UFOs
Wie ärgerlich, wenn man seit Jahren an UFOs forscht und noch immer nicht von Außerirdischen entführt worden ist! Berichte rund um UFOs gibt es viele, überzeugende Daten fehlen bis heute.

Die Erde, ein „kosmischer Zoo?“

Werner Walter

Unbekannte Flugobjekte (UFO), gibt es die wirklich? Es wäre vermessen, diese Frage einfach mit „Nein“ zu beantworten. Selbstverständlich gibt es Wahrnehmungen von UFOs, wie jüngst um Würzburg geschehen. Doch ob diese Fliegende Untertassen oder sogar Wesen von anderen Planeten sind, ist eine ganz andere Frage.

Selbst erfahrene Flieger, Astronomen und Polizisten melden die Wahrnehmung von himmlischen Erscheinungen, die sie nicht erklären konnten. Seit 1947 wird von „flying discs“ gesprochen und schon frühzeitig sahen besonders interessierte Promotoren darin das Manifest außerirdischer Besucher. Sie nannten diese Objekte „Fliegende Untertassen / ET“ (ET steht für extraterrestisch) und banden sie fest in ihr Konzept zur Deutung von gesichteten unbekannten Flug-Objekten ein.

UFOs, im Sinne von unbekannten, nicht identifizierten fliegenden Objekten, gibt es tatsächlich. Fliegende Untertassen extraterrestrischen Ursprungs jedoch, gibt es nicht. Unbestritten ist, daß die Welt immer wieder durch Sichtungen von UFOs aufgeschreckt worden ist. Angstauslösend sind Ideen und Phantasien über außerirdische Invasoren oder irgendwelche Galaktiker, die die Erde als eine Art „kosmischen Zoo“ betrachten. Die Vorstellung über „Brüder im All“ (space brothers) geht auf eine Science Fiction-Filmidee zurück, die in dem amerikanischen Utopiafilm „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ dargestellt worden ist. Seither berichten sogenannte „Kontaktler“ über ihre Verbindungen zu außerirdischen Weltraumfahrern, die selbst einer galaktischen Föderation angehören sollen. Diese seien in einem universalen Friedensauftrag tätig. Daß sich in diesen „Botschaften“ dann in Wirklichkeit nicht mehr als subjektive Friedenswünsche ausdrücken, übersehen die meisten UFO-Fans geflissentlich.

Die zuweilen hitzige Diskussion um UFOs entbrennt wohl vor allem deswegen, weil sich hier vermeintlich etwas zeigt, was der Mensch nicht geschaffen hat, und das angeblich außerhalb seiner Kontrolle liegt. Gleich, ob nun UFOs physikalisch real Zu Pennen sind oder nicht, ein gewisses soziopsychologisches Phänomen hat sich daraus verselbständigt: der UFO-Glaubens-Kult. Ist er ein moderner Aberglaube des High-Tech-Zeitalters, sozusagen ein New Age-Syndrom der Moderne? Unzweifelhaft sind sogenannte (selbsternannte) UFOlogen eine besondere Gruppe von Menschen. Sie geben sich weitabgeklärt und begegnen mit offener Gesinnung dem vermeintlich Neuen, das sie als fortschrittlich und föderativ ansehen. UFOlogen haben sich einer Idee verschrieben und wollen den Inhalt dieser Idee verbreitet wissen. Sie wollen die Menschen mit einer „neuen Wirklichkeit“ beglücken, überbracht von Fliegenden Untertassen.

Doch die rationale, wissenschaftliche Welt macht es den UFO-Fans nicht leicht. Sie lehnt die angebotenen Nachweise als Fehleinschätzung, ja, als Lug und Trug oder sogar als Scharlatanerie ab. So fühlen sich die Mitglieder der UFO-„Studiengruppen“ und „freien Akademien der UFOlogie“ nicht anerkannt und führen einen Kampf gegen die „verblendeten Wissenschaftshörigen“. Da bleibt es nicht aus, daß von „Verschwörungskonzepten“ und „Wahrheitsverheimlichungen“ gesprochen wird. In dieser gedanklichen Welt leben jene Menschen, die dafür sorgen, daß der UFO-Aberglaube lebhaft ist und gut vermarktet wird.

Steven Spielbergs phantastischer UFO-Film „Unheimliche Begegnungen der Dritten Art“, ein Millionen-Erfolg an der Kinokasse, wäre vermutlich nicht möglich gewesen, hätte ihm nicht die populäre UFO-Debatte in den letzten Jahrzehnten den erforderlichen Nährboden geschaffen. Weltweit gut organisiert, gelang es den UFOlogen, eine publikumswirksame Propaganda zu betreiben, das .UFO-Geheimnis“ zu nähren. Die Wissenschaft hatte außer pauschaler Ablehnung dem nichts entgegenzusetzen. Im Gegenteil, durch unzureichende und teilweise sogar falsche Erklärungen für einzelne UFO-Beobachtungen oder bestimmte Themenkomplexe fand die „Verschwörungstheorie“ neue Nahrung, was den UFO-Glauben unbeabsichtigt begünstigte.

So erklärte kein geringerer als Prof. Heinz Haber einem Millionenpublikum in der ehemaligen ZDF-Sendereihe Drehscheibe“ am 26. März 1982, die gemeldete Sichtung einer halbstündig wahrgenommenen UFO-Erscheinung nahe Darmstadt sei ein Meteorit. In Wirklichkeit war sie die Kombination am Horizont sichtbarer Sterne und des Vorbeiflugs eines dahinziehenden Hubschraubers! Ein weiteres Beispiel betrifft Prof. H. Kaminsky, „Hofberater von Springers BILD für alle kosmischen Katastrophen“, der eine UFO-Wahrnehmung“ im nächtlichen Bielefeld am 9. Mai 1979 ebenso zum großen Meteoriten“ machte (Neue Westfälische, 10. Mai 1979). Dabei sagten 30 Beobachter, daß das Objekt zwischen 3:45 und 4:00 Uhr langsam wie ein Fesselballon gen Bielefeld-Brackwede schwebte“. In Wirklichkeit war es ein Party-Gag-Heißluftballon, ein Kinderspielzeug.

UFO-Sichtungen stoi3en in weiten Teilen der Presse auf wohlwollende Resonanz. Zack, weg war’s“, überschrieb die Würzburger Main Post in ihrer Ausgabe vom 15. April 1988 die Sichtung einer grün leuchtenden Kugel, wahrgenommen von mehreren Bürgern. Einen Tag zuvor wußte das Fränkische Volksblatt über das gleiche fluoreszierende Himmelsphänomen zu berichten. Eine Sternschnuppe, Leuchtkugel, der Mond oder ein Blitz wurden von den Zeugen, der Polizei, der Feuerwehr, der Würzburger Sternwarte und sogar der ansässigen Wetterwarte ausgeschlossen.

Fachleute von CENAP, dem Centralen Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene“ mit Sitz in Mannheim, nahmen sich des ungeklärten Phänomens an. Seit 1976 untersucht die CENAP alle ihr bekannt gewordenen UFO-Sichtungen in der Bundesrepublik. Resultat der akribischen, zwölfjährigen Arbeit, an der sich auch Experten der Flugsicherung und meteorologischer Stationen, Astronomen und Polizisten beteiligen: In keinem einzigen der bisher 350 bearbeiteten Fälle wurde ein Hinweis auf außerirdische Besucher gefunden. Die Boten aus den Tiefen der Galaxis entpuppten sich allesamt entweder als Heißluftballons, Flugzeug- oder Hubschrauberlichter, Sterne, Planeten, Meteore oder atmosphärische Turbulenzen. Gut 90 von 100 Himmelsphänomenen wurden nachts beobachtet.
Bei den gesichteten grünschimmernden UFOs in der Nähe von Würzburg handele es sich vermutlich um Laserstrahlen, die in Nürnberg, rund 90 Kilometer Luftlinie vom Ort der Sichtung entfernt, anläßlich einer beliebten TV-Spielshow, Vier gegen Willy“, projiziert worden seien, gab eine Bürgerin am Ort des Geschehens kund. Doch mit einem kugelförmigen Leuchtphänomen, das wie verpuffendes Gas“ sich gebärdet, hatte die Laser-Interpretation wenig gemein.

Edgar Wunder von der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft der Sternwarte Nürnberg, der mangels freier Sicht – der Himmel war tief bewölkt – das Laser-Schauspiel observierte, konnte die Laser-These schließlich widerlegen. Die kohärente grünliche Illumination am Hauptturm der Nürnberger Burg sei mit dem bloßen Auge kaum sichtbar gewesen. Um das Spektakulum zu geniei3en, hätte er das größte zur Verfügung stehende Teleskop auf die Mauerfugen, Entfernung 3,5 Kilometer, halten müssen. Somit schied diese Variante als Deutung aus. Auch Alkohol war nicht im Spiel. Denn die beiden Hauptzeugen des nächtlichen Phänomens, zwei Damen von Tischtennisverein TV-Ochsenfurt, wurden die Erscheinung nach einem schweißtreibenden Verbandsspiel gewahr. Und da ist Alkohol verpönt, Mineralwasser gefragt.

Also doch UFOs? „Wir vermuten aufgrund der uns zugegangenen Beschreibungen vielmehr eine Meteorerscheinung“, deutet Astronom Wunder die mysteriöse Darbietung. Zum genannten Termin sei nämlich der Meteorstrom Virginiden aktiv gewesen. Sein Ausstrahlungspunkt lag im Sternbild der Jungfrau, die zum Zeitpunkt der Beobachtung im Südosten stand. was der Richtung Würzburg-Nürnberg entspreche. Angesichts der ungewöhnlich langsamen Geschwindigkeit dieser Meteore, etwa nur 30 Kilometer pro Sekunde in den obersten Schichten der Atmosphäre, und somit in verglühenden Eintritt in Erdatmosphäre leuchtend sichtbar, sei „eine erste Fehlklassifikation des Phänomens als UFO wahrscheinlich“, sagt Wunder.

Werner Walter ist Mitglied vom „Centralen Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels Phänomene“ (CENAF) in Mannheim und Herausgeber des „CENAP-Reports“.

 

Dieser Artikel erschien im Skeptiker 2/1988.

Das UFO-Phänomen von Greifswald – Ein deutscher Klassiker

Werner Walter

Immer wieder werden irgendwo auf dem Globus sogenannte unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) beobachtet, deren Natur und Herkunft dem Betrachter verschlossen bleiben. Manche Vorfälle dieser Art sind so spektakulär, dass sie zu Dauerbrennern der „UFO-Beweisführung“ werden und eine gewisse „Unsterblichkeit“ erlangen. Einer dieser Klassiker ereignete sich in Deutschland, und zwar am Abend des 24. 8. 1990. Im Ostseeraum über dem sogenannten „Greifswalder Bodden“ nahe der polnischen Grenze erschienen mysteriöse kugelförmige Lichter, die von vielen Menschen mehr als eine halbe Stunde lang beobachtet werden konnten. Als „Greifswald-UFOs“ wurde dieses Phantom der Lüfte weltweit bekannt, und Mecklenburg-Vorpommern tauchte erstmals auf der paranormalen Landkarte auf.

 

Der Fall begann für uns vom „Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ (CENAP) mit einer Bild-Schlagzeile vom 1. 9. 1990: „Atomphysiker filmten UFOs – leuchtend weiße Teller im Formationsflug“. Entlang der Küste und auf der Ferieninsel Rügen sowie weiter im Landesinneren bis nach Greifswald hätten unzählige Menschen plötzlich „Lichtertrauben“ am Himmel auftauchen und dann gemächlich herabsinken sehen. Sieben leuchtende Kugeln seien gegen 20.00 bis 20.30 Uhr gemächlich vorbei geschwebt, angeordnet „wie eine Traube“, und seien lautlos zwischen Rostock und Usedom verschwunden. 50 Bewohner der Ostseeküste sollen die Himmelserscheinung ausgemacht und der Polizei gemeldet haben. Auch vom Ferienheim „Solidarität“ bei Rostock aus wurden die Objekte gesehen. In Greifswald nahm das Ehepaar Iwanowa das fantastische Ereignis sogar auf Video auf und inspirierte damit, siehe oben, die Boulevardpresse.

Obwohl meine Kollegen vom CENAP und ich selbst seit 1973 in der UFO-Forschung tätig sind und wir seit 1976 auch UFO-Sichtungen überprüfen – so etwas hatten wir noch nicht gehört. Erste Nachfragen verliefen im Sande. Die Volkspolizei in Rostock wusste angeblich von nichts.

Als wir schließlich eine Videokopie der Aufnahmen von den Iwanowas erhielten, staunten wir noch mehr. Was war auf dem Film der russischen Ärzte in Greifswald zu sehen? Eine relativ eng gepackte Formation von rötlich-weißen Lichtern zieht leicht schwankend am dunklen Himmel dahin, und immer wieder funken links abgesetzt Lichtblitze auf, die aber anscheinend nichts mit dem eigentlichen Phänomen zu tun haben. Der Abstand der Lichter untereinander bleibt nicht exakt konstant, vielmehr verschieben sie sich relativ zueinander ein wenig.

Dann berichtete die Zeitung Der Demokrat aus Rostock am 25. 1. 1991, dass der sowjetische Dolmetscher Waleri Winogradow in Richtung Eldena in der Abenddämmerung sieben leuchtende Kugeln gefilmt habe, die scheinbar regungslos am Himmel erschienen waren. Nur durch den Sucher gesehen bewegten sie sich ganz leicht: „Eine Seite hatte Licht, die Rückseite blieb dunkel.“ Immer neue Formationen bildeten die Lichter. Von Rostock war das Phänomen etwa zwei bis drei Kilometer entfernt. „Allmählich ließ das Schimmern der Kugeln nach und plötzlich verschwanden sie. Es sah so aus, als ob sie sich im Himmel aufgelöst hätten.“ Ein weiterer Anwohner im Hause von Winogradow habe das Ganze ebenfalls gefilmt.

Der als „UFO-Baron“ bekannte Bestseller-Autor Johannes von Buttlar verkündete ob dieser scheinbar unwiderlegbaren Beweise im Sensationsblatt Super Illu: „Außerirdische sind unter uns.“ (v. Buttlar 1991). 100 Zeugen seien es gewesen, die einen Pulk silbrig leuchtender Flugkörper gesehen hätten. Auch ein Name wurde in dem Artikel erwähnt: Dem Greifswalder Franz Klien sollten Fotoaufnahmen der Erscheinung gelungen sein. Alle Bemühungen unsererseits, ihn ausfindig zu machen, scheiterten jedoch. Es war damals so gut wie unmöglich, von Mannheim aus Kontakte mit der örtlichen Bevölkerung herzustellen; das Telefonnetz war so kurz nach der „Wende“ noch nicht ausgebaut, und sogar an Telefonbücher kamen wir kaum heran. Schlechte Voraussetzungen für Untersuchungen und Recherchen aus der Ferne.

Michael Hesemann, Chefredakteur der esoterischen UFO-Zeitschrift Magazin 2000, konnte also unwidersprochen erklären, dieser UFO-Fall sei die „bestbezeugte UFO-Sichtung in Deutschland“ (Hesemann 1992). Johannes von Buttlar (1991) gab sich überzeugt, die hier zu sehenden Objekte seien „eindeutig“ keine Satelliten, sondern „offensichtlich gesteuerte Objekte in intelligenter Formation.“ Fand da eine „außerirdische Inspektion über dem berühmt-berüchtigten AKW Greifswald statt?“, fragte sich Hesemann weiter. Und im Zuge der Zeit tauchten immer mehr Zeugen auf, die die Erscheinungen aus verschiedenen Positionen filmen konnten, mehr als die Hälfte davon entlang der Küste und damit definitiv weit draußen über der Ostsee. Seltsam nur, dass dies fast alles Westdeutsche waren, die erstmals ihren Urlaub in dieser Gegend verbrachten. Nach und nach kamen wir auch an verschiedene dieser Filmaufnahmen heran, die das Geschehen aus unterschiedlichen Richtungen zeigten und seine objektive Realität bewiesen. Sollten es Heißluftballone gewesen sein? Aber in der alten DDR war private Luftfahrt verboten, und dass sich so schnell nach dem Mauerfall im November 1989 ein gut gerüsteter Ballonfahrer-Klub organisieren und ausstatten konnte, bezweifelten wir. Entsprechende Nachfragen bei Ballonfahrer-Klubs bestätigten diese Einschätzung.

Am 5. 11. 1992 strahlte das bayerische Fernsehen die Talksendung „Live vom Ostbahnhof“ aus. Auf Anregung des Chefs der UFO-Forschungsgruppe MUFON-CES, Illobrand von Ludwiger, wurde das Greifswald-UFO-Videomaterial vorgeführt: „Die Leute möchten doch mal sehen, wie so was aussieht.“ Er betonte, dass es sich hier nicht um Leuchtspurmunition und auch nicht um Luftspiegelungen handeln könne. Am 17. 6. 1993 zeigte auch Rainer Holbe in seiner Reihe „Phantastische Phänomene“ auf SAT.1 die Aufnahmen des Ehepaars Kaiser aus Ennepetal, das die Lichtertrauben von Rügen aus videografierte. Und selbst die ARD stellte am 24. 10. 1994 in der Primetime-UFO-„Reportage“ (verantwortlich: NDR-Unterhaltung) den Fall Greifswald als den überhaupt „best-dokumentierten UFO-Fall“ vor. Von Ludwigers Spekulationen in diesem Fall verdichteten sich derweil in Richtung „Plasmabälle“ von enormer Energieleistung, Durchmesser je Plasmaball: 17-19 m. Michael Hesemann trat zu jener Zeit auf einer UFO-Konferenz in Budapest vors Publikum und erklärte: „Selbst die hauptberuflichen UFO-Gegner und Entlarver konnten trotz ihrer verzweifelten Versuche keine konventionelle Erklärung“ für die Greifswalder UFO-Geister finden. Luc Bürgin schrieb in seinem Herbig-Buch „Mondblitze“: Die wissenschaftlichen UFO-Forscher mögen unvorsichtig sein, sie mögen sich vielfach irren, doch bemühen sie sich stärker als die organisierten Skeptiker-Organisationen (CENAP, GEP & GWUP), zunächst Beweise für die Echtheit des Phänomens herauszufinden und erst danach zu entscheiden, was das alles bedeuten könnte.“ Er freute sich, dass sogar „Werner Walter diesmal keine Erklärung einfiel“, auch wenn er mir ansonsten immerhin „clevere Ideen“ bescheinigte.

Aber UFO-Phänomen-Untersuchung sind eben keine „Ruck-Zuck“-Boulevard-Affäre für einen Tag. Es kann schon mal dauern, bis die Informationen so weit komplett sind, um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können. Genauso war es auch hier. Gut Ding will manchmal Weile haben. Aber dann ging es recht flott, bis die Lösung gefunden war – aufgebracht nicht von den aus dem Westen strömenden Urlaubern, sondern von den Einheimischen.

Vom N3-Fernsehen erhielt ich eine Einladung zur Live-Talkshow „UFOs & Außerirdische“ in einer Hamburger Markthalle. Ich erkannte die Chance, weitere Informationen über den Greifswald-Fall zu erhalten, da der Sender bis ins „Zielgebiet“ ausstrahlte und ich so die Öffentlichkeit um Unterstützung bitten konnte. Es gelang mir sogar, der Redaktion Frau Kaiser mit ihrem Videofilm schmackhaft zu machen, damit die Sache auch „rund“ wird. Die Ausstrahlung erfolgte am 27. 9. 1994, parallel verschickte ich eine ganze Anzahl von Pressemitteilungen an die Medien im Ostseeraum, so dass drei große Blätter am Sendetag auch Artikel veröffentlichten und auf mein Anliegen hinwiesen. Schon am nächsten Morgen zeitigte die Aktion Erfolg. Viele Menschen riefen mich an (die Telekom hatte in einer gewaltigen Anstrengung das Telefonnetz in den neuen Bundesländern inzwischen radikal erneuert), die das Greifswald-Phänomen ebenso gesehen hatten. Aber es waren auch Leute wie das Ehepaar Katrin und Horst Fritz aus Karlsburg darunter, die so etwas schon 1986 beobachtet hatten – weitere Zeugen sollten sich später immer wieder melden, die zu unterschiedlichen Zeiten vorher und nachher genau dasselbe im besagten Gebiet sahen. Steffen Pichollek aus Greifswald etwa war im August 1990 mit dem Segelboot auf dem Greifswalder Bodden unterwegs gewesen und sah diese Erscheinungen, hielt sie aber für militärische Leuchtziele, die aufgelassen und dann von Peenemünde aus beschossen wurden. Pichollek: „Ich habe das nie als UFO angesehen.“ Auch Frau Peitersen, die heute in Berlin lebt, hatte an jenem Abend vor Greifswald die Lichter gesehen, sie aber als „Leuchtraketen der Armee“ erkannt, die zu Übungszwecken unter Feuer genommen wurden. Die Geschosse flogen scheinbar durch die Traube und explodierten links davon. Als sie dann Holbes Sendung sah, konnte sie nur den Kopf „über solch einen UFO-Quatsch“ schütteln. Schiffsführer Erwin Kollath war an besagtem Abend mit seiner Fähre zwischen dem Festland und Rügen unterwegs, als er etwas sah, was er bereits von früher kannte: „An Fallschirmen hängende Leuchtbomben, vielleicht von schwedischen oder polnischen Einheiten, so was haben wir hier doch schon immer gehabt. Ich weiß, dass die Zeitungen über UFOs schreiben, aber das ist alles Quatsch!“ Auch Ingolf Diense aus Zarndorf nannte das Phänomen klipp und klar „Leuchtkugeln an Fallschirmen“, die bis zu zehn Minuten lang leuchten.

 

Der entscheidende Hinweis aber kam schließlich durch Herrn Dr. med. Lueder Stock aus Stralsund, der mit seiner Frau an jenem Freitagabend ebenfalls weit draußen mit seiner Jolle segelte. Er bezeugte, genau gesehen zu haben, wie von Seeseite her die Leuchtkugeln zunächst mit Hilfe von kleinen Raketen an Bord eines Kriegsschiffes hochgeschossen wurden, dann einzeln in einer groben Formation aufflammten und gemächlich an überdimensionalen Fallschirmen in der aufsteigenden Thermik der aufgeheizten Ostsee dahinsegelten. Der Fall wurde also verzögert und parallel entstand ein Auftrieb, wodurch im Endeffekt ein Schweben zustande kam. Dr. Stock gehörte ebenfalls zu jenen, die solche „UFO-Formationen“ schon öfter dort gesehen hatten: „Diese Erscheinung ist dem Nachtsegler in unserem Revier bekannt. Außerdem habe ich als ehemaliger NVA-Offizier selbst mehrfach daran teilgenommen, wenn man diese bei uns im Insiderjargon ,Tannenbäume‘ genannten Ziele hochschoss. Sie müssen wissen, dass diese Leuchtkugeln sehr hoch gelangen und dann als Übungsziele für Infrarotspürkopf-Boden-Luft-Raketen dienen, man kann ja schlecht an echten Flugzeugen üben. Im aktuellen Fall kamen die eingesetzten Raketen eindeutig aus polnischer Richtung. Auf einem Film kann man ja sogar die Explosionen – in Form kurzer Lichtblitze – solcher Raketen sehen. Sie werden mich fragen, warum man den Raketenfeuerschweif der herankommenden Geschosse nicht sehen kann. Dies ist ganz einfach zu erklären. Während des Abschusses am Boden und während etwa der Hälfte des Fluges sind diese Feuerschweife deutlich auszumachen, dann fliegt die Rakete allein vom Schub getragen noch ein gutes Stück weiter, und nur ihre Abstrahldüse glüht hell nach. Dann verlöschen die Leuchtziele etwa in der Reihenfolge ihres Erscheinens.“

Über die Zeitschrift Luftwaffen-Forum in Bonn erreichte Hansjürgen Köhler (CENAP) schließlich Herrn Franz-Lorenz Lill, ehemaliger Pressesprecher der ostdeutschen Luftwaffe. Dieser wusste zusätzliche Details einzubringen. Das Sichtungsgebiet über der Ostsee, östlich von Rügen und nördlich von Usedom hin zur polnischen Seite, war einst die Luftschießzone II des Warschauer Pakts gewesen, wo militärische Übungen verschiedener Art durchgeführt wurden. Hierbei wurden von Jagdflugzeugen entweder sogenannte FLG-Raketen zur Gefechtsfeldbeleuchtung vom Himmel gelassen, die an Fallschirmen herabsegelten, oder man schoss eben von Kriegsschiffen aus Leuchtbombenziele für Raketen mit Infrarotspürköpfen in den Himmel. Besonders die heute nicht mehr existierende Nordgruppe der Sowjetstreitkräfte, welche auf polnischem Boden bei Scheuna stationiert war, verwendete solches Material ausgiebig im genannten Raum. Rudolf Henke (damals noch GWUP) konnte schließlich beim Bonner Verteidigungsministerium in der Luftwaffenpressestelle Oberstleutnant Booth überzeugen, sich die ARD-UFO-Sendung am 24. 10. 1994 anzuschauen, von der wir wussten, dass sie den Fall Greifswald mit neuen Filmbeweisen aufgreifen würde. Tags darauf bestätigte OTL Booth, dass die gezeigten UFOs nichts weiter als „Signalbomben“ (Fachjargon West: „Feuertöpfe“) waren, die viele Minuten lang an Fallschirmen hängen und leuchten.

Ich stellte die Ergebnisse 1996 in meinem Buch „UFOs: Die Wahrheit“ (Walter 1996) vor, doch die UFOlogische Gemeinde lehnte die Erklärung ab und spottete gehässig. Von Ludwiger tauchte in späteren TV-Sendungen auf, um zu betonen, dass die Skeptiker-Erklärungen alles Unfug seien, weil dies ja nie und nimmer „Leuchtspurmunition“ sein könne (was auch niemand behauptete) und Leuchtsignalfackeln niemals bis 45 Minuten lang leuchten könnten (was ebenfalls niemand im Lager der sachkundigen UFOlogie-Kritiker behauptete). Das scheinbar „fremdartige“ Geheimnis liegt einfach darin, dass während der militärischen Übung mehrere solcher Formationen an den Himmel befördert wurden und diese einzelnen Formationen dann über einen Gesamtzeitraum von 45 Minuten gesehen werden konnten. Daher ist es auch kein Wunder, wenn die vorliegenden Videoaufnahmen einzeln immer nur ein paar Minuten lang sind. Und wo Feuer ist, da gibt es bekanntermaßen auch Rauch. MUFON-CES-Vertreter treten zwar gerne im TV auf und zeigen diverse Greifswald-Videos, darunter sogar solche, bei denen es an der Basis der Objekte verdächtig stark und wie bei einer Leuchtsignalfackel glimmt; doch einen entlarvenden Film führen sie nicht vor, was für uns UFO-Kritiker ein echtes „Cover Up“ ist, also nicht mehr und nicht weniger als der Versuch der gezielten Verschleierung. Auf einem bisher nie öffentlich zugänglich gemachten „Geheim“-Film von MUFON-CES, dem sogenannte Videofilm #6 von Rügen, treten sogar Rauchschweife zu Tage. Der typische Abbrenn- oder Flackereffekt ist übrigens schon in der ARD-UFO-„Reportage“ zu sehen. Auf einem MUFON-CES-Video # 5 erkennt man, wie die ganze Formation mit 15 km/h Windgeschwindigkeit und diesen Wind ausnützend auf Peenemünde zutreibt. Also, was will man mehr an Informationen, um die Erklärung akzeptieren zu können?

Dennoch ist laut Wladislaw Raab (1996) unsere banale und nachvollziehbare Lösung des Geheimnisses „Phantasie“, und all unser Bemühen um Erklärung eine „Käse-Produktion“, die „nicht einmal ansatzweise“ durch Recherchen untermauert sei. Deswegen sei die CENAP-Aufklärung von Deutschlands größtem UFO-Zwischenfall schlichtweg „Nonsens“. Auch die österreichischen MUFON-Vertreter Helmut Lammer und Oliver Sidla erfreuen die UFO-Gemeinde mit dem Seitenhieb, dass „leider Henke, Walter und einigen ihrer Kollegen für die Aufklärung von schwierigen UFO-Sichtungen die intellektuelle Fähigkeit zur Erkenntnis, logisches Denken, ein scharfer Geist und die fachmännische Qualifikation fehlt“ (Lammer und Sidla 1996).

Dabei sind die Greifswald-„UFO“-Lichter nicht gerade einmalig: Am Abend des 2. 8. 1967 bereits gab es wegen einer ähnlichen Erscheinung in Cape Ann, Massachusetts, UFO-Alarm. Ungefähr einen Monat später sah man entlang der Küste von Connecticut, Rhode Island und Cape Cod ähnliche Objekte am Himmel. Und selbst das russische St. Petersburg wurde am 19. 2. 1997 von derartigen UFO-Formationen heimgesucht, die während einer militärischen Übung über dem Ladoga-See auftauchten. Dank der aktiven Mitarbeit von GWUP-Mitglied Volker Guiard aus Rostock konnten wir hiervon hervorragendes Videomaterial erhalten, welches genau das selbe Phänomen wie in Greifswald zeigt. Am 13. 3. 1997 stieg das UFO-Fieber wegen einer solchen Erscheinung am Abendhimmel von Phoenix, Arizona, wobei ebenfalls mehrere Videoaufnahmen entstanden – und nicht zuletzt ein vergleichbarer Medienwirbel wie hierzulande um die Greifswald-UFOs. Doch in diesem Fall hat zumindest ein US-Mitglied von MUFON, gegen den heftigen Widerstand der ganzen UFOlogischen Bewegung, kundgetan, dass diese Erscheinungen nichts weiter als von Flugzeugen abgeworfene Signalfackeln waren. All diese Ereignisse haben eine bedeutsame Gemeinsamkeit: Sie passierten a) im Einzugsgebiet militärischer Übungsanlagen und b) während militärischer Operationen, was angesichts der Lösung des Rätsels auch niemanden verwundern kann, abgesehen von den Freunden des Fantastischen natürlich.

Literatur

  • Buttlar, J.v. (1991): Super Illu, 6, 31. 1. 1991, S. 12
  • Hesemann, M. (1992): Magazin 2000, 1/1992, S. 5
  • Lammer, H., Sidla, O. (1996): UFO-Nahbegegnungen – Ein Meilenstein der UFO-Forschung. Herbig, München
  • NN (1990): Atomphysiker filmten UFOs. Bild-Zeitung, 1. 9. 1990, S.1
  • NN (1991): Der Demokrat, 25. 1. 1991, S. 7
  • Raab, W. (1996): UFO-Report 1/1996, München
  • Walter, W. (1996): UFOs – Die Wahrheit. Heel-Verlag, Königswinte

 

Werner Walter, Geb. 1957 in Mannheim, Einzelhandelskaufmann der Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, Amateurastronom. Seit 1976 Leiter des CENAP (Centrales Erforschungsnetz au ßergewöhnlicher Himmelsphänomene). Als früherer UFO -Gläubiger“ aufgrund der Untersuchung von mehr als 500 UFO -Meldungen zum Kritiker der UFOlogie mutiert. Herausgeber der UFO-kritischen Zeit schrift CENAP-Report. Gründungsmitglied und ehemali ger Fachbereichsleiter UFOs“ der GWUP. Anschrift: Eisenacher Weg 16, 68309 Mannheim Thema Das UFO-Phänomen von Greifswald Ein deutscher Klassiker Werner Walter Immer wieder werden irgendwo auf dem Globus sogenannte unidentifizierte Flugobjekte (UFOs) beobachtet, deren Natur und Herkunft dem Betrachter verschlossen bleiben. Manche Vorfälle dieser Art sind so spektakulär, dass sie zu Dauerbrennern der UFO-Beweisführung“ werden und eine gewisse Unsterblichkeit“ erlangen. Einer dieser Klassiker ereignete sich in Deutsch land, und zwar am Abend des 24.8. 1990. Im Ostseeraum über dem sogenannten Greifswalder Bodden“ nahe der polnischen Grenze erschienen mysteriöse kugelförmige Lichter, die von vielen Menschen mehr als eine halbe Stunde lang beobachtet wer den konnten. Als Greifswald-UFOs“ wurde dieses Phantom der Lüfte weltweit bekannt, und Mecklenburg-Vorpommern tauch te erstmals auf der paranormalen Landkarte auf.

 

 

Anhang: UFO-Klassiker aus dem deutschsprachigen Bereich

Nähere Informationen finden sich im CENAP-Report (CR)

6. 8. 1954

: UFO-Sichtungswelle in Darmstadt, worüber sogar tags darauf das Hamburger Abendblatt berichtet. Diverse punktförmige Objekte werden am Abendhimmel ausgemacht. Die Planeten Mars und Saturn stehen gerade prominent am Himmel, begleitet werden sie vom Fixstern Antares. (CR 118, S. 19)

2. 12. 1957

: Über dem Großraum Hamburg erscheint ein greller, hellgrün leuchtender Feuerball. Bald darauf soll bei Großmoor ein UFO versunken sein. Viele vermuten den „Sputnik“ dahinter, doch es entpuppt sich als eine Signalrakete. (Harburger Anzeigen und Nachrichten, Dezember 1957)

13. 8. 1963

: Einige Bürger aus St. Gallen (Schweiz) sehen einen rot-orangenen Feuerball schweben und dann verbrennen. Der Fall findet sogar Einzug in das Pentagon-UFO-Projekt „Blue Book“ und wird dort als „unidentifiziert“ gestempelt. Doch es ist nichts weiter als ein Miniatur-Heißluftballon. (CR 179, S. 13)

27. 8. 1966

: Halb Süddeutschland steht in UFO-Panik, nachdem ein Wetterballon von Stuttgart aus startet. (CR 100, S.23, CR 119, S. 8)

27. 9. 1975

: Am Abendhimmel von Buchholz in der Nordheide wird ein seltsam anzuschauendes Objekt ausgemacht. Erklärung: Jupiter. (CR 5, S. 4)

1. 6. 1976

: Unzählige deutsche Urlauber auf Gran Canaria werden mit einem spektakulären, aus dem Wasser auftauchenden Lichtobjekt konfrontiert, das europaweit für Schlagzeilen sorgt. Erst vor einigen Jahren wurde festgestellt, dass dieses „UFO“ nichts weiter als ein nächtlicher Raketenstart von einem abgetauchten U-Boot aus war. (CR 7, S. 9)

25. 12. 1976

: Am Abendhimmel machen einige Personen, darunter auch CENAP-Mitbegründer Hansjürgen Köhler, eine seltsam anmutende Lichterscheinung über Stunden hinweg aus. Über CB-Funk wird regional zur UFO-Pirsch gerufen. In der eiskalten Nacht war aber nur der Stern Sirius für die Irritation verantwortlich. (CR 113, S. 25)

31. 12. 1976 – 1. 1. 1977

: Rings um Saarbrücken und Heidelberg sehen Dutzende einen orange-roten Feuerball dahinschweben und dann verbrennen. In Partylaune hatten hier jeweils Silvester-Feiergruppen Miniatur-Heißluftballone aufsteigen lassen. (CR 13, 14 und 15)

24. 2. 1977

: In Langenargen wird am Faschingsdienstag ein Feuerball am Himmel aufblitzen gesehen. Ein Beobachter will Wesen ähnlich dem Frosch Kermit aus der Muppet-Show gesehen haben. Der Vorfall gilt in bestimmten UFO-Kreisen als einer der besten UFO-Entführungsfälle. Das Objekt geht auf einen Feuerballboliden zurück, die Wesen entstammen der Vorstellungskraft des Betroffenen. (CR 14, 150 und 166)

31. 12. 1978

: Alarm in England wegen einer „UFO-Flotte“. Bei Nienburg an der Weser findet gleich danach ein „deutscher Roswell-UFO-Crash“ statt. Leider war nur ein Teil des russischen Satelliten Kosmos 1068 in der Erdatmosphäre verglüht, eine Raketendüse schlug in Deutschland ein. (CR 109, S.13, CR 171, S. 13)

8. 1. 1980

: Garlstedt bei Bremen erlebt eine gewaltige UFO-Aufregung. Am Abendhimmel erscheint ein hell-strahlendes Objekt. Es ist die Wiederkehr des Sterns von Bethlehem. (CR 48, S.22, CR 50, S. 11)

Anfang August 1985

: In Konstanz wird mehrfach am Abendhimmel eine „UFO-Birne“ ausgemacht und mit Feldstechern beobachtet. Ein Blick in die Sternkarte hätte aber gezeigt, dass dies nur der Planet Jupiter war. (CR 127, S. 34)

5. 11. 1987

: In Hameln will ein junger Mann beim Pilzesuchen zufällig eine Fliegende Untertasse fotografiert haben. Bild berichtet bundesweit über die Sensation. Ein schlichtes Trickfoto! (CR 145, S. 36)

Ende Januar 1988

: In Frankenthal geht der UFO-Schrecken um, nachdem mehrere Menschen des Nachts immer wieder seltsame Objekte mit dreieckig angeordneten Lichtern in weiß, rot und grün sehen. Doch nebenan liegt ein Militärflugplatz mit nächtlicher Flugaktivität. Durch den Presserummel angeregt, wird zusätzlich auch noch die Venus als UFO angesehen. (CR 145, S. 23, CR 147, S. 35)

Dieser Artikel erschien im „Skeptiker“, Ausgabe 4/1999.

UFO-Konferenz 1999 in Cröffelbach

Ulrich Magin

Am 30. und 31. 10.1999 veranstalteten die deutschen UFO-Forscher ihr traditionelles Herbsttreffen. Zu den 35 Teilnehmern zählten Mitglieder der Gruppen CENAP, GEP, Forum Parawissenschaften, SOS OVNI und der Forschungsgesellschaft Kornkreise sowie unabhängige Forscher wie der Roswell-Experte Uli Thieme.

Im ersten Referat untersuchte Rudolf Henke vom Forum Parawissenschaften die 13 von dem amerikanischen Psychiater John Mack beschriebenen UFO-Entführungsopfer auf auswertbare biographische Informationen. Henke fand verblüffende Übereinstimmungen bei mehreren Variablen zu Familie, Phantasien und Drogenerfahrungen. Allen „Entführten“ gemeinsam waren Minderwertigkeitsgefühle, negative Kindheitserlebnisse und Verhaltensweisen, die auf Psychosen hinweisen könnten. Diese Übereinstimmungen könnten durchaus ein Artefakt aus Macks Selektionsmethode sein, der seine „Entführten“ allesamt aus der Esoterik-Szene rekrutiert. Auffällig war, wie wenig die Erzählungen von Macks Opfern mit den Klischees zu vereinbaren sind, die aus der Literatur bekannt sind; so finden sich unter den 13 Fällen kaum klassische Entführungen (Macks Opfer werden stattdessen z. B. in Höhlen verschleppt); UFOs und typische „Graue“, also die dem modernen, populären Bild entsprechenden kleinen, grauen Außerirdischen, gab es nur in einem Drittel der Fälle. Die Erlebnisse sind deutlich als Gegenentwürfe zur als trist empfundenen Wirklichkeit zu erkennen: Die Außerirdischen vermitteln den Entführten Liebe, die Opfer fühlen sich auserwählt, und bei allen überwogen positive Gefühle.

Der Testpsychologe Gerd Höchsmann stellte seine psychologische Auswertung von Entführungsopfern vor. Höchsmann erhielt von den deutschen Präastronautik-Autoren Fiebag, Langbein und Hausdorf 400 Adressen von „Entführten“, die sich beim Herbig-Verlag gemeldet hatten. Er schickte ihnen Standard-Fragebögen, 137 Fragebögen kamen zurück, von denen Höchsmann 17 als notorische Lügner aussonderte. Von den verbliebenen 120 „Entführten“ wurden dann die Persönlichkeitsmerkmale, nicht jedoch die Erlebnisinhalte ihrer Entführungserfahrung analysiert. Sie zeigen im Wesentlichen keine Auffälligkeiten und sind ein repräsentativer Querschnitt durch die Bevölkerung. Die Analyse der Daten ergab keinen einzigen Fall von Neurose oder Schizophrenie. Allerdings sei signifikant auffällig gewesen, so Höchsmann, dass viele der Entführungsmelder sich in einer beruflicher Krise befunden hätten, bedeutsam sei auch, dass sie signifikant oft aus der Kirche ausgetreten seien und „sich ein eigenes Gottesbild gebastelt“ hätten. Da auf Seite der Skeptiker nach wie vor die Tendenz besteht, abweichende Erfahrungen zu pathologisieren, wurden Höchsmanns Befunde sehr kontrovers diskutiert.

In einem Kurzreferat bekräftigte Uli Thieme, dass beim angeblichen UFO-Absturz von Roswell alle Zeugen, die tatsächlich mit dem Fundstück in Kontakt gekommen sind, von einem Ballon sprechen.

Christian Morgenthaler von der Sektion Ost der französischen Gruppe SOS OVNI beschrieb die Gruppe als ein gut funktionierendes, überregionales Netz, dessen Hochglanzzeitschrift sogar am Kiosk verkauft wird. Erstaunlicherweise bemühen die französischen UFO-Forscher zur Erklärung von UFO-Sichtungen Identifizierungen, die in Deutschland als ebenso exotisch gelten wie fliegenden Untertassen. So werden UFO-Sichtungen etwa durch den sicherlich imaginären Plasma-Vortex des britischen Außenseiter-Meteorologen T. Meaden erklärt. Dagegen spielen Modell-Heißluftballone als Auslöser von Sichtungen in Frankreich kaum eine Rolle – oder sie werden nicht erkannt. Auch die unidentifizierten Fälle haben im Nachbarland eine andere Qualität als in Deutschland, die Fälle dort sind – wohl auch aufgrund der langen UFO-Tradition – um einiges bizarrer.

Hans-Werner Peiniger von der Lüdenscheider „Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens“ (GEP) und Hans-Jürgen Kohler vom Mannheimer „Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ (CENAP) gaben eine Übersicht über ihre bislang ungeklärten Fälle. Von den rund 700 vom CENAP untersuchten Fällen sind 50 noch nicht eindeutig identifiziert, bei der GEP gelten 2 % von insgesamt 630 Fällen als „Good UFOs“. Der Anteil der Unidentifizierten war bei beiden Gruppen in der Vergangenheit höher als heute, als Erklärung dafür bot Peiniger an, dass die Sichtungsermittler damals unerfahrener waren. Potentiell seien die meisten Unidentifizierten identifizierbar, doch liegen die Beobachtungen so weit zurück, dass eine erneute Untersuchung nicht möglich oder gerechtfertigt erscheint. Verschiedene Videoaufnahmen von mutmaßlichen UFOs schlossen die Vorstellung ab, darunter scheinen zwei Fälle (aus Hamburg und Brasilien) besonders vielversprechend.

Bei Windstille wurde in der Nacht noch ein Modell-Heißluftballon gestartet – ein Objekt, das bis heute einer der Hauptverursacher von UFO-Meldungen ist.

Am Sonntag faszinierten zwei Vorträge von Mitgliedern der „Vereinigung der Sternfreunde“ (VdS). Mark Vornhusen referierte mit eindrucksvollem Bildmaterial Halos von Sonne und Mond – bis zu 30 Haloarten kennt man, und das Zusammenspiel verschiedener Halos kann zu hochkomplexen Figuren am Himmel führen. Die Halofotos sind auch auf CD-ROM erhältlich (siehe auch unter www.meteoros.de). Vornhusens These, die Visionen der Hildegard von Bingen oder des Johannes von Patmos könnten auf solche Haloerscheinungen zurückzuführen sein, scheint jedoch überzogen. André Kröfel zeigte Videos von Rauchspuren von Feuerkugeln, die er während des Leoniden-Meteoritenschwarms in der Mongolei aufgenommen hatte. Eindrucksvolle Bilder von Boliden-Überwachungskameras machten deutlich, welch imposante und lichtstarke Erscheinungen Boliden sind – kein Wunder, dass sie immer wieder für Raumschiffe aus dem All gehalten werden.

Zum Abschluss skizzierte Edgar Wunder die bisher durchgeführten sozialwissenschaftlichen Studien zum UFO-Phänomen. Es gibt – wie zu erwarten war in einem Gebiet, in dem sowohl Anhänger wie Skeptiker häufig mit Vorurteilen operieren – nur wenige empirische Untersuchungen. Wunder führte dann in die Ergebnisse seiner eigenen Analyse einer Befragung unter Besuchern von UFO-Vorträgen an Sternwarten ein, die – vielleicht nicht unerwartet – viele Erfahrungsvermutungen der UFO-Forscher bestätigt hat. So gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Kenntnis der UFO-Literatur und dem Glauben an außerirdische Besucher; ein ähnlicher Zusammenhang zwischen eigener UFO-Erfahrung und dem Glauben an ETs ist jedoch nicht nachweisbar.

 

Dieser Artikel erschien im „Skeptiker“, Ausgabe 1/2000.

Werner Walter

Seit einigen Jahren betreibt GWUP-Gründungsmitglied Werner Walter eine „Ufo-Hotline“. Nur die wenigsten Anrufer berichten indes von „Fliegenden Untertassen“.

Ufos – unidentifizierte Flugobjekte. Jeder hat dazu bestimmte Vorstellungen und Ansichten. Die meisten Menschen aber fragen sich rund um die Ufo-Diskussion, ob außerirdische Besucher in „Fliegenden Untertassen“ am Himmel beziehungsweise über unseren Köpfen kreisen. Hollywood, die Klatschpresse und die so genannte Ufologie sind hier eine unheimliche Allianz eingegangen, um „Akte X“ scheinbar Wirklichkeit werden zu lassen. Mit jeweils eigenen Interessen, aber gemeinsamer Stoßrichtung hat diese ufologische Fördergruppe weltweit meinungsbildend gewirkt. Die Ufo-Wirklichkeit schaut dagegen ganz und gar anders aus. Sicher, gelegentlich kann man wahrhaft seltsame Dinge am (meistens nächtlichen) Himmel sehen. Dinge, die einem merkwürdig und rätselhaft vorkommen. Ihnen kann dies jederzeit unerwartet passieren, und auch wenn Sie bisher über Ufo-Berichte aus der Tagespresse gelächelt haben – spätestens dann runzeln Sie die Stirn und sind baff. So jedenfalls geht es in der Regel jedem zufälligen Ufo-Beobachter.

Ich weiß, wovon ich hier berichte. Als Amateurastronom und Science-Fiction-Fan fand ich meinen Zugang zum Ufo-Phänomen, und zwar vor mehr als 30 Jahren. Irgendwann fing ich an, diesen Meldungen mal nachzugehen, durchaus auch in der Hoffnung/Erwartung, wirklich exotischen Erscheinungen (was und woher auch immer) auf die Spur zu kommen. Gebe ich gerne zu. So gründete ich anno 1976 das „Centrale Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“ (CENAP). Doch binnen eines Jahrzehnts war mein Alien-Enthusiasmus verflogen, und ich wurde vom Ufo-Fan zum Skeptiker und damit auch zum Kritiker der so genannten Ufologie und ihrer spekulativen Literatur, die es mehr als reichlich gab. Ich und meine Kollegen beim CENAP gehen trotzdem nach wie vor den „Ufo- Meldungen“ nach. Und zwar um festzustellen, was tatsächlich vorgeht, was also die Ufo-Sichtung auslöste. Kurzum: Es ist falsch, Ufo-Beobachtungen als Halluzination oder „Spinnerei“ abzutun. Eigentlich nie berichten die Augenzeugen von „Fliegende Untertassen“ und den sprichwörtlichen „kleinen grünen Männchen“ – dies wird lediglich von einem bestimmten Zweig der Medienwelt suggestiv so rübergebracht. Aber es stimmt nicht, und diese Begriffe und Formulierungen sind nur das Produkt einer Rhetorik, um die Leser/ Zuschauer spannend zu unterhalten. „Vor etwa 15 Jahren informierte ich eine Presseagentur über die Gründung der deutschen „Ufo-Meldestelle“ unter dem Dach des CENAP. Die daraus resultierende Meldung machte meine „Ufo-Hotline“ bundesweit bekannt. Der Einrichtung unserer „Ufo-Meldestelle“ war die Erfahrung vorausgegangen, dass es zunehmend problematischer wurde, Zeitungsmeldungen nachzugehen und durch sie bis zu den ursprünglichen Zeugen einer Ufo-Story vorzudringen.Dafür hatte ein neues Pressegesetz zum Schutz der Persönlichkeitsrechte gesorgt. Die Situation war folgende: Wir hatten einen Zeitungsausschnittsdienst abonniert, der uns kostenpflichtig mit allen Ufo-Meldungen versorgte, die durch die Presselandschaft geisterten – wenn auch teilweise mit vier bis sechs Wochen Verzögerung. Aber in den Meldungen hieß es dann nur, dass „ein Herr aus der Steinbachstraße in Schönwald“ dieses oder jenes Ufologische gesehen haben wollte. Fragte ich dann mit diesem zeitlichen Abstand in der Redaktion nach, wer denn nun konkret jener Zeuge sei, wusste niemand mehr Bescheid, beziehungsweise man durfte keine Auskunft über die Person geben. Außerdem gaben die wenigen handfesten Informationen in der Zeitung zur jeweiligen Sichtung wenig bis gar nichts her – vor allem der stilisierende „Kicherfaktor“ in den Berichten hielt das Ganze absichtsvoll eher schwammig.

Aufgrund dieser Umstände wollte ich mit Ufo-Beobachtern direkt in Kontakt kommen, um gleich die richtigen Fragen zu stellen und ohne Verzug zu erfahren, was geschehen war. Inzwischen ist – auch dank des Medienechos und meines persönlichen Engagements in der astronomischen Welt – recht gut bekannt, dass es in Deutschland eine Ufo-Meldestelle gibt. Tatsächlich bin ich immer wieder überrascht, welchen Aufwand Ufo-Zeugen betreiben, um mich zu erreichen – meistens unter dem heftigen Eindruck der aktuell gemachten Erfahrung. Selbst aus dem deutschsprachigen Ausland, wie Österreich und der Schweiz, kommen Anrufe, und zum Teil haben die Anrufer bereits mehrere Stunden am Hörer verbracht, um einen Ansprechpartner zu finden und Antworten zu bekommen. Das ist das Hauptmotiv – und nicht einfach nur Meldung machen, und fertig. Das gibt es zwar auch, aber fast immer sind das dann Leute, die seltsame Geschichten wie aus Science-Fiction-Filmen erzählen und darüber auch nicht groß diskutieren wollen. Ich mache meine Aufklärungs- und Ermittlungsarbeit natürlich ehrenamtlich und betreue die „Ufo-Hotline“ neben meinem normalen Tagewerk. Meistens aber klingelt es gar nicht. Auf Anrufe zu warten ist sinnlos. Unvorhersehbar kommen die Meldungen rein. Ich bin dabei immer wieder selbst wie elektrisiert, auch wenn ich oft sogar aus dem Bett gerissen werde. Denn natürlich sind zum Beispiel Polarlichter oder spektakuläre Feuerball-Boliden (= Mega-Sternschnuppen) am besten nachts zu sehen, und prompt fragen sich viele Menschen, was da am Firmament vor sich geht. Erklärungen werden sofort erbeten, ohne Rücksicht auf die Uhrzeit. Spätestens aber nach der zehnten Meldung zu ein und dem selben Himmelsphänomen lässt auch bei mir die innere Anspannung wieder nach, wenn aufgrund der Sichtungsmerkmale (Parameter) klar ist, um was es sich handelt. Die „Ufo-Hotline“ läuft natürlich trotzdem noch einige Zeit heiß, wenn immer mehr Augenzeugen aus dem ganzen deutschen Sprachraum durchklingeln, um – teilweise völlig aufgelöst – zu berichten, was sie da gerade „Unglaubliches“ und „Anormales“ gesehen haben. Ich muss gestehen: Irgendwann geht das aufregende Prickeln dann in Langweile über. Kurios: Obwohl das öffentliche Interesse am Ufo-Phänomen seit Jahren stark rückläufig ist, verzeichnet das CENAP trotzdem einen Anstieg der Sichtungsberichte, und zwar aufgrund des wachsenden Bekanntheitsgrads der „Ufo- Meldestelle“. Was mich persönlich bei allen „Ufo“-Meldungen nach wie vor wirklich verblüfft, ist eigentlich nur dieses: wie wenig der moderne Mensch sich mit ganz normalen Himmelserscheinungen.

Dieser Artikel erschien im „Skeptiker“, Ausgabe 1/2005.

Ulrich Magin

Schon zum fünften Mal fand die traditionelle Arbeitstagung der deutschen UFO-Forscher vom 28. bis 29. 9. 2002 in Cröffelbach statt, organisiert unter der bewährten Leitung von Rudolf Henke. 26 Teilnehmer fanden in das schwäbische Dörfchen, darunter die wichtigsten Vertreter der UFO-Gruppen GEP (Gesellschaft zu Erforschung des UFO-Phänomens e. V.), CENAP (Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene), Gesellschaft für Anomalistik (ehemals Forum Parawissenschaften) und des alien.de-Internet-Portals.

Den ersten Vortrag hielt der Sprachwissenschaftler Dr. Ulf Harendarski: „Über Gewissheitsbehauptungen“. Gewissheitsbehauptungen sind Behauptungen, die im Duktus der Gewissheit auftreten, die damit als Grund für weitere Schlussfolgerungen verwendet werden können und implizit andere Behauptungen in sich tragen. Ein Beispiel: „Ich habe bereits 100 Fälle untersucht, in denen Menschen von Außerirdischen in Raumschiffe verschleppt wurden.“ Neben der Behauptung, dass 100 Fälle untersucht wurden, behauptet dieser Satz auch, dass es Außerirdische gibt, die in Raumschiffen zur Erde kommen, um Menschen zu entführen, ohne hierzu einen Beleg zu nennen; er kann dann aber gerne – unter Berufung auf eben diese 100 Fälle – als „Beweis“ für weit generellere Behauptungen dienen.

Warum werden solche impliziten Gewissheitsbehauptungen aufgestellt? Wer Behauptungen aufstellt, muss Gründe liefern – um das zu umgehen, werden Behauptungen häufig als Gewissheit vorgetragen. Weil natürlich auch eine gegnerische Seite – und oft zu Recht – solche Gewissheitsbehauptungen aufstellt, folgt der erbitterte Streit, der das weite Feld der Anomalistik kennzeichnet, weil hier unterschiedliche Gewissheiten aufeinander prallen. Vermeiden lassen werden sich Gewissheitsbehauptungen im Diskurs um anomale Phänomene kaum; sie in der eigenen und fremden Stellungnahme zu erkennen, das allerdings kann hilfreich sein.

Um Gewissheitsbehauptungen – denen der vorgeblich „neutralen“ Presse – ging es auch bei dem Referat von Gerhard Mayer, „Grenzgebiete im Blick. Berichterstattung zu UFOs und anderen Themen aus dem Bereich der Anomalistik in Spiegel und Bild“. Mayer, Mitarbeiter des IGPP in Freiburg, untersuchte Artikel im Spiegel ab 1947 sowie in ausgewählten Jahrgängen der Bild-Zeitung. Grundsätzlich, so der Referent, ist die Elusivität der Phänomene für die Massenmedien attraktiv – wobei er drei Arten des Umgangs definierte: Entschärfung, Ambivalenz und Beliebigkeit/Gleichgültigkeit. Während Bild an einer guten Geschichte interessiert ist und die Haltung der Autoren beliebig ist, sieht sich der Spiegel als Aufklärer und Kämpfer gegen die Irrationalität und wendet verschiedene Strategien zur Entschärfung von Fakten und Inhalten an.

So berichtete der Spiegel in seinen Anfangsjahren relativ häufig über Hypnose, wobei – dem damaligen Zeitgeist unter vielen Wissenschaftlern folgend – der hypnotische Zustand mystifiziert dargestellt wurde. Gleichzeitig wurde sie in einem rationalistischen Schema interpretiert, sodass sie auch als Erklärung für ungewöhnliche Phänomene brauchbar schien. Nachdem die Hypnose in den 50er Jahren als Therapiemethode akzeptiert worden war und sich eine gemäßigtere Sicht ihrer Möglichkeiten durchsetzte, tauchte sie im Spiegel seltener auf. Hinweise auf massive, den rationalen Geist provozierende Effekte unterblieben. Als rationalistisches Erklärungsmodell für rätselhafte Phänomene hatte sie ausgedient, ohne dass der Spiegel diesen Wandel problematisierte. Sachkenntnis war nicht unbedingt die Hauptstrategie beim Umgang mit ungewöhnlichen Phänomenen; mit teilweise polemischen Texten und Bildunterschriften wurde in dem Hamburger Blatt ein Kampf gegen Irrationalität geführt.

Die Berichterstattung über das Thema UFO in Bild zeigt ebenfalls zeitgeistabhängige Tendenzen. Galten fliegende Untertassen der Zeitung in Zeiten des Kalten Krieges zuerst meist als sowjetische Geheimwaffe, über die recht gewissenhaft berichtet wurde, diente das Thema bald nur noch der Unterhaltung, mit einem deutlichen Favorisieren der außerirdischen Erklärung. Dabei ist die Haltung der Autoren beliebig, mal kritisch, mal leichtgläubig – sie sollen vor allem Sensationen liefern.

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„Kein Interesse – sprechen Sie lieber mit dem Betrunkenen da drüben!“

In Mayers Analyse sind Bild und Spiegel ähnlich unzuverlässig, wenn über Paraphänomene berichtet wird – mit dem Unterschied, dass das eine Blatt Sensationen will, das andere „Aufklärung“ – selbst wenn die „rationalen“ Erklärungen, die es anführt, einander widersprechen. Für Bild ist das Paranormale ein Spektakel, für den Spiegel eine Provokation des rationalen Weltbildes.

Anschließend referierte Roland Gehardt über „Die Augen der Aliens. Wie sehen Kinder und Jugendliche Außerirdische und ‚UFOs‘?“ Gehardt führte mehrere Berichte von Gruppen von Kindern an, die gelandete UFOs und deren Insassen gesehen haben wollten. Um zu prüfen, wie weit UFOlogische Stereotypen bereits die Jüngsten erreichen, ließ er Grundschulkinder Außerirdische und UFOs malen – und verglich die so erhaltenen Zeichnungen mit den Charakteristika von Aliens, wie sie in der Literatur, die den Besuch von Außerirdischen für UFOs annimmt, dargestellt sind. Angesichts der Präsenz des Themas und auch des großäugigen Aliens in den Medien, als Spielzeug und in der Werbung verwundert es kaum, dass sich signifikante Übereinstimmungen finden ließen.

Als es dunkel wurde, startete Hans-Werner Peiniger von der Lüdenscheider Forschungsgruppe GEP einen so genannten Modell-Heißluft-Ballon – neben Lichteffektgeräten und Himmelskörpern einer der häufigsten Auslöser von UFO-Meldungen über orange pulsierende Lichtkugeln.

Werner Walter und Hansjürgen Köhler von der Mannheimer UFO-Gruppe CENAP zeigten Videoaufnahmen von vermeintlichen UFOs. Neben einer recht behäbigen US-Dokumentation aus den 50er Jahren, die die Vorgehensweise der US-Luftwaffe bei gemeldeten Erscheinungen vermitteln sollte, faszinierte vor allem ein Video aus Korea, das zweieinhalb Stunden lang die Kondensstreifen von Flugzeugen zeigte – das kuriose Dokument einer besessenen Suche nach Erlösern in Weltraumschiffen.

Am Sonntag berichtete Rudolf Henke über die Ergebnisse seiner Forschungen über „Das ‚Hinterhof‘-Phänomen ‚Kugelblitze‘ – ein Thema für die UFO-Phänomen-Forschung?“ Er wies darauf hin, dass viele bisherige Studien zu dem Thema unzulänglich seien – Datenmaterial wie etwa die ursprünglichen Zeugenaussagen fehlte häufig, zudem gingen die Autoren oft auch recht selektiv mit ihrem Material um.

Rudolf Henke hat rund 750 Kugelblitz-Fälle aus dem Internet, den Printmedien und der bereits veröffentlichten Literatur gesammelt und – wenn möglich – dazu eigene Zeugenbefragungen unternommen. Er stellte fest, dass es ein Kernphänomen gebe, dessen Beschreibung recht konsistent sei, fast schon langweilig konsistent. Er fand nur wenige stark psychologisch beeinflusste Schilderungen, musste aber auch feststellen, dass in manchen Fallsammlungen bis zu 60 % der Berichte konventionell identifizierbar waren – als Modellheißluftballone, als Boliden oder gar – in einem Fall – als der Mond. Und obwohl ein konsistentes Kernphänomen aus dem Material herauszuragen scheint, gibt es doch viele feine Widersprüche und physikalische Unstimmigkeiten in den Berichten. Was der Kugelblitz sein könnte, oder wie gesichert man seine Existenz annehmen kann, darauf kann es im Moment noch keine definitive Antwort geben.

Den Abschluss bildete ein Vortrag von Hans-Werner Peiniger, dem Vorsitzenden der Lüdenscheider GEP. Er hielt einen unterhaltsamen Rückblick auf 30 Jahre Vereinsgeschichte – eine Geschichte, die auch viel über die UFO-Forschung in Deutschland allgemein aussagt. Die GEP – weiteres Gründungsmitglied war Gerald Mosbleck – begann 1972 als „UFO-Jugendclub Lüdenscheid“; als Fanclub, der begeistert „die Erforschung außerirdischer Weltraumschiffe“ betrieb. Der Club war zuerst mit dem Kontaktlerverein DUIST assoziiert, dann ab 1973 mehrere Monate lang mit August Wörner aus Mayen in der Eifel, der mit seinen Helfern Tausende von eigenen Sichtungen protokollierte. Die Erfahrung machte die Jugendlichen kritischer, sie trennten sich von den religiös gefärbten UFOlogen, die von Machtkämpfen im Weltraum phantasierten, und schlossen sich von 1974 bis 1986 der „wissenschaftlichen“ Münchner Gruppe MUFON-CES unter ihrem Leiter Illobrand von Ludwiger an. Später kam es zu Auseinandersetzungen, die schließlich dazu führten, dass man die Gruppe verließ. Ab 1984 firmierte der Jugendclub unter seinem heutigen Namen GEP, seit 1988 hat die GEP nach langem Kampf den Status der Gemeinnützigkeit. Seit ihrem Bestehen wurden rund 700 Sichtungen untersucht und meist einer einfachen Erklärung zugeführt.

Besonders wichtig sind für Peiniger zwei empirische Studien, die die GEP initiierte und durchführte. Zum einen die Experimente zur Verlässlichkeit von Größenschätzungen, bei denen Vergleichsdaten zur Schätzung der Größe von Mond/Sonne bei ausgestrecktem Arm erhoben wurde. Die Versuche ergaben, dass die scheinbare Größe heller Himmelskörper häufig zu hoch eingeschätzt wird.

Die zweite Studie war ein Wahrnehmungsexperiment, das zusammen mit CENAP ab 1988 durchgeführt wurde. Dabei wird Versuchspersonen für 10 Sekunden das Dia eines Modellheißluftballons gezeigt. Sie sollten die Zeit schätzen sowie das Gesehene zeichnen und beschreiben. Bei der Zeitschätzung zeigte sich schnell, dass einzelne Angaben unbrauchbar sind, da sie zu weit streuten, dass aber der Mittelwert aller Schätzungen der tatsächlichen Zeit sehr nahe kamen. Zeitschätzungen sind also höchstens bei Gruppensichtungen verlässlich. Bei der Qualität der verbalen Beschreibung waren selbst die Durchschnittswerte mäßig, ebenso bei der Qualität der Objektskizzen. Berichte von Einzelzeugen, so präzise sie auch wirken, sind nur mit Vorsicht zu gebrauchen. Ein wichtiges Ergebnis in einem Studienfeld, das hauptsächlich von der Analyse anekdotischen Materials lebt.

Der Sprachwissenschaftler Ulrich Magin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Forteanischen Phänomenen und hat mehrere Bücher dazu veröffentlicht. Er ist Redaktionsmitglied des „Skeptiker“.

Dieser Artikel erschien im „Skeptiker“, Ausgabe 2/2002.

Area 51 – Zwischen Schwerkraft und Unendlichkeit

Um die supergeheime US-Militärbasis ranken sich zahllose UFOlogische Mythen

Bernd Harder

 

Was hat die Monty-Python-Komödie „Das Leben des Brian“ mit dem Mythos gemein, der sich um Amerikas supergeheime High-Tech-Militärbasis „Area 51″ rankt? In beiden wird „ein obskurer und widerwilliger Messias von fanatischen Anhängern verfolgt, die ihn unerbittlich verehren und sogar in dem Schuh, den er nach ihnen wirft, ein heiliges Zeichen sehen wollen“. Diesen Vergleich zieht ausgerechnet der Leiter des „Area 51 Research Center“ in dem Wüstennest Rachel (Nevada), Glenn Campbell, der von der US-Presse als „Aktivist“ tituiliert wird, der „in Eigenregie die Rechtmäßigkeit staatlicher Vorgehensweisen überwacht“. Ein Querulant aus Passion also. Ein real existierendes Abziehbild der drei paranoiden Verschwörungsfanatiker „The Lone Gunmen“ aus der Kult-Serie „Akte X“. Und zugleich die schillerndste in der „Menge aufregender Gestalten mit ebenso aufregenden Geschichten“ (PM), die man in der Kneipe „Little A’Le’Inn“ in dem 100-Seelen-Kaff trifft.

Der „obskure Messias“, von dem Campbell in dem Report „Die Dreamland-Akte“ (Knaur, 1999) bereitwillig berichtet, ist niemand Geringerer als Bob Lazar. Jener Bob Lazar, der 1989 in US-Nachrichtensendungen auftrat und UFOlogische Geschichte schrieb. Der Konstruktionsingenieur will im Top-Secret-Abschnitt S-4 der „Area 51″ gearbeitet haben und dabei an der Analyse des Antriebssystems einer fliegenden Unterasse aus dem Weltraum beteiligt gewesen sein. Eine ganze Flotte aus neun geborgenen außerirdischen Flugkörpern lagere in den unterirdischen Hangars. Weder die Kongressabgeordneten noch der Präsident hätten davon gewusst – „außer sie haben gerade die Nachrichten gesehen, sollte man annehmen“, merkte eine Journalistin einigermaßen belustigt zu Lazars spektakulären Enthüllungen an.

Ein kosmisches Watergate? Sogar eine Schlüsselszene des 100-Millionen-Dollar-Knallbonbons „Independence Day“ spielt in der Nähe des Allfahrts-Orts Rachel: „Es gab nie abgestürzte Raumschiffe!“ versucht darin der amerikanische Präsident im Brustton der Überzeugung einen aufgebrachten Bürger zu beruhigen, der sich über die Verschleierungsstrategie der Regierung in Sachen UFOs erregt. Da nimmt ein Sicherheitsberater den mächtigsten Mann der westlichen Welt beiseite und raunt ihm sichtlich unwillig zu: „Das ist leider nicht ganz richtig, Sir …“ Nur wenige Filmminuten später befindet sich die zusammengewürfelte Gruppe von Überlebenden der Alien-Attacke auf Washington auf einem mysteriösen Stützpunkt in der Wüste – und kann sich dort nicht nur von der Existenz extraterrestrischer Raumschiff-Wracks, sondern auch von tiefgekühlten „grünen Männchen“ überzeugen. Und jeder Zuschauer, der auch nur entfernt mit der aktuellen UFO-Literatur vertraut ist, weiß sofort: Hier ist die geheimnisumwitterte „Area 51″, rund 150 Kilometer nördlich von Las Vegas, gemeint.

„Dreamland“, Land der Träume, wird das hermetisch abgeriegelte Hochsicherheitsgelände um den ausgetrockneten Salzsee Groom Lake auch genannt. Und tatsächlich fliegen hier die Träume der überzeugten Ufologen ganz besonders hoch. Und nicht nur das. Die „Area 51″ sei ein großer Wäschekorb, in den man jede moderne Verschwörungstheorie werfen könne, schreibt „Dreamland-Akte“-Autor David Darlington ironisch:

Hier war das Aids-Virus erfunden worden. Und hier verschwanden entführte Kinder, die in einem unterirdischen Laboratorium medizinischen Experimenten unterzogen wurden. Einige Quellen zufolge verfügte die Basis über 22 unterirdische Stockwerke und war über ein Tunnelsystem mit ähnlichen Anlagen im gesamten Südwesten der USA verbunden. In Sichtweite unseres Campingplatzes wurden Strahlenwaffen zur Bewusstseinskontrolle entwickelt (allerdings nicht gerade zu diesem Zeitpunkt, denn es war Samstag). Die Basis wurde nicht von solch untergeordneten Lakaien wie dem amerikanischen Kongress oder dem Präsidenten oder gar der Air Force kontrolliert, sondern von jener Weltregierung, die als Bilderberger/Council on Foreign Relations/Trilaterale Kommission/Neue Weltordnung bezeichnet wurde, mithin von einer Weltverschwörung, die innerhalb/außerhalb des militärisch-industriellen Komplexes operierte. Diese machtbesessenen Abtrünningen würden vor nichts Halt machen, um ihr düsteres und ehrgeiziges Ziel zu erreichen: die Weltherrschaft.

Und was meint der „philosophische Krieger und vagabundierende intellektuelle Terrorist“ Glenn Campbell zu solchen UFOtainment-Stories? „Ich persönlich glaube“, vertraute er dem Stern an, „dass die einzige unheimliche Begegnung hier draußen mit verirrten Rindern stattfindet. Aber die Leute wollen sehen, was sie sehen wollen“. Und Bob Lazar? Seine Glaubwürdigkeit erlitt ernsthafte Risse, als einige seiner akademischen Qualifikationen sich als falsch erwiesen. Nur wenige sympathisierende Beobachter drückten bei Lazars Bankrott, seinen nicht bestätigten Jobs und seinen unauffindbaren Universitätsabschlüssen beide Augen zu. Der bekannte UFOloge Stanton Friedman zögerte keinen Augenblick, Lazar einen Betrüger zu nennen.

Dennoch wird „Area 51″ auch in Zukunft der Heilige Gral der UFO-Kontaktsucher bleiben. Denn die US-Regierung tut ihr Bestes, eine „X-Akte“ zur Akte XXL aufzublasen. Während der Clinton-Präsidentschaft erließ Luftwaffenministerin Sheila Widnall eine weitreichende Geheimhaltungsvorschrift. Um Fragen nach dem Stützpunkt abzuwehren, ist die Verbreitung einschlägiger Informationen, ja selbst die Verwendung fiktiver Namen wie „Dreamland“ nun untersagt. Ohnehin wurde allein die pure Existenz der „Area 51″ von der Regierung lange geleugnet, auf Landkarten ist das Gebiet bis heute als „nicht vermessen“ eingezeichnet. Erst seit dem 31. 1. 2001 findet sich auf den Internet-Seiten des Weißen Hauses der „Text of a letter from the President to the Speaker of the House of Representatives and the President of the Senate“, in dem von der Militärbasis die Rede ist (siehe Web-Tipps).

„Area 51″ ist eine Art „Institution bei Geheimniskrämern der Dienste und Rüstungsproduzenten mit einer langen Geschichte“, hat der deutsche Journalist Stefan Maiwald recherchiert:

In den fünfziger Jahren entwickelten dort die CIA und die Firma Lockheed vom Kongress kaum kontrollierte Spionageprogramme. 1954 startete dort die U2, Amerikas berühmtes Spionageflugzeug. Danach wurde dort die A-12 entwickelt, ein Düsenflugzeug mit 3,2facher Schallgeschwindigkeit, das Nordvietnam ausspähte und nur zwölfeinhalb Minuten brauchte, um das ganze Land zu überfliegen. Was heute dort entwickelt wird, ist auch für Experten ein kaum lösbares Rätsel. Die Portale der Flugzeughallen sind nur nachts geöffnet. Einige Beobachter vermuten, dass zur Zeit ein hyperschnelles Spionageflugzeug mit achtfacher Schallgeschwindigkeit erprobt wird. Und unter dem Code-Namen „Aurora“ wird eine methangetriebene Kreuzung aus Rakete und Düsenjäger entwickelt.

Für die Justiz der USA wirft die Tatsache, dass es offiziell eine „Area 51″ gar nicht gibt, ein bizarres Problem auf. Denn: Die „Geisterbasis“ scheint nebenbei auch als geheime Giftmüll-Deponie zu dienen. Der Rechtsprofessor George Turley vertritt sechs ehemalige Arbeiter des „Dreamland“, die an Leberkrebs und schweren toxischen Ekzemen erkrankt sind. Sie mussten in den achtziger Jahren exotische Lacke, Harze und Lösungsmittel verbrennen. Doch die gerichtliche Auseinandersetzung verläuft außerordentlich zäh. Maiwald: „Das Washingtoner Umweltministerium behauptet, dass der Stützpunkt im Verzeichnis bundeseigener Liegenschaften nicht aufgeführt ist, folglich auch nicht existiert. Und wenn das ganze Gelände nicht existiert, kann auch der Befund von Biochemikern, die in Gewebeproben hohe Werte von Dioxin und Dibenzofuranen festgestellt haben, nur fiktiv sein.“ Anscheinend treibt die Regierung die Sorge um, vor Gericht könnte möglicherweise die Zusammensetzung der radarunsichtbarmachenden Spezialbeschichtung des legendären „Tarnkappenbombers“ bekannt werden.

Nicht alles also, was an Mysteriösem über „Area 51″ gesagt und geschrieben wird, gehört von vorne herein ins Reich der Hirngespinste. Doch was die Gerüchte in der Twilight Zone zwischen Schwerkraft und Unendlichkeit angeht, mag eine Episode aus Rachel vom 30. 4. 1993 trefflich illustrieren. An jenem Tag war Bob Lazar zu einem Vortrag im „Little A’Le’Inn“ angereist. Plötzlich brüllte jemand draußen: „Da ist etwas in der Luft!“ Blitzartig leerte sich der Saal. Das vermeintliche UFO erwies sich jedoch als Ballon – der das spöttische Gesicht der Mickymaus trug.

 
Ins Netz gegangen:

Ein besonderer Bereich der UFO-Thematik sind die seit einigen Jahren zunehmenden Berichte über UFO-Entführungen. Menschen erzählen beispielsweise, daß sie – kurz nach dem Einschlafen – in ihrer Wohnung von Außerirdischen überfallen und in ein Raumschiff entführt wurden, wo fremde Wesen allerlei medizinische Untersuchungen an ihnen vornahmen. Gemeinsames Merkmal dieser Berichte ist, daß jegliche materiellen Hinweise auf die Anwesenheit Außerirdischer fehlen. Vermeintlich rätselhafte Male bei „Entführten“ erwiesen sich als medizinisch leicht erklärbare natürliche Hautveränderungen. Angeblich wurden Personen sogar teilweise aus Hochhäusern in Großstädten wie New York entführt, während das Raumschiff vor dem Fenster schwebte – ohne daß dies jedoch von unabhängigen Zeugen bestätigt werden konnte. Es gibt auch Autoren, die nicht Außerirdische, sondern Zeitreisende, Bewohner „anderer Dimensionen“, Dämonen oder andere seltsame Wesen für die „Entführungen“ verantwortlich machen.

Obwohl inzwischen nicht wenige Menschen sehr realistische Erinnerungen an Entführungen haben, heißt dies nicht, daß diese Entführungen tatsächlich stattfanden. In der Einschlaf- oder Aufwachphase kommen bei den meisten Menschen gelegentlich hypnogoge (beim Einschlafen) bzw. hypnopompe (beim Aufwachen) Halluzinationen vor. Man glaubt sich dabei hellwach, ist jedoch normalerweise gelähmt (Schlafparalyse) und fühlt sich gefesselt und hilflos. Nicht selten sieht man ungewöhnliche Wesen, Ungeheuer, verstorbene Verwandte oder andere Personen. Diese Halluzinationen haben mit gewöhnlichen Träumen nichts zu tun, sie scheinen meist völlig realistisch, und die Betroffenen sind von der Wirklichkeit ihrer Erinnerung absolut überzeugt. Auch viele Berichte von Menschen, die sich an eine Entführung durch UFO-Wesen erinnern, haben alle Merkmale, die für solche hypnogogen oder hypnopompen Zustände charakteristisch sind.

Ein weiteres Problem ist, daß die „Entführten“ ihre Erfahrungen oft erst dann berichten, wenn sie einer Hypnose unterzogen werden, wobei der Therapeut, von dem die Hypnose durchgeführt wird, in aller Regel selbst von der Anwesenheit Außerirdischer oder anderer fremder Wesen überzeugt ist. Hinzu kommt, daß den meisten Betroffenen schon vor der Hypnosetherapie die Idee von Entführungen aus Büchern und Fernsehsendungen bekannt ist und sie sich intensiv damit beschäftigt haben. Unter Hypnose sind Menschen für Suggestionen ihrer Therapeuten sehr empfänglich und bauen sie nachweislich in ihre „Erinnerungen“ ein. Der Mechanismus und die Gefahren sind dabei grundsätzlich dieselben wie bei Reinkarnationstherapien .

Literatur:

 

Linktipps: