19.02.2017 (GWUP): Eine neue Studie der Princeton University kommt zu dem Schluss, dass Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen, anfälliger für Verschwörungstheorien sind.
Wie englischsprachige Medien, daruter auch die „International Business Times", berichten, wurden dazu 119 Studienteilnehmer über ein Online-Tool für Arbeitssuchende geworben. Die Teilnehmer wurden erst gebeten, über ein kürzlich stattgefundenes unerfreuliches Ereignis zu schreiben, in das ein enger Freund involviert war. Dann mussten sie dies mit einer Auswahl von 14 Emotionen beschreiben, unter anderem mit dem Begriff „exclusion" (Ausgrenzung). Darauf erhielten sie einen Fragebogen, bei dem sie zehn Aussagen auf einer Skala von „absolut falsch" bis „absolut wahr" bewerten sollten, etwa „Ich suche einen Sinn und eine Aufgabe für mein Leben" oder „Ich habe einen zufriedenstellenden Lebenssinn entdeckt". Danach sollten die Probanden drei der am weitesten verbreiteten Verschwörungstheorien bewerten, nämlich die Behauptung, Pharmafirmen hielten aus finanziellen Gründen Therapien zurück, die Regierung nutze unterschwellige Botschaften, um Bürger zu beeinflussen, und dass die oft berichteten, scheinbar unerklärlichen Ereignisse im Bermuda-Dreieck Belege für paranormale Phänomene lieferten. Die Psychologen aus Princeton, die ihre Ergebnisse im „Journal of Experimental and Social Psychology" veröffentlichten, sahen ihre These nach Analyse der Daten bestätigt: Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen, neigen eher zu Verschwörungstheorien. Den Grund für diese Neigung sehen die Wissenschaftler im Versuch, dem eigenen Erleben einen Sinn zu geben. Gerade gefühlte Ausgrenzung führe dazu, dass sich die Leute fragten, warum dies so sei, und verstärke den Hang zu Verschwörungstheorien. Mit einer zweiten Studie an 120 Studenten aus Princeton wollten die Forscher herausfinden, ob der Grad der Ausgrenzung für den Glauben an Verschwörungstheorien entscheidend sei. Die Studierenden sollten sich dazu erst selbst beschreiben, nämlich, was es bedeute, sie selbst zu sein, dann, welche Person sie gerne wären. Angeblich sollten diese Selbstbeschreibungen anderen Studenten vorgelegt werden, damit diese entscheiden könnten, ob sie mit ihren Kommilitonen Arbeitsgruppen bilden wollten. Tatsächlich erhielten die anderen Teilnehmer jedoch nur von den Forschern verfasste Texte. Dann wurden drei Gruppen gebildet: Studenten, mit denen andere Arbeitsgruppen bilden sollten, solche, die abgelehnt wurden, und eine dritte Gruppe, die überhaupt kein Feedback erhielt. Anschließend wurden alle wieder zu Verschwörungstheorien befragt. Ergebnis: Wieder neigten die vermeintlich Ausgegrenzten stärker zu Verschwörungtheorien als andere.
Alain Corman von der Princeton University rät daher dazu, den „Kreis der Ausgrenzung" zu durchbrechen. Entscheidungsträger sollten bei der Entwicklung von Gesetzen und Verordnungen darauf achten, ob sich Menschen bei Verordnungen nicht ausgegrenzt fühlten, ansonsten würden geradezu Gemeinschaften geschaffen, die anfällig für Verschwörungstheorien seien.
Die mit relativ wenigen Teilnehmern durchgeführte Studie zeigt immerhin einen interessanten weiteren Aspekt auf, warum Menschen für Fake-News und Verschwörungstheorien anfällig werden können. Die Gründe dafür sind jedoch vielfältig. „Online-Hass, Verschwörungstheorien und sinkendes Vertrauen in die Medien" war auch das Thema einer Tagung in Berlin, bei der SKEPTIKER-Chefreporter Bernd Harder als Experte sprechen durfte.
Holger von Rybinski