04.01.2011 (GWUP): Wie gefährlich alternativmedizinische Verfahren sein können, wird aus einer Veröffentlichung des Verbandes australischer Kinderärzte (Australian Paediatric Surveillance Unit) deutlich. Demnach wurden von 2001 bis 2003 46-mal schwere Komplikationen im Zusammenhang mit alternativen Therapien bei Kindern bis zu 16 Jahren gemeldet, bei 39 konnte ein unmittelbarer Zusammenhang mit der falschen Behandlung hergestellt werden.
Allein bei 44 Prozent der Fälle wurden Kinder geschädigt, weil zugunsten alternativer Behandlungsmethoden auf eine wissenschaftlich belegte medizinische Versorgung verzichtet wurde. Vier Kinder starben, weil sich deren Eltern weigerten, ihre Sprösslinge medizinisch behandeln zu lassen. Ein Kind, das an epileptischen Anfällen litt, starb, weil die Eltern die Epilepsie alternativmedizinisch behandelten. Ein anderes Kind verblutete, weil die Eltern es statt mit Blutgerinnungsmitteln komplementär behandeln ließen. Stets waren bei den geschilderten Fällen entweder die Verweigerung bewährter medizinischer Behandlungsmethoden Ursache für den Tod oder die Überdosierung von Naturheilmitteln, weil die Eltern offenbar die Nebenwirkungen unterschätzten - oder glaubten, Naturheilmittel hätten keine Nebenwirkungen. Ein acht Monate alter Säugling starb an Mangelernährung, weil er vom 3. Lebensmonat an wegen Verstopfung Diätnahrung in Form von Reismilch erhielt, ein 10 Monate altes Kind, weil es gegen ein Ekzem Homöopathika erhielt - und ebenfalls auf Diät gesetzt wurde (der behandelnde Homöopath wurde wegen Totschlags verurteilt).
Das British Medical Journal bringt es in einer Stellungnahme, der u. a. die geschilderten Fälle entnommen wurden, deutlich auf den Punkt: „Complementary medicines can be dangerous for children".
Holger von Rybinski
rme: Pädiatrie: Tod nach Alternativtherapie. Ärzteblatt.de, 23.12.2010