25.10.2010 (GWUP): Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) verkündet auf seiner Website die bevorstehende Gründung einer „Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie" (kurz WissHom). Die WissHom will sich „sich mit Forschung und Lehre im Bereich der homöopathischen Medizin und Tiermedizin, der homöopathischen Pharmakologie und Pharmazie" befassen. Die Forschung soll dabei das ganze Spektrum der Wissenschaften im Zusammenhang mit der Homöopathie berücksichtigen.
Böse Zungen könnten nun vermuten, dass damit auf die zunehmende Kritik an der Homöopathie als pseudomedizinischem System reagiert werden soll. Zwar ist die Homöopathie in Deutschland populär, sie sieht sich jedoch seit einiger Zeit vermehrt der Kritik ausgesetzt, weil immer mehr Menschen erkennen, dass es sich nur um Placebomedizin handelt.
Der DZVhÄ bemüht sich auf ihrem neu geschaffenen Blog scheinbar um Ausgeglichenheit. Man wolle transparent machen, was unterschiedliche Forscher, Wissenschaftler und Experten veranlasse, identische Daten unterschiedlich zu interpretieren. Es werden auch Kritiker zitiert wie Jürgen Windeler, der neue Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), und sogar auf einen seiner Artikel auf der GWUP-Homepage verwiesen. Die Initiatoren von WissHom sind natürlich überzeugt, dass die Homöopathie wirkt, und hoffen, mit ihrer Arbeit einen besseren Austausch zwischen Praxis und Forschung zu erzielen.
Freilich sollte man sich vom konstruktiven Ton nicht zu sehr einlullen lassen, denn letztlich werden nur alte Argumentationsmuster wiederholt. So lesen wir etwa: „Wir können in der Tat belegen, dass Homöopathie wirksam ist. Wir können auch schon recht gut belegen, dass es sich dabei um eine substanzspezifische Wirkung handelt. Aber dennoch bleibt das Ganze irgendwie unheimlich, mysteriös und schwer zu verstehen, wenn man genauer über den Wirkungsmechanismus nachdenkt." Das klingt einerseits so esoterisch, wie es ist, andererseits aber auch ein bisschen nach wissenschaftlicher Avantgarde, bei der ein Durchbruch kurz bevorsteht. Dem ist allerdings nicht so, denn es ist seit 1810, dem Erscheinungsjahr des „Organons der Heilkunst" von Samuel Hahnemann, nicht gelungen, wissenschaftlich haltbare Belege für die Wirksamkeit der Homöopathie zu erbringen. Die moderne Studienlage belegt recht klar, dass Homöopathika nicht besser wirken als Placebos.
Skeptiker dürfen also wohl vermuten, dass WissHom letztlich nur dazu dient, weitere Nebelkerzen in die kritische Debatte um die Homöopathie zu werfen, indem der Eindruck erweckt wird, die Wissenschaft sei sich uneinig, was den pseudomedizinischen Status der Homöopathie angeht.
Holger von Rybinski, Dr. Martin Mahner