21.02.2011 (GWUP): Eine neue Studie zeigt eindrücklich, dass die Wirkung von Schmerzmitteln unmittelbar mit der Erwartungshaltung der Patienten zusammenhängt.
Bei 22 Testpersonen zwischen 20 und 40 Jahren wurde mittels Hitze ein Schmerzreiz ausgelöst. Währenddessen wurde den Probanden ein Opiat namens Remifentanil über eine Infusion verabreicht. Der Schmerz wurde mit 0 (kein Schmerz) bis 100 (starker Schmerz) bewertet. Bei der ersten Gruppe wussten die Probanden nicht, ob sie ein schmerzlinderndes Mittel erhielten. In diesem Fall wurden auf der Schmerzskala etwa 66 Punkte ermittelt. Eine zweite Gruppe erhielt die Information, ein starkes Medikament zu erhalten. Dabei sank die Schmerzintensität auf den Wert 39, obwohl nicht mehr Wirkstoff als in der ersten Gruppe verabreicht worden war. Allein die Information, ein besonders wirksames Mittel zu erhalten, ließ die Schmerzempfindung also um fast 30 Punkte sinken. Der dritten Gruppe wurde mitgeteilt, kein Analgetikum zu erhalten, und es sei mit einem starken Schmerz zu rechnen. Obwohl auch bei dieser Gruppe die gleiche Menge Opiat verabreicht wurde, fühlten die Versuchspersonen fast keine Linderung. Auf der Skala wurde der dritte Versuch mit 64 bewertet.
Sogar sichtbar machen konnten die Forscher die Ergebnisse. Mittels Magnetresonanztomographie konnte gezeigt werden, dass verschiedene Regionen im Gehirn aktiviert wurden, je nachdem, ob die Versuchspersonen eine positive oder eine negative Wirkung erwarteten.
Professor Irene Tracey von der Universität Oxford warnt Ärzte denn auch, die negativen Erwartungen von Patienten zu unterschätzen. Gerade Patienten mit chronischen Schmerzen hätten oft schon erfolglos mehrere Ärzte aufgesucht und erwarteten von einem neuen Arzt erst gar keine große Hilfe. Daran müssten die Mediziner erst einmal arbeiten, bevor irgendein Medikament einen Effekt auf die Schmerzen ihrer Patienten haben könne. Ärzten, die Schmerzpatienten behandeln, rät auch die Studienleiterin Bingel zur gezielten Aufklärung ihrer Klienten über Krankheit und Behandlung, um diese negativen Erwartungen zu vermeiden. Möglicherweise würde der Test, der an gesunden Menschen durchgeführt wurde, bei Kranken zu anderen Ergebnissen führen. Allerdings konnte damit eindrucksvoll gezeigt werden, wie stark Placebo- und Nocebowirkung den Behandlungserfolg beeinflussen können.
Holger von Rybinski
Pressemitteilung der University of Oxford, 17.02.2011: The placebo effect: expecting the best, fearing the worst
rme/äerzteblatt.de (2011): Schmerztherapie: Opiate mit starker Placebo- und Nocebowirkung