11.07.2007 (GWUP) - Volkskundler veröffentlicht neue Forschungsergebnisse – Das Unheilsdatum ist Folklore aus den 1950er-Jahren – Keine erhöhte Unfallrate nachweisbar – Auch die "selbsterfüllende Prophezeiung" ist eine Mär.
Die Angst vor der Zahl 13 gilt als machtvoller Aberglaube. Sogar einen psychologischen Fachausdruck gibt es dafür: „Triskaidekaphobie“ heißt die übersteigerte Furcht vor der 13. Doch die phantasievolle Wortschöpfung ist gar keine anerkannte wissenschaftliche Bezeichnung, sondern geht zurück auf einen dubiosen amerikanischen Therapeuten, der sich auf die Behandlung von Phobien spezialisiert hat.
Kaum anders sieht es mit der Kombination „13“ und „Freitag“ aus: Der vermeintliche Unglückstag ist eine modische Erfindung des 20. Jahrhunderts und gründet mitnichten auf uralten Überlieferungen und Erfahrungswissen. Darauf macht der Augsburger Volkskundler Dr. Stephan Bachter in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift „Skeptiker“ aufmerksam.
Der Aberglaube an „Freitag, den 13.“ als Unglückstag ist zwar geringfügig älter als bisher angenommen, aber trotzdem eine sehr junge Erscheinung. Und vor allem besteht kein Grund zur Sorge vor dem 13. Juli, der in diesem Jahr auf einen Freitag fällt.
Zauberbuch in den Schlagzeilen
„Volkskundler wissen aus älteren Umfragen, dass die Idee von ‚Freitag, dem 13.’ als Unglückstag erst seit den 1950er Jahren bekannt ist“, erklärt Bachter zu seinen neuesten Forschungsergebnissen. „Vor dem Zweiten Weltkrieg kannte man diese Vorstellung überhaupt nicht.“ Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machte Freitag, der 13., als Unglückstag und postmoderner Markierungspunkt Karriere, als findige Journalisten ihn mit dem Börsencrash vom Mai 1927 und der beinnahe gescheiterten Apollo-13-Mission von 1970 in Verbindung brachten.
Bisher waren Experten davon ausgegangen, dass „Freitag, der 13.“ erstmals in einer Zeitungsglosse aus dem Jahr 1957 erwähnt wurde. Bachter präsentiert nun in der Mitte August erscheinenden Ausgabe der Zeitschrift „Skeptiker“ (Nr. 2/2007) einen Text aus einem sogenannten Zauberbuch, in dem der Unglückstag „Freitag, der 13.“ bereits im Jahr 1950 erwähnt wird. Beim dem Werk handelt es sich um eine Ausgabe des berüchtigten „6.und 7. Buch Mosis“, das von 1950 bis in die 70er Jahre hinein in hoher Auflagenzahl verbreitet war und immer wieder für Schlagzeilen sorgte.
Aberglaube von Medien verbreitet
„Hier findet sich der erste Hinweis darauf, dass man an einem Freitag, der auf den 13. Tag eines Monats fällt, keinesfalls etwas Wichtiges unternehmen soll – es werde fast immer Unglück bringen“, zitiert Bachter aus der kruden Spuk-Schwarte, eine angeblich „magische“ Schrift, die rezeptartige Handlungsanweisungen beinhaltet und ihrem Besitzer okkulte Kräfte verleihen soll.
Bachter wurde 2005 an der Universität Hamburg mit einer Arbeit über Zauberbücher promoviert und gilt für diese Texte als Spezialist mit profunder Detailkenntnis. „Das ‚6.und 7. Buch Mosis’ war zu seiner Zeit recht populär. Von dort ausgehend hat sich die Vorstellung von ‚Freitag, dem 13.’ wohl verbreitet und festgesetzt“, schließt der Volkskundler aus seinen Recherchen.
Keine Belege für gehäufte Unglücke
Als erklärter Skeptiker und Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP sieht Bachter selbst die Sache ganz nüchtern. Er hält nichts von der Vorstellung, dass „Freitag, der 13.“ irgendwem Unglück bringe.
Die Statistik gibt ihm Recht: Keine Untersuchung konnte bisher belegen, dass es an solchen Tagen eine besondere Häufung von Unfällen gibt. „Nicht einmal der Effekt der sich selbst erfüllenden Prophezeiung tritt nachweislich auf“, so Bachter weiter. „Unsere Aufmerksamkeit wird lediglich von den Medien auf dieses Datum als besonderen Unglückstag gelenkt. Unsere Wahrnehmung für Missgeschicke ist dann sensibler. Wenn uns dann doch etwas passiert, reden wir mit Nachbarn, Freunden und Kollegen eher darüber als sonst. Das wiederum stärkt den Mythos.
Wem nichts zustößt, der spricht das Thema auch nicht an“, erklärt der Spezialist für Magie und Aberglauben, der auch schwarze Katzen von links, verschüttetes Salz oder zerbrochenem Spiegelglas nicht fürchtet.
GWUP e. V.
Infos: GWUP-Online-Lexikoneintrag "Aberglaube"