in der Schweiz von Interesse sein dürften.
Holger von Rybinski