Das Turiner Grabtuch wird  von vielen als das echte Grabtuch Christi angesehen. Ein Teil der Kontroverse beruht darauf, dass es bisher schwierig war, den genauen Mechanismus der Entstehung des Bildes zu verstehen, sowie mit einfachen Mitteln eine akzeptable Nachbildung des Grabtuches und ihrer Eigenschaften zu erstellen ("ein unmögliches Bild").

Die aus unserer Sicht wahrscheinlichste Erklärung ist, dass das Bild in seiner heutigen Form durch eine chemische Ätzung der Leinenfasern zustande gekommen ist.  Dieser Prozess  kann durch nicht pH-neutrale Verunreinigungen von roter Ockerfarbe zustande kommen, wie sie der mittelalterliche Künstler benutzt hat. Das ursprüngliche Bild wurde mit einer einfachen Reibetechnik erzeugt. Über die Jahrhunderte ging immer mehr von der Farbe verloren, zurück blieb das heutige, schwache und geisterhafte Bild. Diese ursprünglich von Joe Nickell geäußerte Hypothese ist nie getestet worden.

Wir haben gezeigt, dass ein Grabtuch in voller Größe sehr wohl durch eine solche Reibetechnik mit einem menschlichen Körper als Vorlage erzeugt werden kann.

In der Praxis wird ein Leinentuch flach über einen Freiwilligen gelegt, wonach das Pigment aufgerieben wird. Anschließend wird das Bild des Körpers freihändig fertiggestellt. Als Vorlage für das Gesicht muss man statt eines menschlichen Modells auf ein Basrelief zurückgreifen, um die sonst entstehenden Verzerrungen und Verbreiterungen der Seiten durch die Abbildung der dreidimensionalen Vorlage auf dem flachen Tuch zu vermeiden. Wir haben auch gezeigt, dass ein Tuch mit aufgeriebenen säurehaltigen Pigmenten durch Erhitzung im Ofen künstlich gealtert werden kann. Wenn dann die Pigmente herausgewaschen werden, erhält man ein Bild mit den charakteristischen Merkmalen des Turiner Grabtuches.

Das Ergebnis ist das typische Pseudo-Negativ Bild mit unscharfen Halbtönen, das nur auf den obersten Teile der Fasern sitzt, einige 3D-Eigenschaften besitzt und nicht flouresziert. Um ein möglichst originalgetreues Replikat zu erhalten, haben wir auf unserem 4 Meter langen Replikat "Blut"-Spuren, Brandlöcher, Verbrennungen und Wasserflecken hinzugefügt.

Wir glauben, dass unsere Versuche über den bloßen Charakter einer Nachbildung hinaus eine interessante Ergänzung zur angehenden Debatte um das vielleicht doch nicht so unmögliche Bild darstellt.

Luigi Garlaschelli

 

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• Turiner Grabtuch - nachgemacht
• Zweifel am Alter des Turiner Grabtuchs (Skeptiker 4/2005)