11.08.2013(GWUP): Gerade ist noch die Diskussion um eine Studie Schweizer Schlafforscher
in vollem Gange, die einen Einfluss des Vollmondes auf die Chronobiologie von an Schlaflosigkeit leidenden Patienten gemessen haben wollen. Wiener Astrophysiker haben nun zumindest zur Frage, ob die Helligkeit des Mondes eine größere Rolle spielen könnte, interessante Ergebnisse geliefert.
Wie der ,,Standard" berichtet, hatten die Wiener vom Berg Schöpfl aus in einem Sieben-Sekunden-Zyklus
die nächtliche Helligkeit über der Stadt vermessen. Im Vergleich dazu vermaß man den Lichteinfluss des Mondes auf den Nachthimmel der Stadt. Das Ergebnis ist ernüchternd für diejenigen, die als Möglichkeit in Betracht ziehen, wegen der intensiveren Helligkeit bei Vollmondnächten schlechter zu schlafen: Die künstliche nächtliche Lichtglocke über der Millionenstadt Wien ist 1570-mal stärker als die natürliche, bei Neumond bestehende Beleuchtung. Der Astropysiker Thomas Posch weist in dem Artikel darauf hin, dass auch der Bewölkungsgrad und Schneefall den städtischen Lichtpegel um das bis zu Zehnfache gegenüber klarem Himmel verstärken. Auch die Aufhellung durch den Vollmond werde weit übertroffen.
Als Zeitgeber verliere der Mond in Großstädten daher an Bedeutung. Die Astrophysiker raten dazu, Studien über den Einluss des Mondes auf die Schlafqualität in vertiefter Form durchzuführen. Wo der Mond noch die primäre nächtliche Lichtquelle sei, müsse das bei den an Schlaflosigkeit Leidenden bei derartigen Untersuchungen berücksichtigt werden.
Christian Cajochen, einer der Verfasser der Studie, bei der ein Einfluss des Mondes auf die Schlafqualität gemessen wurde, glaubt einem Interview mit dem ,,Deutschlandfunk" zufolge selbst nicht daran, dass das Licht Ursache für die ermittelten Schlafstörungen war, weil die Versuchspersonen zumindest kein Mondlicht sehen konnten. Eher vermutet er eine (noch nicht belegte) ,,circalunare Uhr" beim Menschen, also einen Taktgeber, der auf Mondeinflüsse reagiert, und der bei niederen Lebewesen nachgewiesen wurde.
Bevor man sich auf diese Schlussfolgerung festlegt, sollte man vielleicht jedoch versuchen - wie von den Wiener Astrophysikern gefordert - andere mögliche Einflüsse zu berücksichtigen.
Holger von Rybinski