Zeitschrift Skeptiker 1/2022

Skeptiker 1 2022

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Heilpflanzen – Produktiv streiten

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Thema

Heilpflanzen

Natürlich – sicher – wirksam?

Bestimmte Pflanzen und Pflanzenextrakte werden wegen angeblich heilender Wirkungen beworben, ohne dass sie den strengen Regeln des Arzneimittelgesetzes unterliegen. Was können Heilpflanzen? Und bedeutet „natürlich“ auch sicher und wirksam? Sind Pflanzen gesund? Im Gegensatz zu typischen Nahrungspflanzen, wie der Kartoffel oder dem Kürbis, enthalten Heilpflanzen besonders viele sekundäre Pflanzenstoffe und relativ wenig verwertbare Kalorien. Die allermeisten sekundären Pflanzenstoffe wurden von den Pflanzen als Gifte gegen Fressfeinde entwickelt und werden von unserem Verdauungstrakt auch wie solche behandelt. Die Bioverfügbarkeit der meisten pflanzlichen Abwehrstoffe ist so minimal, dass Wirkungen über den Verdauungstrakt hinaus vornherein ausgeschlossen sind. Deswegen – und nur deswegen – ist der Konsum von Heilpflanzen selbst meist frei von unerwünschten Wirkungen. Während Heilpflanzen als Tees zubereitet oder als Gewürze verwendet in den üblicherweise konsumierten Mengen für den Menschen kaum schädlich sind, bergen konzentrierte Pflanzenextrakte in optimierter Verkapselung, die die Bioverfügbarkeit erhöht, das Risiko ernsthafter Vergiftungen. Im Gegensatz zu Funktionsarzneimitteln mit spezifischer und selektiver heilender Wirkung bei einer bestimmten Erkrankung werden pflanzliche Stoffe als Allheilmittel gepriesen, was nichts anderes bedeutet als eine unspezifische Toxizität gegenüber jedem getesteten Lebewesen oder Zelltyp. Einige Heilpflanzen enthalten tatsächlich wirksame Moleküle. Eine sichere Anwendung zur Behandlung einer Krankheit ist jedoch erst nach Zulassung als Arzneimittel gegeben.

Petra Schling, Seite 4

Forum

Produktiv streiten über „Produktives Streiten“

Diskursoptimierung, Moralisierung und Cancel Culture

In pandemischen Zeiten, in denen sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten tiefe Gräben durch Politik, Zivilgesellschaft, Freundschaften und Familien ziehen, während gleichzeitig eine kohärente Krisenstrategie gefunden werden muss, kann das 2020 erschienene Buch „Produktives Streiten“ beanspruchen, besonders einschlägig zu sein. Laut den Autoren Tobias Wolfram, Felix Urban, Michael Tezak und Johannes Kurzbuch befinden wir uns – auch unabhängig
von der Pandemie – in einer diskursiven Krise: Die kollektive Fähigkeit zum produktiven Dialog kommt uns abhanden; um die soziale (wenn auch nicht die rechtliche) Meinungsfreiheit ist es schlecht bestellt; und das unaufgeregte, rationale Argument hat einen schweren Stand.Im Sinne des zentralen Appells des Buches, das wir mit Gewinn gelesen haben, wollen wir die Thesen der Autoren im Folgenden nicht nur nachzeichnen, sondern ihnen anschließend auch einen produktiven Streit anbieten.

Adriano Mannino, Marina Moreno, Seite 16

Nachruf

Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939 – 2021)

Amardeo Sarma, Seite 21

Berichte

Die Zombie-Apokalypse fiel aus

Der Prognosencheck 2021

Michael Kunkel, Seite 22

20 Jahre Prognosencheck

Ein Interview mit Michael Kunkel

Inge Hüsgen, Seite 23

Wissenschaft muss spannend sein

Interview mit Bijan Kaffenberger

Bärbel Schwertfeger, Seite 25

Kolumne

Onkel Michael regt sich auf

Michael Scholz, Seite 29

Magazin

„Dummheit wird immer und überall unterschätzt“

In ihrem Buch „Dummheit“ erklärt die österreichische Psychiaterin Heidi Kastner, wie Dummheit von Emotionen gesteuert wird und warum es gefährlich sein kann, sie zu unterschätzen. Ein Interview.

Bärbel Schwertfeger, Seite 30

„Der Unwissenschaftlichkeit etwas entgegensetzen“

Der Youtube-Kanal „Sprechstunde mit Dr. Hegedüs“ klärt über Impfmythen und Falschbehauptungen von prominenten Corona-Verharmlosern wie Bhakdi, Schiffmann, Wodarg oder Wagenknecht auf. Mehr als 10.000 Abonnenten zählt der Betreiber Janos Hegedüs mittlerweile. Skeptiker-Chefreporter Bernd Harder sprach mit dem Facharzt für Innere Medizin über Scharlatanerie, Klagen und die Pandemie als Weckruf.

Seite 34

Der Verschwörungs-Check

Wie kann man mit vertretbarem Aufwand feststellen, ob eine Verschwörungstheorie völlig unplausibel oder zumindest überlegenswert ist? Und passt der Begriff überhaupt? Darüber sprachen wir mit dem Philosophen Andreas Edmüller.

Bernd Harder, Seite 38

Buchkritik

Gerd Gigerenzer: Klick – Rouven Schäfer, Seite 43

Ursula Poznanski: Shelter – Holger von Rybinski, Seite 44

Neu erschienen

Seite 45

Leserforum

Seite 46