10.04.2010 (GWUP) - Heute beginnt die Ausstellung des Turiner Grabtuches im Turiner Dom. Alles deutet seit langem darauf hin, dass das Leinen mit großer Wahrscheinlich das Werk eines Künstlers aus dem 14. Jahrhundert ist. Dafür gibt es drei wichtige Belege, von denen jeder für sich genommen schon großes Gewicht besitzt:
- Der Bischof von Troyes, Pierre d’Arcis, schreibt 1389 an den Papst, dass das Tuch auf listige Art und Weise gemalt sei, und dass der Künstler dies auch attestiert habe. Er beruft sich auf eine Untersuchung seines Vorgängers Henri de Poitiers, der eine Untersuchung einleitete, als das Tuch erstmals in Lirey (Frankreich) ausgestellt wurde.
- Der führende Mikroanalyst Walter McCrone untersuchte Ende der 70er Jahre Proben, die mit Klebebändern von dem Tuch genommen worden waren. Er stellte aufgrund von mikroskopischen und Röntgenbeugungs-Analysen fest, dass das Tuch genau an Bild-Stellen Eisenoxyd (Ocker) enthielt, nicht aber an freien Stellen. Ebenso fand McCrone Zinnoberrot an „Blut-Stellen“, daneben auch Tempera, die als Bindemittel für Farbe verwendet wird. Dies sind typische Materialen für Künstler des Mittelalters. Dagegen waren alle spezifischen Tests für Blut negativ.
- Die Kohlenstoffdatierung 1988 durch drei unabhängige Labors ergab, dass das Tuch im 13./14. Jahrhundert entstanden ist und bestätigte damit die Hypothese der Wissenschaftler: Empfehlenswert dazu ist das Buch „Relic, Icon or Hoax? Carbon Dating the Turin Shroud“ von Harry E. Gove (Gove 1996). Dort sind auch Bilder der Proben vom Tuch zu sehen, außerdem enthält der Band Beschreibungen der Reinigung des Tuches, die abenteuerliche Thesen von „Verunreinigungen“ widerlegen.
Es bleibt die Frage, warum sich die Legenden um das Tuch trotzdem so hartnäckig halten. Vermutlich liegt es daran, dass für die Befürworter der Echtheit die Schlussfolgerung von vornherein fest steht. Belege werden selektiv wahrgenommen, und dem Erfindungsreichtum an Ausreden selbst angesichts der eindeutigen Beweise für eine Entstehungszeit im Mittelalter scheinen keine Grenzen gesetzt.
Literatur:
- Gove, H. E. (1996): Relic, Icon or Hoax? Carbon-Dating the Turin Shroud. Institute of Physicx Publishing. Bristol, Philadelphia.
- Sarma, A. (2000): Ein Tuch mit sieben Siegeln? Das Turiner Grabtuch als Forschungsgegenstand. Skeptiker 2/00.
- Sarma, A. (2006): Grabtuch-Forscher auf der falschen Fährte. Skeptiker 1/06.
- Matthiesen, S. Zweifel am Alter des Turiner Grabtuches. Skeptiker 4/05.
- Harder, B. (2009): Kein Tuch mit sieben Siegeln
Lesen Sie außerdem bei den Skeptikern:
- Lexikoneintrag "Turiner Grabtuch"
- Das Turiner Grabtuch: Fragen und Antworten
- Sieben Mythen über das Turiner Grabtuch
- Turiner Grabtuch - Blut und Farben
- Turiner Grabtuch - Die Sache mit den Pollen
- Turiner Grabtuch - nachgemacht
- Wie wurde das Turiner Grabtuch angefertigt?
- Zweifel am Alter des Turiner Grabtuchs (Skeptiker 4/2005)