Künftig wird es an staatlichen Universitäten etliche Studienabschlüsse im Bereich alternativmedinischer Verfahren nicht mehr geben. Dies berichtet die Deutsche Welle in einer aktuellen Meldung.
Demnach wird sich schwer tun, wer sich für einen Studiengang für Homöopathie, Naturheilverfahren oder Reflexzonenmassage einschreiben will. Die University of Derby (die ihren Studenten als Service immerhin noch eine chiropraktische Behandlung anbietet) schließt dieses Jahr ihre Fakultät für Komplementärmedizin; die Londoner University of Westminster nimmt keine Studenten dafür mehr an. Von ehemals 14 Bachelor-Studiengängen in diesem Bereich an der Uni Westminster sind nur noch vier übriggeblieben: für Akupunktur und Kräutermedizin.
Offenbar haben die Kampagnen von Hochschulprofessoren wie David Colquhoun vom University College London und Gruppen wie Sense about Science Erfolge gezeitigt. Von ehemals 45 Studiengängen zu alternativen Heilmethoden, die von ihm als Kurse in „Quacksalberei" bezeichnet werden, wurden 21 mittlerweile abgeschafft. Gegenüber der Deutschen Welle betonte er, dass Universitäten naturgemäß keine nicht-akademischen Fächer unterrichten sollten. Zwar wäre seiner Meinung nichts dagegen einzuwenden, wenn Dinge wie Akupunktur, Chiropraktik oder Homoöpathie als etwas gelehrt würden, woran die Leute früher glaubten, bevor man besser darüber Bescheid wusste. Stattdessen werden solche Dinge jedoch Studenten beigebracht, die damit dann Patienten behandelten, „als ob das alles wahr wäre".
David Peters von der University of Westminster bestreitet, dass die öffentliche Kritik an derartigen Studienangeboten für deren Streichung verantwortlich ist. Er nennt die geringe Zahl von Einschreibungen und die hohen Kosten als Gründe. Er selbst würde diese Kurse gerne weiterhin anbieten, schließlich könne man nirgendwo besser forschen, als an einer Universität. Wenn man kompetente Alternativmediziner wolle, die die Sprache der Medizin sprechen, müssten diese auch an Universitäten ausgebildet werden. Seiner Meinung nach wurde im Bereich der Alternativmedizin auch noch nicht genug geforscht.
Dieser Aussage dürfte die Mehrheit der Wissenschaftler allerdings widersprechen. So hat sich bereits vor zwei Jahren das Science and Technology Committee des britischen Unterhauses gegen die Unterstützung der Homöopathie mit öffentlichen Geldern ausgesprochen. Auch für eine Vielzahl anderer Verfahren ist die Beweislage äußerst dürftig. Wer hierüber mehr wissen will, sei auf unsere Themeneinträge zur Komplementär- und Alternativmedizin verwiesen.
Holger von Rybinski
Hanlon, Michael (2012) Lie back and relax: reflexology and aromatherapy degrees are dropped. The Telegraph, 03. Januar 2012