Kreationismus
Charles Darwin gilt als einer der größten Wissenschaftler der Geschichte. Seine Ideen sind mittlerweile bestens erforscht und durch viele Beobachtungen abgesichert. „Nichts in der Biologie macht Sinn, außer im Licht der Evolution“, schrieb der Evolutionsbiologe Theodosius Dobzhansky. Doch trotzdem wird die Evolutionstheorie bis heute attackiert – meist von religiöser Seite, die dadurch die eigenen theologischen Behauptungen in Zweifel gezogen sieht.

Ende 2005 wertete ein US-Bundesstaatsgericht die Lehre des Intelligent Design, eine zeitgeistige Schwester des biblischen Kreationismus, als religiöse Argumentation. Doch inzwischen arbeiten christlich-konservative Vertreter an einem Nachfolge-Modell.

 

Am 20.12.2005 sprach Richter John Jones vom Landesgericht Pennsylvania ein bedeutendes Gerichtsurteil. In dem 139 Seiten umfassenden Text bezeichnete Jones die Lehre des Intelligent Design (ID) offen als christlich-religiöse Meinung. Das Urteil bedingte eine momentane Zäsur in der Jahrhunderte dauernden Auseinandersetzung zwischen den Religionen und der Wissenschaft. Vor allem in den USA entzündet sich dieser Konflikt immer wieder am Widerspruch zwischen Evolutionstheorie und christlichem Schöpfungsmythos. Der Skeptiker berichtete bereits in den vergangenen Jahren über die verschiedenen Formen des Kreationismus und deren wissenschaftliche Leere (Waschke 2003, Neukamm 2005). Der folgende Artikel beschreibt die aktuelle politische und gesellschaftliche Dimension von Intelligent Design.

„Am Anfang schuf…“

Der fundamentalistische Protestantismus beharrt auf der wortwörtlichen Auslegung der Bibel. Demnach wurde die Welt vor 6- bis 12.000 Jahren (je nach Auslegung) geschaffen, Dinosaurier lebten neben Menschen und ertranken mit ihnen in der biblischen Sintflut. Dieses Weltbild wird laut einer Gallup-Umfrage von 47% der US-Amerikaner geteilt (Harper 2006), von einer noch größeren Anzahl mit kleinen Abschwächungen, was unweigerlich zu Konfrontationen mit den Naturwissenschaften, insbesondere mit der Evolutionstheorie, führt.

Alleine der Gedanke, dass Mensch und Affe die gleichen Vorfahren haben (oder der Irrglaube, der Mensch stamme von heute existierenden Affenarten ab) bereitet vielen Gläubigen Albdrücken. Von ihren Führern wird die Abstammungslehre als Lüge einer atheistischen und stalinistischen Verschwörung gegen das Christentum angesehen und vehement bekämpft (Harn 1987, Mohler 2004).

Die Rolle der school boards

„Schauplatz“ für die heißeste Phase dieses Kampfes ist der Biologie-Lehrplan der High School. Das amerikanische Bildungswesen gewährt den school boards eine hohe Souveränität beim Erstellen der Lehrpläne. Diese Komitees, zusammengesetzt aus Elternvertretern und Lehrern, bestimmen, welche Schulbücher verwendet und somit welche Lehrinhalte im Unterricht behandelt werden. Konservative school boards haben auf diese Weise bereits weitgehend den Aufklärungsunterricht auf die Praxis der Enthaltsamkeit beschränkt, mit dem Resultat einer enormen Schwangerschaftsrate bei Teenagern (Waxman 2004).

Das school board der Kleinstadt Dover in Pennsylvania führte eine „Alternative“ zur Evolutionstheorie in den Biologie-Unterricht ein, Intelligent Design. Diese Lehre geht davon aus, dass biologische Strukturen zu komplex seien, um natürlich entstanden zu sein.

Des Kaisers neue Kleider

Intelligent Design (ID) ist das geistige Kind des Juristen Phillip Johnson und des Philosophen Stephen Meyer. Manche amerikanischen Kreationismus-Verfechter nutzten die neue Argumentation, um ein Urteil des obersten Gerichtshofs aus dem Jahre 1987 zu umschiffen, welches öffentlichen US-Schulen den kreationistischen Unterricht verbietet, da dieser der Trennung von Staat und Kirche widerspricht.

Johnsons Konzept für einen „neuen Kreationismus“ beruhte darauf, in Arbeiten mit wissenschaftlichem Anspruch die Verweise auf den christlichen Gott und die Bibel auszulassen, wissenschaftliche Beweise dafür zu finden, dass die Natur zu komplex sei, um ohne einen übernatürlichen Schöpfer entstanden zu sein. (Eine ausführliche Beschreibung der Konzepte und der Philosophie von Intelligent Design findet sich bei Waschke 2003.)

Mit der finanziellen Unterstützung von christlich-konservativen Magnaten wie Howard Ahmanson Jr. sammelte sich um Johnson und Meyer eine kleine Gruppe von Wissenschaftern, Journalisten und früheren Politikern, welche sich 1990 in Seattle zu dem Think Tank „Discovery Institute“ zusammenschloss.

Unsaubere Geschäfte

Während in der Bevölkerung ein mäßiges Interesse an dieser Lehre herrscht, wird sie von der akademischen Wissenschaft vollends abgelehnt. Die Wahrscheinlichkeitsrechnungen, welche als Beispiel für übernatürliches Design von den ID-Vertretern genannt wurden, waren schnell widerlegt. Steven Meyer gelang es 2004 indes, einen ID-Artikel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu veröffentlichen. Nachdem aber offensichtlich wurde, dass der Artikel, (welcher nur eine Zusammenfassung bereits vorhandener Arbeiten war), grobe fachliche Fehler aufwies, und dass der Chefredakteur des Journals den Artikel an dem obligatorischen Begutachtungsverfahren durch andere Wissenschaftler und am editorial board des Journals vorbeigeschmuggelt hatte, erklärten die Herausgeber aufgrund des öffentlichen Drucks, dass sie den Artikel in dieser Form nicht mehr veröffentlichen würden. Außerdem zeigte sich kurz darauf, dass Meyer einen sehr ähnlichen Artikel mit geringen Änderungen, aber mit einer unterschiedlichen Autorenliste bereits in einem ID-internen Journal veröffentlicht hatte (Elsberry 2004).

»In der wissenschaftlichen Diskussion zeigten sich die ID-Vertreter immun gegenüber fachlicher Kritik.«

In der wissenschaftlichen Diskussion zeigten sich die ID-Vertreter immun gegenüber fachlicher Kritik: Diese wurde und wird entweder gar nicht beachtet oder polemisch relativiert. Damit isolierte sich die /D-Bewegung zunehmend von der Wissenschaft. Während anfangs noch einige Wissenschafter mit religiösem oder spirituellem Weltbild Interesse an ID zeigten, wandten sich die meisten bald wieder ab, da sie erkannten, mit welch unseriösen Mitteln vorgegangen wurde, um vermeintliche Resultate zu präsentieren. Führende ID-Vertreter wie Michael Behe und vor allem William Dembski erwiesen sich als unfähig zur kritischen Betrachtung der eigenen Thesen und trugen auf diese Weise erheblich dazu bei, dass ID stark an Glaubwürdigkeit einbüßte.

Kritiker der Evolutionstheorie glauben, dass komplexe Organe wie das Auge nur durch einen Schöpfer entstanden sein können.

Abgesehen davon lagen nach all den Jahren noch immer keine positiven Forschungsergebnisse für ID vor.

Politiker greifen ein

Da sich namhafte Vertreter des Discovery Institutes weitgehend mit Aussagen zurückhielten, die z.B. das Alter der Erde oder die Entstehung der Arten betrafen, sahen evangelikale Politiker die Chance gekommen, ihre religiösen Überzeugungen politisch wieder salonfähig zu machen.

Präsident George W. Bush sprach sich wiederholt dafür aus, dass Schulen Evolution und ID nebeneinander lehren sollten, damit sich die Kinder entscheiden können, „wem sie mehr glaubten“. Der Senator von Pennsylvania, Rick Santorum, hatte sogar versucht, dies via Bundesgesetz zu erzwingen. Santorum wurde übrigens bei den mid-term elections im November 2006 abgewählt.

Petitionen und „Steve“

Im Laufe der Jahre schaukelte sich der Konflikt Kreationismus vs. Evolution immer weiter auf:

Zwischen 1996 und 2004 versuchten mehrere US-Bundesstaaten kurzfristig, das Thema Evolution aus dem Curriculum zu entfernen oder zumindest zu relativieren. Das Discovery Institute trug der Relativierung Rechnung, indem es eine Unterschriftenkampagne für Wissenschafter initiierte, welche einen bestimmten Evolutionsmechanismus bezweifeln: Bis dato haben 600 Personen unterzeichnet, großteils Ärzte und Ingenieure, kaum Biologen. Um die Insignifikanz dieses Projektes zu demonstrieren, startete das Center for Science Education eine Pro-Evolutions-Unterschriftenliste, bei der nur Wissenschafter unterschreiben durften, die auf den Vornamen „Steve“ hören. Der Name war in Erinnerung an den großen Evolutionsbiologen Steven J. Gould gewählt worden. Diese Liste, welche unter anderem den Namen des Nobelpreisträgers Steven Weinberg enthält, weist inzwischen mehr Unterzeichner auf als die Liste des Discovery Institute.

All diese kleinen Plänkeleien ließen darauf schließen, dass ein großer Knall nur mehr eine Frage der Zeit war.

Pandabären und Menschen

Dover ist eine kleine Gemeinde im Süden Pennsylvanias. Die knapp 2.000 Einwohner leben in einer ländlichen Gegend; Pick-up-Trucks und Geländewagen mit alten Wahlkampfstickern für Bush/Cheney 2004 sind auf den Straßen zu sehen. Einige Meilen östlich lebt die Sekte der Amish, die jegliche moderne Technik ablehnen und heute noch mit Pferdekutschen auf Asphaltstraßen unterwegs sind.

Im Jahre 2004 wurden der örtlichen High School 60 Exemplare des Biologie-Schulbuches „Of Pandas and People“ geschenkt, finanziert durch die Spendenkampagne einer lokalen Kirche. Das Buch hat eine lange und kontroverse Vergangenheit. Seit der ersten Ausgabe im Jahre 1983 (damals noch unter dem Titel „Creation Biology“) hat es einige Revisionen durchlaufen, in denen sukzessive alle Referenzen auf einen christlichen Gott und auf die Bibel durch den Verweis auf einen neutralen „Designer“ und ähnlich entschärfte Rhetorik ersetzt wurden.

»“Wir beobachteten mit Sorge, wie immer mehr fundamentalistische Elternvertreter das school board an sich rissen.“ Bryan Rehm, Lehrer«

Einige Mitglieder des school boards von Dover erbaten sich Unterstützung vom Discovery Institute – welches das Vorhaben allerdings ablehnte – sowie dem konservativen Thomas Moore Law Center. Im Herbst 2004 wurde die Aufnahme der Bücher in die Bibliothek beschlossen. Bryan Rehm, Lehrer und school-board-Mitglied, erinnert sich: „Wir beobachteten mit Sorge, wie immer mehr fundamentalistische Elternvertreter das school board an sich rissen. Anfangs wollten sie den guten alten Sechs-Tage-Kreationismus wieder einführen. Als wir ihnen erklärten, dass dies illegal ist, suchten sie sich die nächstbeste Alternative“. (Horizon 2006)

Auf den Beschluss hin, ID die Türe öffnen zu müssen, schalteten einige besorgte Lehrer und Eltern die Bürger rechtsorganisation ACLU ein, welche einen Prozess gegen das school board von Dover einbrachte. Dies war der Knall, den beide Seiten so viele Jahre erwartet hatten.

Bakterien und Astrologie

Am 26. Oktober 2005 begann der Prozess vor dem Landesgericht Harrisburg. Es ging um die Frage, ob das Vorgehen des school board korrekt war. Die ID-Vertreter riefen den Biochemiker Michael Behe in den Zeugenstand, der anhand des Beispiels Bakteriengeißel erklärte, dass manche natürlichen Strukturen zu komplex seien, um durch „darwinistische Prozesse“ entstanden zu sein. Die Ankläger hingegen präsentierten den renommierten Biologen Ken Miller sowie einige andere Wissenschaftler, Journalisten und Philosophen, welche die Intelligent-Design-Bewegung schon seit Jahren beobachteten.

Innerhalb weniger Tage wurde die Richtung des Prozesses klar. Die Zeugen der Anklage stellten immer deutlicher die wissenschaftliche Leere von Intelligent Design bloß und zeigten auf, dass sich hinter der wissenschaftlich klingenden Fassade eine Agenda aus wertkonservativem Christentum verbirgt. Als endgültiger Wendepunkt im Prozess gilt die Aussage von Michael Behe. Dieser ließ sich im Kreuzverhör zu der Behauptung hinreißen, auch die Astrologie sei eine Wissenschaft, wenn man die Kriterien anwendet, nach denen ID der Status der Wissenschaft zukommt. Das wissenschaftliche Aushängeschild von ID, der Mathematiker und Theologe William Dembski, erschien erst gar nicht vor Gericht. Seine Arbeit zu Wahrscheinlichkeitsrechnung und Informationstheorie wurde dennoch von Experten der Anklage zerpflückt und für nichtig erklärt.

Eine entscheidende Aussage lieferte die Philosophie-Professorin Barbara Forrest mit ihrer Analyse der Entstehung des Buches „On Pandas and People“. Sie berichtete dem Gericht ferner über „The Wedge“, ein Dokument, das 1999 aus dem Discovery Institute herausgesickert war (siehe auch Forrest 2007). Der Text richtet sich an potenzielle religiöse Geldgeber und beschreibt in generalstabsmäßiger Manier einen Plan zur „Umgestaltung des religiösen, kulturellen und sozialen Lebens“. Ziel war es, den „Materialismus und sein schädliches Erbe zu Fall zu bringen“ und „anstelle dessen wieder die Lehre einzuführen, dass der Mensch von Gott geschaffen wurde“. „The Wedge“ entpuppte sich als ein weiterer Sargnagel für ID.

»Der Richter kam zu dem Ergebnis, dass der religiöse Charakter von ID für jeden objektiven Beobachter erkennbar sei.«

Am 4. November 2005 wurden die abschließenden Plädoyers gehalten und der Richter John Jones zog sich zur Urteilsfindung zurück. 40 Tage später veröffentlichte er ein 139 Seiten starkes Urteil, welches die ID-Anhängerschaft zutiefst erschütterte: Die Argumente ließen keinen Zweifel daran, dass ID keine wissenschaftliche Dimension habe, sondern nur ein trojanisches Pferd für den altbekannten biblischen Kreationismus sei, so der Richter. Darüber hinaus kam er zu dem Ergebnis, dass „der religiöse Charakter von ID für jeden objektiven Beobachter erkennbar“ sei, „ob Erwachsener oder Kind“ (Jones 2005). Besonders schmerzlich mag für die ID-Befürworter gewesen sein, dass diese vernichtenden Worte ausgerechnet von einem Vertreter der politischen Rechten kamen. Richter Jones hatte einen republikanischen Kongresswahlkampf bestritten, war danach von G.W. Bush als Richter eingesetzt und vom republikanisch kontrollierten Senat bestätigt worden.

Ein Versuch zur Neuordnung

Nach dem Urteil von Harrisburg stand das Discovery Institute öffentlich mit dem Rücken zur Wand. ID war enttarnt worden und wurde nun nicht nur von der akademischen Wissenschaft, sondern auch von Journalisten und zusehends von Politikern als religiöse Bewegung gesehen und beschrieben.

Noch vor dem Urteil, im Sommer 2005, hatte das Discovery Institute die Werbeagentur Creative Response Concepts verpflichtet, einen Aufsatz des Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn in der New York Times zu platzieren. In dem Artikel „Finding Design in Nature“ (Schönborn 2005) skizziert der im Vatikan einflussreiche Kardinal die Haltung der katholischen Kirche zur Evolutionstheorie. Sie erkennt die Mechanismen der Evolution („Zufallsmechanismus“ aus Mutation und Selektion) nicht als allein verantwortlich für Evolutionsprozesse an, steht also in diesem Punkt im offenen Konflikt mit der Wissenschaft. Den Wissenschaftlern, die an der Evolutionstheorie festhalten, unterstellte Schönborn polemisch eine „Absage an die Vernunft“ und wies darauf hin, dass eine „Weigerung, die überwältigenden Hinweise auf Design in der Natur anzuerkennen, nichts weiter als Ideologie“ sei. Während der Artikel bei Wissenschaftern und liberalen Geistlichen einen Aufschrei auslöste, wirkte er auf die anvisierten Zielgruppen genau wie beabsichtigt: Er schweißte die ID-Gemeinschaft enger mit der konservativen Geistlichkeit zusammen. Dies dürfte nicht für evangelikale wie katholische Christen gelten. ID-Vize Mark Ryland ist Vorstandsmitglied des „Internationalen Theologischen Institut“ in Gaming/Niederösterreich, dessen Kanzler Christoph Schönborn ist.

Neue Horizonte

Vielleicht markiert das Urteil von Harrisburg den Anfang vom Ende der ID-Bewegung, denn mit ihm ist die Anerkennung von ID in der wissenschaftlichen Community endgültig gescheitert. Die hohe Geldstrafe von einer Million $ für das school board dürfte eine abschreckende Wirkung auf andere school boards haben. Allerdings arbeiten die religiösen Rechten bereits an dem Nachfolger für ID. Da man im Bereich Naturwissenschaft eine herbe Niederlage einfahren musste, wird nun mit einer völlig anderen Taktik aufgewartet.

Auf einer großen Konferenz zum Thema Intelligent Design am 29. September 2006 im Sportstadion der Universität von Süd-Florida waren ganz neue Töne zu hören. Während man zuvor eher versucht hatte, sich von offensichtlich religiösen Themen fern zu halten, kam jetzt neben Behe und dem Biologen Jonathan Wells, einem Anhänger der Mun-Bewegung, auch der Fundamentaltheologe Tom Woodward zu Wort und attackierte heftig die moralischen Implikationen von Darwins Werk.

Ein weiteres Mitglied des Discovery Institute, der Historiker Richard Weikart, erlebt derzeit ebenfalls ein Comeback. Der Autor des Buches „ From Darwin to Hitler“ macht Darwin und seine Entdeckungen für die Eugenik und den Nationalsozialismus verantwortlich; ein befremdliches Geschichtsbild, das kaum von anderen Historikern geteilt wird.

Prominente Mitglieder des Discovery Institute, darunter der Gründer der Bewegung, Phillip Johnson, erschienen in der darwinkritischen TV-Dokumentation „Darwin’s Deadly Legacy“. Moderator ist der TV-Prediger James Kennedy, welcher Darwins Lehren unter anderem direkt für das Massaker an der Columbine High School 1999 haftbar machte.

Der Fernsehprediger James Kennedy macht Darwins Lehren für das Massaker an der Columbine High School 1999 verantwortlich.

Weikart und Kennedy vertreten den neuen, alten Kurs der Kreationisten: Da das Projekt eines wissenschaftlichen „Gottesbeweises“ und damit auch die wissenschaftliche Untermauerung des rechtskonservativen Christentums gescheitert ist, besinnt man sich zurück auf die Wurzeln: auf den moralischen Zeigefinger und brandmarkt die Evolutionstheorie als Ausgeburt von Materialismus, Atheismus und linkem Intellektualismus. Gerade in einer Zeit, die durch militärische Fehlschläge weitab der Heimat, sinkendes Bildungsniveau und steigende Existenzangst geprägt ist, fällt diese Saat, die einfache Erklärungen auf komplexe Fragen anbietet, auf fruchtbaren Boden.

Phillip Johnson hat sich den Untergang seines geistigen Kindes schon eingestanden. So meinte er unlängst „Über unsere Versuche, ID in die Schulen zu bringen, ist der Vorhang gefallen“. (D’Agostino 2006). Aber seine Nachfolger sitzen bereits in ihren Startlöchern…

von Roland Leitner

Roland N. Leitner

,
Jahrgang 1981, seit 2001 Studium der Biologie und molekularen Biologie an der Universität Wien, schreibt derzeit an seiner Diplomarbeit.
Kontakt: Department für medizinische/pharamzeutische Universität Wien, UZA II – 2B522, Althanstraße 14 A-1090 Wien

Der Artikel erschien im „Skeptiker“ 4/2006.

Literatur:

D’Agostino

, M. (2006) In the matter of Berkeley v. Berkeley. The Berkeley Science Review. Zugriff am 14.11.2006.

Elsberry

. W. (2004): Meyer 2004 and Deja vu all over again. Panda’s Thumb Weblog. Zugriff am 14.11.2006.

Forrest

, B. (2007): The „Vise Strategy“ undone. Kitzmiller et al. v. Dover Area School District. Skeptical Inquirer 31,1, S. 40-46.

Gishlick

A. et al. (2004): Meyer’s Hopeless Monster. Talk Design. 24.8.2004: Zugriff am 14.11.2006.

Ham

. K.(I987): The Lie: Evolution. Master Books, Brisbane.

Harper

, .I. (2006): Americans still hold faith in divine creation. The Washington Times 9.6.2006.

Horizon

– A War on Science. Dokumentation der BBC, 26.1.06.

Jones

. J. (2005): Kitzmiller v. Dover Area School District. Decision of the Court. Kopie auf www.talkorigins.org. Zugriff am 14.11.2006.

Mohler

. A. (2004): Evolutionists on the Barricades: Is their theory in danger? Zugriff am 19.12.2006

Neukamm

.M. (2005): Die kreationistische Gnmdtypenbiologie in der Kritik. Skeptiker 4/05. S.144-150.

Schönborn

, C (2005): Finding design in nature. The New York Times, 7.7.2005.

Waschke

, T. (2003): Intelligent Design – Eine Alternative zur naturalistischen Wissenschaft? Skeptiker 4/03, S. 128-136.

Waxman

, H. (2004): The content of federally founded abstinence only education programs. Zugriff am 14.11.2006

Weikart

. R. (2004): From Darwin to Hitler. Evolutionary Ethics, Eugenics and Racism in Germany. MacMillan. Palgrave.

Evolutionskritik als Film – Poppenbergs Videos

Thomas Waschke

„Die Evolutionstheorie wurde nie massenmedial angekratzt. Alternative kreationistische Arbeiten oder solche, welche die Evolution kritisieren, blieben im Schattenbereich unter Gleichgesinnten.“ (Rolf Höneisen, factum)

Rolf Höneisen ist Chefredakteur der im Zitat genannten Zeitschrift, die seit vielen Jahren genau das oben Beschriebene macht: Sie versorgt den Schattenbereich der Gleichgesinnten mit kreationistischen Arbeiten. Über einen relativ geschlossenen Kreis ist diese Art Evolutionskritik selten hinausgelangt. Mit dem ersten evolutionskritischen Film von Fritz Poppenberg, der im Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders produziert und immerhin ein Mal in einem dritten Programm (Sender Freies Berlin (SFB), 12.10.1998) ausgestrahlt wurde, hätte sich das ändern können, die Wende blieb jedoch aus. Der jüngst erschienene dritte evolutionskritische Film von Fritz Poppenberg ist Anlass, sich etwas umfassender mit diesem im deutschen Sprachraum relativ neuen Medium der Verbreitung evolutionskritischen Gedankenguts zu befassen.

Wer ist Fritz Poppenberg?

Fritz Poppenberg (geb. 1950) bezeichnet sich als „Autor, Regisseur, Kameramann, Produzent“ und beschäftigt sich seit dem Abschluss seines Studiums an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin mit der Produktion von Filmen. Nach Kamera-, Ton-, Cutter- und Regieassistenzen sowie Kameraarbeit führte Poppenberg in bisher 17 Filmen Regie und schrieb die Drehbücher. Die meisten dieser Filme befassen sich mit Außenseitern im weitesten Sinn. Poppenberg drehte mehrere Filme über die Verfolgung der Zeugen Jehovas (sowohl im Dritten Reich als auch in der ehemaligen DDR), über die AIDS-Problematik (in diesem Fall sind die Außenseiter die Autoren, die einen Zusammenhang zwischen dem HIV-Virus und AIDS bestreiten) und eben auch die evolutionskritischen Filme, mit denen sich der vorliegende Bericht befasst. Poppenbergs Motivation für seine evolutionskritischen Filme ist sicher vielschichtig. In Interviews betonte er, dass er sich eigentlich erst zwei Jahre vor seinem ersten evolutionskritischen Film mit dieser Thematik befasst habe. Bis 1996 war er nach eigenen Angaben durchaus kein Evolutionskritiker. Poppenberg wollte zunächst auch keinen Film über diese Thematik drehen, weil ihm ein derartiges wissenschaftliches Thema filmisch nur schwer umsetzbar schien. Im Lauf seiner Arbeit an anderen Filmen lernte er aber Menschen kennen, die an Schöpfung glaubten. Namentlich erwähnt wird Dr. Henning Kahle, ein Zeuge Jehovas, der ein sehr sachliches evolutionskritisches Buch verfasst hat, das 1999 in der 4. Auflage erschien [1] (interessanterweise ab dieser Auflage mit einem Vorwort von Wolf-Ekkehard Lönnig und einem Nachwort von Fritz Poppenberg). Dadurch könnte die Vermutung nahe liegen, dass Poppenberg den Zeugen Jehovas angehört. Nach den mir vorliegenden Informationen ist das aber nicht der Fall. In Interviews hat Poppenberg geschildert, dass er noch nicht ganz am Ziel seiner spirituellen Suche angekommen sei. Die Bibel habe aber auf diesem Weg einen einzigartigen Stellenwert bekommen.

Die drei Filme

Der erste Film der Reihe (1998, „Hat die Bibel doch recht? Der Evolutionstheorie fehlen die Beweise“, 44 min) entstand im Auftrag des SFB und wurde auch im Herbst 1998 gesendet. Obwohl die Resonanz des Publikums angeblich sehr positiv war, hat es auch Einwände von Fachwissenschaftlern gegeben. Der Film kam dann auf den Stapel ‚für Fernsehaussendungen gesperrt‘, offiziell, weil der Film Fremdmaterial mit Rechten anderer Sendeanstalten enthielt [2]. In Kreationistenkreisen hingegen wird behauptet, dass Forscher, die im Film interviewt wurden, mit rechtlichen Schritten drohten. Dank einer „guten Fügung“ hatte sich Poppenberg aber die Videorechte gesichert, und der Film fand auf Kassette in evolutionskritischen Kreisen offenbar solchen Absatz – bis Anfang 2002 wurden 40 000 Kassetten verkauft -, dass Poppenberg mit dem Erlös die Arbeiten an einem zweiten, nicht mehr für das öffentlich-rechtliche Fernsehen konzipierten Film finanzieren konnte. „Hat die Bibel doch recht?“ wurde preisgekrönt, allerdings von religiös motivierten Vereinigungen (1999 Goldener Kompass der Konferenz Evangelikaler Publizisten und 1. Preis für hervorragende Gestaltung auf dem Film- und Videofestival Chicago, 2000). Der zweite Film („Gott würfelt nicht. Über den erbitterten Kampf zwischen Wissenschaft und Ideologie“, 2001, 75 min) wurde dann ausschließlich kommerziell vertrieben. Eigentlich war geplant, für diesen Film auch Forscher im Ausland zu interviewen, vor allem Michael Behe, Phillip Johnson und Fred Hoyle (zu diesen Autoren s. Skeptiker 4/03, S. 128ff.), was aber aus Kostengründen nicht möglich war. Offenbar gelang es Poppenberg nicht, Rundfunkanstalten zur Unterstützung des Projektes zu bewegen oder anderweitig Fördermittel zu erhalten. Ende letzten Jahres ist dann der dritte und bisher letzte Film dieser Reihe erschienen („Der Fall des Affenmenschen. Die Evolutionstheorie kann die Herkunft des Menschen nicht erklären“, 2004, 50 min). Neben den genannten Filmen hat Poppenberg auch einen Vortrag von Prof. Dr. Siegfried Scherer in Berlin gefilmt („Was Darwin nicht wissen konnte. Der Streit um die Entstehung des Lebens“, 2003, 75 min, gekürzt 47 min) Dieser Film, der als erster (und bisher einziger) Teil einer Serie mit dem Titel „Wissenschaftler kritisieren die Darwin‘- sche Theorie“ gekennzeichnet wird, soll uns hier nicht weiter beschäftigen. Inhalt der Filme Alle drei Filme sind im Prinzip gleich aufgebaut. Die zentralen Aussagen werden durch Interviews mit Wissenschaftlern vermittelt. Daneben gibt es viele ästhetisch ansprechende, durch passende Musik unterlegte Naturaufnahmen. Ein Sprecher stellt während dieser Passagen Fragen, auf welche dann meist als Experten für die jeweiligen Gebiete vorgestellte Forscher in Form eines kurzen Beitrags antworten. Diese Aufmachung erinnert an den ‚Klassiker‘ des kreationistischen Films in Europa („So entstand die Welt. Schöpfung contra Evolution“, 1980, 100 min), der in den Niederlanden entstand und auf Poppenbergs Website erworben werden kann. Angepriesen wird er mit den Worten: „Dieser hervorragende Film (in den 80er Jahren gedreht) darf nicht in Vergessenheit geraten!“) Dort traten neben Alfred E. Wilder- Smith, dem damals bekanntesten Kreationisten Europas, nur noch der amerikanische Kreationist Duane Gish und der bekannte Science-Fiction-Autor Isaac Asimov auf. Poppenberg hingegen hat sich zunächst bemüht, auch nicht-evolutionskritische Wissenschaftler für seine Filme zu gewinnen. Im ersten Film traten noch etliche Forscher auf, die nicht zum Kreis der Evolutionsgegner zählen. Evolutionsgegner sehen in Androhungen rechtlicher Schritte durch diese Forscher, die sich nicht hinreichend darüber informiert sahen, in welchen evolutionskritischen Kontext ihre Aussagen gestellt wurden, den Grund dafür, dass der Film nicht mehr im öffentlichrechtlichen Fernsehen gezeigt werden darf. Tatsächlich ist diese Befürchtung nicht von der Hand zu weisen – wenn auch der Fernsehanstalt zufolge für die Entscheidung andere Gründe maßgeblich waren (s. o.) Über den Rahmen, in den seine Ausführungen im zweiten Film gestellt wurden, hat sich Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach, der Leiter des Ernst-Haeckel- Hauses in Jena, so massiv beschwert, dass den Kassetten angeblich inzwischen ein ‚Beipackzettel‘ beiliegt, in dem sich Breidbach von dem „Machwerk“ distanziert. Poppenberg hat offenbar nicht aus diesen Vorfällen gelernt. Auch Dr. Jörns Fickel, der als einziger Forscher aus dem Lager der Evolutionsbefürworter im dritten Film zu der möglichen Kreuzung zwischen Mensch und Menschenaffe befragt wurde, hat mir mitgeteilt, dass er nicht darüber informiert wurde, in welchem Kontext seine Aussagen erscheinen würden. Fickel distanziert sich in dieser Mail explizit vom evolutionskritischen Inhalt des Films. [3] Die meisten Wissenschaftler jedoch, die in Poppenbergs Filmen zu Wort kommen, lehnen eine naturalistische Evolution ab. Der Genetiker Dr. Wolf-Ekkehard Lönnig vom Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung und Genetik in Köln und der Molekularbiologe Prof. Dr. Siegfried Scherer von der Technischen Universität München treten in allen drei Filmen auf und kommen mehrfach zu Wort. Auf dem Datenträger des dritten Film findet man zudem ein längeres Interview, das Poppenberg mit Lönnig geführt hat. Diese beiden Wissenschaftler dürften mit die derzeit bekanntesten evolutionskritischen Autoren im deutschen Sprachraum sein. Lönnig, der den Zeugen Jehovas angehört, ist eher ein „Einzelkämpfer“, der vor allem im Eigenverlag und auf seiner Webseite publiziert, während Scherer in der Studiengemeinschaft Wort und Wissen mitarbeitet und in diesem Rahmen schon einige evolutionskritische Arbeiten veröffentlicht hat. Als weitere Mitarbeiter der Studiengemeinschaft Wort und Wissen spielen Frau Dr. Sigrid Hartwig-Scherer (im ersten und dritten Film) und Dr. Michael Brandt (im dritten Film) mehr oder weniger tragende Rollen.

Der dritte Film

Auf den Inhalt dieses Films kann hier nur sehr kurz eingegangen werden. Im ersten Teil wird der Frage nachgegangen, ob erwiesen ist, dass der Mensch von affenähnlichen Vorfahren abstammt. Aufhänger sind Ivanovs Versuche zur Kreuzung von Menschen und Schimpansen (1926) [4]. Im Film wird eine ideologische Grundlage für diese Versuche angegeben: Es ging angeblich darum, die Abstammung des Menschen von Menschenaffen zu beweisen. Dieser Teil des Films ist als Reportage gestaltet. Zurück in Deutschland werden weitere Nachforschungen angestellt, die aber letztlich keine Klarheit über die damaligen Experimente bringen. Im Rest des Films werden die wesentlichen Sachverhalte, wie oben geschildert, im Rahmen von Interviews mit Wissenschaftlern vermittelt. Dr. Jörns Fickel macht deutlich, warum er es für nicht möglich hält, dass derartige Kreuzungen zu lebensfähigen Nachkommen führen könnten. Durch das Scheitern dieses ‚direkten‘ Ansatzes werden nach Auffassung von Poppenberg Fossilien als wesentliche Belege für diese Verwandtschaft erforderlich. Im Film wird versucht zu zeigen, dass die angeblichen Vorfahren des Menschen entweder ‚echte‘ Affen (Ramapithecus, Australopithecus) oder aber vollwertige Menschen (Neandertaler, Homo erectus) sind und damit jeweils als Übergangsformen nicht in Frage kämen. Diese Argumentation wird von Brandt und Hartwig-Scherer vorgetragen. Schon in diesem Rahmen bringt Poppenberg die Unterstellung ins Spiel, dass Evolutionisten selbst vor Betrug nicht zurückschrecken, um die erforderlichen Zwischenformen zu erhalten. Am Beispiel der Zahlenangaben zur genetischen Ähnlichkeit von Mensch und Schimpanse wird behauptet, dass Thesen, die in das evolutionistische Weltbild passen, in den Vordergrund gestellt werden, während weniger passende Befunde unterdrückt oder totgeschwiegen werden. Angeblich sind auch die genetischen und morphologischen Unterschiede zwischen Mensch und Schimpanse so groß, dass keine direkte Verwandtschaft belegt werden kann. Diese Argumentation wird von Lönnig ausgeführt. Nach seiner Auffassung ist es zudem eher wesentlich, die Unterschiede zwischen Mensch und Menschenaffen zu betonen. In Form von nicht näher belegten Statements erklärt dann der Sprecher, dass die Vorstellung einer naturalistischen Evolution die Forschung oft behindert habe. Diese Passagen hätten eigentlich einen harmonischen Schluss des Films bilden können. Nach diesem Bruch in der Argumentationskette – der erste Teil des Films befasst sich mit dem Versuch der Widerlegung der üblichen Argumente für eine Abstammung des Menschen von affenähnlichen Vorfahren, nun wird die Vorstellung einer naturalistischen Evolution allgemein kritisiert – wird nach einer Alternative zur Evolution gesucht. Lönnig plädiert in diesem Zusammenhang für Intelligent Design (ID) und charakterisiert diesen Ansatz als „Wissenschaft, die Signale, Zeichen und Kennzeichen von Intelligenz studiert“. Scherer verdeutlicht das vermeintliche Problem der Unmöglichkeit von Übergangsformen und damit einer naturalistischen Evolution anhand des Standard-Beispiels der IDBewegung, der Mausefalle. Erst das fertige Produkt ist funktionsfähig, was keinesfalls für die isolierten Einzelbestandteile gilt. Zudem zerstört das Fehlen eines Bauteils die Funktion. Der Film endet mit der Frage „Sind der Mensch und alle anderen Lebewesen also doch getrennt voneinander von Gott geschaffen worden? Zusätzlich zum eigentlichen Film ist als ‚Zugabe‘ auf dem Datenträger noch ein Gespräch zwischen Poppenberg und Lönnig vorhanden. Lönnig schildert darin auf der Basis seiner Biographie Gründe für seine Ablehnung einer naturalistischen Evolution. In diesem Rahmen wird auch Lönnigs Sicht der Vorgänge um die Sperrung seiner Internet-Seite beim Max Planck-Institut dargestellt. Lönnig hatte diese offizielle Instituts-Seite zur Verbreitung evolutionskritischer Inhalte, die nicht im Interesse seines Arbeitgebers liegen konnten, missbraucht.

Argumentationsweise

Selbstverständlich ist es Poppenbergs gutes Recht, argumentative Mängel oder auch falsche Interpretationen in der Geschichte der Evolutionsforschung aufzuzeigen. Eventuell könnte man auch noch eine gewisse Einseitigkeit der Darstellung tolerieren, weil die Argumente für die Evolutionsauffassung Standard sind und buchstäblich in jedem Schulbuch stehen. Das darf aber nicht dazu führen, dass Strohmänner aufgebaut werden. Da kein Evolutionsforscher behauptet, dass Menschen von Schimpansen abstammen, ist eine fehlende Kreuzungsmöglichkeit kein Argument gegen die Annahme eines gemeinsamen Vorfahren. Man kann sich zudem fragen, warum den ethisch verwerflichen Experimenten Ivanovs an prominenter Stelle so viel Platz eingeräumt wurde, obwohl deren Ergebnisse für die eigentliche Fragestellung aus den genannten Gründen irrelevant waren. Hier scheint es Poppenberg wohl vor allem daran gelegen zu haben, die gesamte Evolutionsforschung zu diskreditieren, indem das Fehlverhalten einzelner Forscher herausgestellt wird. Auch einstmalige Fehleinschätzungen von Fossilien sind kein Einwand gegen eine Verwandtschaft zwischen Mensch und Menschenaffe. Selbstverständlich erfolgten im Lauf der Wissenschaftsgeschichte Fehlinterpretationen und gelegentlich auch Fälschungen. Und natürlich wurden Befunde verzerrt wahrgenommen. Entscheidend ist aber, dass die Naturwissenschaft über Selbstreinigungskräfte verfügt. Alle Fehlinterpretationen wurden von Evolutionsforschern erkannt und korrigiert, alle Fälschungen wurden von Wissenschaftlern aufgedeckt. Auf diesen enorm wichtigen Aspekt wird an keiner Stelle des Films eingegangen. Selbst der Evolutionskritiker Scherer, der im Film zu sehen ist, weist in seiner Rezension auf diese Einseitigkeit hin [5]. Man benötigt keine in Richtung Schöpfung orientierten Evolutionskritiker, um die Evolutionsforschung voranzubringen. Gegenüber dieser Einseitigkeit fallen die auch vorhandenen fachlichen Fehler nicht ins Gewicht. Obwohl die sachlich vorgetragenen Argumente von Brandt und Hartwig-Scherer durchaus bedacht werden müssen, ist der erste Teil des Films durch die tendenziöse Gesamtdarstellung als reine Propaganda zu werten. Der größte inhaltliche Mangel des zweiten Filmteils ist darin zu sehen, dass die Alternative ID inhaltlich überhaupt nicht dargestellt oder gar begründet wird. Lönnig betont nur apodiktisch, dass es sich bei ID um eine echte Wissenschaft handelt, eine Einschätzung, die von Nicht-Anhängern dieser Bewegung nicht geteilt wird. Es gibt kaum ein besseres Lehrstück, dass ID nur von der Ignoranz lebt, als diesen Film. Es stimmt schlicht und ergreifend nicht, dass es eine Wissenschaft von übernatürlichem Intelligent Design gibt oder dass mit wissenschaftlichen Methoden derartiges Design festgestellt werden kann. Deshalb ist auch der zweite Teil des Films inhaltlich eher belanglos.

Inhaltliche Probleme

Mit viel Wohlwollen lässt sich der Film noch als „einseitig“ charakterisieren, denn Poppenberg beruft sich darin bis auf Fickel ausschließlich auf Forscher, die einer naturalistischen Evolution gegenüber kritisch eingestellt sind. Der Film lebt von den Forschern, die als Gewährsleute auftreten. Man muss sich natürlich die Frage stellen, ob diese Wissenschaftler über eine hinreichende Kompetenz verfügen, den aktuellen Stand der Fachwissenschaften darzustellen. In diesem Kontext ist bezeichnend, wie die jeweiligen Forscher durch Untertitel charakterisiert werden. Ein Beispiel: Im Lauf des Films werden zu Lönnig drei verschiedene Untertitel eingeblendet: Er wird zuerst als Genetiker, dann als Autor von „Artbegriff, Evolution und Schöpfung“ und schließlich von „Mutationen: Das Gesetz der rekurrenten Variation“ vorgestellt. Das klingt auf den ersten Blick wie eine umfassende Qualifikation. Lönnig arbeitet zwar als Genetiker beim Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung, er befasst sich aber vor allem mit Löwenmäulchen. Seine in anerkannten Fachzeitschriften erschienenen Arbeiten haben daher mit der Evolution des Menschen wenig zu tun. Das erste genannte Werk erschien im Eigenverlag [6] und bei der zweiten Quelle handelt es sich um einen Internet-Artikel [7]. Mit beiden Publikationsformen wird jegliche Qualitätskontrolle durch unabhängige Fachleute (peer review) umgangen, der wissenschaftliche Wert derartiger Publikationen ist daher nicht vergleichbar mit dem von Arbeiten, die in Fachzeitschriften oder Büchern anerkannter Fachverlage erscheinen. Deshalb muss sich der Autor des Films die Frage gefallen lassen, ob er hier die Autorität eines Gewährsmanns nicht unzulässig zu steigern versucht. Auch die fachliche Kompetenz anderer im Film vorgestellter Forscher kann man hinterfragen. Weder Dr. Brandt noch Dr. Hartwig-Scherer befassen sich hauptberuflich mit Paläoanthropologie. Indes wird Brandt nur als „Autor von Der Ursprung des aufrechten Gangs“ vorgestellt, obwohl er von Beruf Radiologe ist. Hartwig-Scherer ist zwar promovierte Paläoanthropologin, arbeitet jedoch seit etlichen Jahren als Verhaltenstherapeutin. Der Film stellt sie vor als „Autorin von Ramapithecus – Vorfahr des Menschen“. Die genannten Bücher erschienen in der Reihe „Studium Integrale“ der evolutionskritischen Studiengemeinschaft Wort und Wissen [8], sind also auch nur bedingt als objektive Darstellungen des aktuellen Stands der Anthropologie zu betrachten. Dieser Anspruch wird zwar im Film nicht erhoben, aber die Art der Darstellung entspricht der in den üblichen populärwissenschaftlichen Filmen, in denen Fachwissenschaftler zu Wort kommen. So muss sich Poppenberg den Vorwurf gefallen lassen, seine Argumentation nicht auf den aktuellen Stand der Forschung, sondern auf die Auffassungen von wissenschaftlichen Außenseitern zu stützen. Hier soll selbstverständlich nicht die fachliche Qualifikation der genannten Autoren angezweifelt werden. Wenn in einem Film aber derart weit reichende Einwände gegen den Stand der Forschung erhoben werden, müssten auch allgemein anerkannte Fachwissenschaftler zu Wort kommen.

Zusammenfassung

Die von Poppenberg produzierten Filme sind nach der Art der üblichen Edutainment-Filme gestaltet. Die Standpunkte, die dort von Poppenberg durch die Sprecher der verbindenden Sequenzen vertreten werden, gewinnen durch die mit filmischen Mitteln herausgestellte Kompetenz der interviewten Wissenschaftler den Anschein, sie seien wissenschaftlich abgesicherte Einwände gegen eine naturalistische Evolution. Tatsächlichen Fehlinterpretationen und sogar Fälschungen wird ein viel zu hoher Stellenwert beigemessen, während der Zuschauer nicht einmal am Rande erfährt, dass alle diese Probleme durch die Fachwissenschaftler der jeweiligen Gebiete korrigiert bzw. aufgedeckt wurden. Nirgends wird deutlich gemacht, dass die mitwirkenden Wissenschaftler in den relevanten Disziplinen eine Außenseiterposition vertreten. Zuschauer, welche nicht über den Stand der Forschung oder über die Art und Weise, wie Naturwissenschaft funktioniert, informiert sind, bekommen so ein vollkommen falsches Bild von der Erkenntnisgewinnung in den Naturwissenschaften. Daher kann vor diesen Filmen nur gewarnt werden.

Thomas Waschke (www.waschke.de) hat Biologie, Chemie und Informatik für das Lehramt an Gymnasien studiert und befasst sich seit langem mit Evolutionskritikern.

Quellen

Falls nicht gesondert angegeben, beziehen sich die Angaben auf Arbeiten, die auf der Webseite von Fritz Poppenberg unter dem Menüpunkt „Reaktionen“ abrufbar sind. Dort sind Artikel aus verschiedenen Quellen zusammengestellt, in denen Hintergründe um die Diskussion über die besprochenen Filme zur Sprache kommen.

[1] Kahle, H. (1999) Evolution. Irrweg moderner Naturwissenschaft? 4. Aufl. Buchverlag Edeltraud Mindt, Bielefeld.
[2] E-Mail rrb Zuschauerredaktion v. 12.2.05.
[3] E-Mail Jörns Fickel v. 31.1.05.
[4] Einige Angaben zu diesem Komplex findet man in Geus, A. (1997): Anthropologie und Menschenzucht. Biologistische Utopien im 19.und 20. Jahrhundert. In: Schmutz, H.-K. (Hrsg.): Phantastische Lebensräume, Phantome und Phantasmen. Aufsätze des Züricher Symposions der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften vom 10. und 11. Oktober 1996. Basilisken-Presse, Marburg, S. 221-238, speziell S. 232f.
[5] https://www.genesisnet.info/aktuelles/news.php?ID=32, letzter Zugriff am 14.3.05.
[6] Lönnig, W.-E. (1993): Artbegriff, Evolution und Schöpfung. 3. Aufl. Eigenverlag, Köln [auch unter https://www.weloennig.de/Artbegriff.html, letzter Zugriff am 14.3.05].
[7] https://www.weloennig.de/Gesetz_Rekurrente_Variation.html, letzter Zugriff am 14.3.05.
[8] Das Buch von Brandt wird unter https://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=si/bio/gang_l.html vogestellt, das von Hartwig-Scherer unter https://www.wort-und-wissen.de/index2.php?artikel=si/bio/ramapi.html, für beide letzter Zugriff am 14.3.05.

Dieser Artikel erschien im „Skeptiker“, Ausgabe 1/2005.

Intelligent Design – Eine Alternative zur naturalistischen Wissenschaft?

Thomas Waschke

„Intelligent Design“ (ID) heißt die akademisierte Variante der Evolutionskritik, wie sie besonders in den USA, aber auch in Deutschland vertreten wird. Bereits nach außen setzt sich die Bewegung klar vom „klassischen“, religiös motivierten Kreationismus ab: Die Verfechter des „Intelligent Design“ tragen Hochschul-Titel und verwenden wissenschaftliches Vokabular, während sie religiöse Argumentationen meiden. Ihr Ziel ist, mit wissenschaftlichen Mitteln zu zeigen, dass für die Entwicklung der Lebewesen ein „Designer“ verantwortlich sein muss, eine – wie auch immer gedachte – Schöpfergestalt. Nach welchen Mechanismen dieser „Designer“ jedoch agieren soll, erklärt ID nicht: Jeglicher Befund könnte sich durch sein Walten erklären lassen – eine Widerlegung der Theorie ist deshalb logisch nicht möglich. Damit verfehlt ID sein selbst gestecktes Ziel, als wissenschaftliche Theorie anerkannt zu werden.Lange Zeit waren die auch in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Evolutionsgegner so gut wie ausschließlich dem so genannten „wissenschaftlichen Kreationismus“ (auch scientific creationism, Kurzzeit-Kreationismus, Kreationismus im strengen Sinn) zuzurechnen. Dieser gibt vor, die Faktizität der biblischen Genesis – vor allem ein Alter der Erde von etwa 6000 Jahren, einer Schöpfungswoche mit sieben Tagen zu je 24 Stunden und einer weltweiten Sintflut – anhand naturwissenschaftlicher Befunde aufzeigen zu können (s. dazu z. B. Montagu 1984; Mahner 1986, 1989, 1990; Jeßberger 1990; Numbers 1992; Ruse 1996; Pigliucci 2002; Waschke 2002). Seit einigen Jahren gibt es nun eine eher „akademisierte“ Variante der Evolutionskritik (Kotthaus 2003), die sich als Intelligent Design (ID) bezeichnet (s. auch Skeptiker 1/01, S. 28). Viele Autoren bezeichnen ID auch als Neo-Kreationismus, weil sich die Inhalte und vor allem die öffentliche Vorgehensweise zur Durchsetzung der Ziele dieser Bewegungen gleichen. Beide sind nur auf der Grundlage der Verhältnisse in den USA zu verstehen. Aufgrund der strikten Trennung von Staat und Kirchen ist dort Religionsunterricht an öffentlichen Schulen durch die Verfassung verboten. Daher müssen biblisch oder ganz allgemein religiös orientierte Evolutionsgegner ihre Auffassungen als Naturwissenschaft bezeichnen, um sie als Unterrichtsinhalte an öffentlichen Schulen vertretbar zu machen. Nachdem sich die Kreationisten im strengen Sinne vom höchsten amerikanischen Gericht sagen lassen mussten, dass ihr „scientific creationism“ letztendlich Religion im Deckmäntelchen von Naturwissenschaft ist (Overton 1982), muss ID als ein weiterer Versuch betrachtet werden, christlich motivierte Schöpfungslehre in den Stoffplan naturwissenschaftlichen Unterrichts zu platzieren. Ganz dem amerikanischen Bedürfnis nach Fairness entsprechend forderten schon die Kreationisten „gleiche Zeit“ (equal time): Es solle für die (biblische) Schöpfungslehre ebenso viel Unterrichtszeit zur Verfügung stehen wie für die Evolutionsbiologie. Diese Strategie verfolgt nun auch die ID-Bewegung mit durchaus beachtlichem Erfolg. Nach Orr (2002) zeichnen sich die ID-Anhänger gegenüber Kreationisten im strengen Sinn vor allem durch akademische Titel, von Expertenwissen getragene Argumente und strikte Vermeidung religiöser Sprache aus. Im Gegensatz zum biblisch orientierten Kreationismus im strengen Sinne versteht sich ID explizit als „Signalerkennungstheorie“: Durch Erforschung der Natur soll mit wissenschaftlichen Methoden die Notwendigkeit eines Designers bzw. Schöpfers erweisbar sein – über dessen Identität und konkrete Eigenschaften jedoch keine Aussagen gemacht werden. Obwohl ein Planer nicht zugleich ein aktiver Schöpfer bzw. Baumeister sein muss, werden hier die Wörter „Designer“ und „Schöpfer“ synonym verwendet. Im Rahmen dieser Arbeit soll vor allem auf den Anspruch des ID eingegangen werden, durch wissenschaftliche Argumente zu zeigen, dass es einen Designer geben muss und der naturalistische Ansatz der Wissenschaften daher überholt ist. Eine Darstellung der sozialen Bedeutung des ID findet sich z. B. in Pennock (1998).

Geschichtliches

Der Beginn der neuen ID-Bewegung wird üblicherweise mit dem 1991 erschienenen Buch „Darwin on Trial“ des emeritierten Rechtsprofessors Phillip E. Johnson angegeben. Zurzeit ist der wohl führende „Theoretiker“ dieser Position William Dembski. Ich werde mich hier deshalb vor allem auf Arbeiten Dembskis stützen, obwohl es auch im Lager des ID durchaus divergierende Auffassungen gibt. Dembski ist promovierter Mathematiker und Philosoph und verfügt darüber hinaus über Abschlüsse in Psychologie, Statistik und Theologie. Er befasst sich aber auch mit biologischen Fragen. Neben Dembskis „The Design Inference“ (Dembski 1998) und „No Free Lunch“ (Dembski 2002a) gelten als weitere Klassiker das Buch „Evolution: A Theory in Crisis“ des Molekulargenetikers Michael Denton (1985) sowie „Darwin’s Black Box“, verfasst von dem Biochemiker Michael Behe (1996). Merkwürdigerweise wird in den mir bekannten Arbeiten von ID-Anhängern das Buch „The Biotic Message“ des medizintechnischen Messgerätebauers Walter ReMine (1993) selten genannt, obwohl er dieselben Argumente vertritt wie die derzeitigen ID-Anhänger. Während die Kurzzeit-Kreationisten spätestens seit den 1960er Jahren eine relativ homogene Gruppe mit einer klar definierten Basis darstellen, handelt es sich bei ID eher um eine Sammlungsbewegung, die ein sehr breites Spektrum an Auffassungen umfasst. Der kleinste gemeinsame Nenner ist letztlich nur die Ablehnung des Naturalismus als unabdingbare philosophische Voraussetzung für die Akzeptanz naturwissenschaftlicher Theorien (s. Artikel Naturalismus, S. 137). Es wird vermutet (z. B. von Scott 2001), dass diese Vagheit vor allem darin gründet, Streit im eigenen Lager zu vermeiden. Die Differenzen zwischen den unterschiedlichsten Auffassungen innerhalb der Evolutionsbiologie sind sicher minimal im Vergleich zu denen, die zwischen den verschiedenen Gruppen von ID-Anhängern bestehen. Das Spektrum reicht von Menschen, die sich irgendwie nicht mit einer Welt ohne „höheres Wesen“ abfinden wollen, über Anhänger meist christlicher Konfessionen bis hin zu Verfechtern ganz konkreter Vorstellungen hinsichtlich des Schöpfungshandelns der jeweiligen Gottheit. Letztendlich beschränkt sich ID aber darauf zu zeigen, dass es überhaupt einen Designer geben muss. Die Frage nach dessen Identität und Eigenschaften wird bewusst ausgeklammert. Es bleibt jedoch festzustellen, dass so gut wie alle führenden Vertreter der ID-Bewegung „wiedergeborene Christen“ sind (Forrest 2002). Auffällig ist, dass die deutschen Web-Seiten, auf denen ID vertreten wird, vor allem von Zeugen Jehovas (wie W. E. Lönnig, F. Meis oder M. Rammerstorfer), Kreationisten im engen Sinne (etwa der Studiengemeinschaft Wort und Wissen) oder doch zumindest als eher fundamentalistisch zu bezeichnenden Gruppen wie dem „Professoren-Forum“ betrieben werden (dies ist nach eigenen Worten „ein Netzwerk von Professorinnen und Professoren verschiedener Fachrichtungen, die die christliche Weltsicht nachhaltig und überzeugend im akademischen Raum zur Geltung bringen wollen“). Allen Gruppen gemein ist die Ablehnung einer so genannten theistischen Evolution. (Die Anhänger einer theistischen Evolution erkennen die Ergebnisse der modernen Naturwissenschaften und damit auch den Naturalismus weitgehend an und betrachten die Evolution sozusagen als Schöpfungsmethode Gottes. Lediglich die Seele des Menschen werde angeblich direkt erschaffen.) ID spielt hierzulande nur eine unbedeutende Rolle, weil beide Großkirchen, die auch die Lehrpläne an öffentlichen Schulen (mit)bestimmen können, von einer theistischen Evolution ausgehen. Sogar Papst Johannes Paul II., dem man nicht gerade nachsagen kann, er sei besonders modernistisch eingestellt, erkennt bis auf die Erschaffung der Seelen eine natürliche Evolution an (Johannes Paul II 1996). Den politisch meist konservativ orientierten ID-Anhängern ist gemeinsam, dass sie in der naturalistischen Auffassung eine Gefahr für die sittliche Verfassung der Gesellschaft sehen. Merkwürdigerweise übersehen sie zumeist, dass ein Designer, der nicht mit ganz bestimmten Eigenschaften ausgestattet ist (etwa der, dass er sich um uns Menschen kümmert und uns nach unserem Tode zur Rechenschaft zieht), die Bedürfnisse dieser Menschen prinzipiell gar nicht erfüllen kann. Daher ist zu bezweifeln, ob sich die ID-Anhänger wirklich mit der These zufrieden geben, dass es irgendeinen Schöpfer geben muss. Nahe liegender ist eher, dass ID nur einen ersten Schritt zur Verkündigung der jeweiligen Theologie darstellt: Durch Bekämpfung des Naturalismus soll Platz für einen in die Natur eingreifenden Gott geschaffen werden. Dieses Vorgehen wurde von Johnson als „Keil-Strategie“ bezeichnet.

Die Keil-Strategie

ID-Anhänger haben erkannt, dass das größte Hindernis für eine eher fundamentalistische Auffassung von Religion der Erfolg des Naturalismus ist. Nur auf den ersten Blick führen die ID-Anhänger einen Zwei-Fronten-Krieg gegen die moderne Naturwissenschaft und die theistische Evolution. Da auch die theistische Evolution den Naturalismus weitgehend anerkennt, ist dieser der eigentliche Gegner. Theistische Evolution wird von ID-Anhängern (z. B. von Dembski 2002b) sogar explizit als „Todfeind“ bezeichnet, vermutlich deshalb, weil deren Vertreter nicht einmal als Atheisten abqualifiziert werden können. Aber auch ID-Anhänger können nicht die Augen vor der Tatsache verschließen, dass die modernen Naturwissenschaften, gestützt auf eben diesen Naturalismus, gewaltige Erfolge erzielt haben, die sich nicht zuletzt in einer deutlichen Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen zeigen. Deshalb stehen diese Naturwissenschaften bei vielen Menschen in hohem Ansehen. Konsequenterweise versuchen die ID-Anhänger eine Möglichkeit zu finden, um auf der einen Seite die Ergebnisse der Naturwissenschaften anzuerkennen, aber dennoch supranaturalistische Inhalte vertreten zu können.

Zu diesem Zweck hat Johnson die sogenannte Keil-Strategie (wedge strategy) entwickelt. Die Grundthese Johnsons (1991) ist, dass der Naturalismus nicht auf Fakten gründet, sondern nur deshalb vertreten wird, weil er der materialistischen Grundauffassung der üblichen Wissenschaftsphilosophie entspricht. Wenn es also gelänge, einen Keil zwischen Naturalismus und Wissenschaft zu treiben, könnte man wieder Platz für einen Schöpfer schaffen. Wie soll das erfolgen? Johnson vertritt dazu eine rein empiristische Auffassung von Wissenschaft. Er unterscheidet ein „materialistisches Modell“ von einem „empirischen Modell“. Nach Johnson schließt das materialistische Modell aus philosophischen Gründen alle übernatürlichen Wirkursachen aus und wehrt sich prinzipiell dagegen, den Materialismus in Frage zu stellen. Das empirische Modell hingegen definiert Wissenschaft streng durch anerkannte empirische Vorgehensweisen wie wiederholbare Experimente. Auf diese Weise könne entschieden werden, ob ein Phänomen naturalistisch zu erklären sei oder ob man einen Designer postulieren müsse. Konsequenterweise versucht die ID-Bewegung zu zeigen, dass die experimentellen Befunde, welche für den Darwinismus – der für ID-Anhänger das Musterbeispiel einer materialistischen Wissenschaft darstellt – angeführt werden, bei näherer Betrachtung inadäquat sind. Dabei kommt ihr zugute, dass viele, vor allem populär schreibende, evolutionistische Autoren Aussagen machen, die bei näherem Hinsehen zumindest in der allgemeinen Form nicht haltbar sind. Viele der so genannten Evolutionsbeweise sind zwar starke Argumente gegen eine bestimmte Auffassung von Schöpfung, etwa den Kurzzeit-Kreationismus, lassen sich aber durchaus auch im Rahmen eines Schöpfungsmodells deuten. Homologien etwa (wie der Aufbau aller Gliedmaßen der höheren Wirbeltiere aus den gleichen Knochen) werden nicht als Belege für eine Evolution gedeutet, sondern für ein „Baukastensystem“ des Schöpfers. Auch wenn diese Deutung für Naturalisten nicht besonders überzeugend klingt, zeigt sie doch, wie schwierig es ist, Evolution im Sinne von Deszendenz (der Abstammung der Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren) zu beweisen. Es ist zudem kein Geheimnis, dass Evolutionsmechanismen innerhalb der Fachwelt immer noch sehr kontrovers diskutiert werden. Wells‘ „Icons of Evolution“ (2000) macht aber deutlich, wie gefährlich es ist, Befunde allzu blauäugig zu interpretieren bzw. Sachverhalte als geklärt darzustellen, die in der Fachwelt noch diskutiert werden. Dieser der Mun-Bewegung zugehörige Autor hat Schul- und Lehrbücher daraufhin untersucht, wie dort bestimmte Sachverhalte, etwa die Ursuppen-Experimente oder der Industrie-Melanismus beim Birkenspanner, geschildert werden. Er versuchte zu zeigen, dass diese Darstellungen häufig nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung entsprechen. Die veralteten Daten würden aber häufig so präsentiert, dass sie das „evolutionistische Weltbild“ stützen. Wenn gezeigt werden kann, dass diese „Ikonen“ der Evolutionsbiologie zumindest als Paradebeispiele für Evolution obsolet sind, lässt sich leicht der Eindruck erwecken, die allgemeine Anerkennung der Evolution sei nur auf Propagandatricks zurückzuführen. Das Buch wird zwar von Evolutionsbiologen zu Recht scharf kritisiert (Coyne 2001; Padian & Gishlick 2002), auf weniger sachkundige Menschen wirkt die Darstellung aber durchaus überzeugend. Der „Keil“ findet hier eine gefährliche Ansatzstelle. Auf diesen eher destruktiven Teil, die Widerlegung von Interpretationen der Evolutionsanhänger, wird im Folgenden ausführlich kritisch eingegangen. Das ist aber nur ein Teil der Strategie. Ein Nachweis der sachlichen Unkorrektheit bestimmter Auffassungen ist ja noch lange kein Argument für eine konkrete Alternative. Daher besteht ein wesentlicher Teil der Strategie der ID-Anhänger darin, in der Natur so genannte Design-Signale zu finden. Hier sind vor allem die „irreduziblen Komplexitäten“ zu nennen, die Behe (1996) in die Diskussion eingeführt hat. Er versteht darunter hochspezifische Strukturen, die so beschaffen sind, dass schon der Ausfall einer Komponente die gesamte Struktur funktionsuntüchtig machen würde (s.u.). Letztendlich zielen konstruktive und destruktive Argumente in dieselbe Richtung: Sie erheben den Anspruch, als wissenschaftliche Argumente das Scheitern des naturalistischen Ansatzes zu belegen. Sie wollen aufweisen, dass Naturwissenschaft zwar immer noch möglich ist, aber nicht mehr auf der Basis des Naturalismus stehen kann. Denn ihrer Auffassung nach kann mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht nur gezeigt werden, dass bestimmte Phänomene naturwissenschaftlich nicht erklärbar sind, sondern auch die Spuren des Planers können mit ihrer Hilfe in der Natur ausfindig gemacht werden. Diese Annahmen sollen im Folgenden näher untersucht werden.

Die grundlegende Argumentationsstruktur des ID

Johnson (1999) hat den prinzipiellen Ansatz des ID äußerst prägnant formuliert: „Intelligente Ursachen können bewirken, was nicht intelligente Ursachen nicht können, und eine naturwissenschaftliche Untersuchung kann diesen Unterschied aufzeigen“ (Übertragung von T.W.). Damit soll ausgedrückt werden, dass der Naturalismus mit seinen Naturgesetzen („nicht intelligente Ursachen“) prinzipiell nicht alles erklären kann: Für bestimmte Phänomene ist das Eingreifen von Intelligenz („intelligente Ursachen“) erforderlich. Johnson behauptet darüber hinaus, es könne mit naturwissenschaftlichen Methoden aufgezeigt werden, was naturalistisch nicht mehr erklärbar ist. Damit soll nicht die unstrittige Einsicht formuliert werden, dass die Reichweite unserer Erkenntnis begrenzt ist. Der Grundgedanke der ID-Bewegung ist vielmehr, mit den Erkenntnismitteln der Naturwissenschaften die Existenz eines Planers bzw. Schöpfers zu beweisen. Wie sieht nun diese Argumentation im Detail aus?

„Zufall“ und Komplexität

So gut wie alle Argumente der ID-Anhänger beruhen letztendlich auf der These, es sei prinzipiell nicht möglich, die Entstehung komplexer Systeme auf natürlichem Wege zu erklären. Üblicherweise werden dabei die Eigenschaften menschlicher Artefakte untersucht und dann auf Lebewesen übertragen. Statt „naturalistisch“ oder „natürlich“ findet man häufig auch die Formulierung „durch Zufall“. Das ist irreführend, denn unter „Zufall“ werden von ID-Anhängern alle Faktoren verstanden, die keinen Eingriff eines Designers darstellen, also auch sämtliche Naturgesetzlichkeiten, die im üblichen Sprachgebrauch das genaue Gegenteil von „Zufall“ bedeuten. Im Falle der Lebewesen zählen für ID-Anhänger daher alle natürlichen Evolutionsfaktoren zur Kategorie Zufall. Meist wird sogar eingeräumt, die bekannten Evolutionsfaktoren seien durchaus in der Lage, die Evolution von Lebewesen bis zu einem gewissen Grad zu erklären. ID-Anhänger gehen aber davon aus, dass das nicht für Systeme gilt, die irreduzibel komplex sind (d. h., die aus einer größeren Anzahl von Komponenten bestehen, die nur als Gesamtheit funktionieren können).

Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen

Wahrscheinlichkeitsberechnungen waren schon immer ein beliebtes Argument von Evolutionsgegnern, um mit vorgeblich mathematischer Strenge zeigen zu können, dass irgendwelche Ereignisse angeblich nicht ohne Eingriff einer planenden Intelligenz erfolgt sein konnten. Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen stellen jedoch, was die Erklärungsmöglichkeit der Funktionsweise eines Systems anlangt, immer nur die zweite Wahl dar: Sie werden nur benötigt, bis der Sachverhalt mechanismisch geklärt ist. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, dass ein wichtiger Faktor, der in die Berechnung eingehen müsste, nicht bekannt ist. So gut wie alle auf Wahrscheinlichkeitsrechnungen gestützten Überlegungen im Bereich der Evolutionskritik enthalten zudem einen grundlegenden Fehler: Sie unterscheiden nicht zwischen den beiden Typen von Systemen, die ich als „Eine-Generation- Systeme“ bzw. „Viele-Generationen-Systeme“ bezeichnen möchte. Diese Einteilung ist zwar sehr grob, reicht aber aus, um die grundsätzliche Problematik aufzuzeigen.

„Eine-Generation-Systeme“ (Typ A)

Für die Betrachtung dieser Systeme ist nur die Zeit zwischen deren „Geburt“ und „Tod“ relevant. Alle Strukturen einschließlich der in ihnen selbst enthaltenen Informationen für ihre Bildung sind in dieser Zeit entstanden. Zu diesem Typ gehören vor allem von Menschen geschaffene Artefakte, unabhängig davon, wie komplex sie sind. Weisen diese Systeme eine hinreichende Komplexität auf, die zudem eine Zweckmäßigkeit erkennen lässt, liegt der Schluss nahe, dass sie geschaffen sein müssen: Es wäre unter den üblichen Rahmenbedingungen nicht plausibel, dass sie durch Zufall entstanden sind. Beispiele wären realistische Kunstwerke, Schriftstücke usw. Es ist zwar prinzipiell möglich, dass z. B. eine durch einen Zufallsgenerator erzeugte Folge von ASCII-Zeichen einen interessanten Roman ergibt, aber es ist sehr unwahrscheinlich, weshalb wir es in aller Regel nur mit sinnlosen Produkten solcher Zufallsverfahren zu tun haben dürften.

„Viele-Generationen-Systeme“ (Typ B)

Kennzeichnend für diese Systeme ist, dass sie in einer Generationen-Folge stehen: Diese Generationen sind aus der jeweils vorigen Generation hervorgegangen. Dabei fand stets eine Informations-Übertragung von der „Eltern“- auf die „Nachkommen“-Generation statt. Für diese Systeme spielt daher auch die Zeit vor ihrer „Geburt“ eine wesentliche Rolle, weil auf die in dieser Generationenfolge akkumulierte Information aufgebaut werden kann. Als vermutlich einziges Beispiel sind hier Lebewesen zu nennen. Berechnungen von irgendwelchen Wahrscheinlichkeiten, die sich nur auf den Sprung von der ersten zur letzten Generation beziehen, sind für derartige Systeme wenig relevant. Durch die Reduktion des gesamten Vorgangs auf eine Generation wird die für jeden (kleinen) Zwischenschritt durchaus vorhandene Wahrscheinlichkeit in einen einzigen (sehr großen) Schritt gepackt und fälschlicherweise behauptet, diese (selbstverständlich dann sehr geringe) Wahrscheinlichkeit sei für den Übergang von der Ausgangs- in die Endstruktur irgendwie relevant. Die Notwendigkeit, die durch die Selektion über die Generationenfolge richtend eingreift, wird überhaupt nicht beachtet.

Eine Analogie zur Veranschaulichung

Eine Analogie möge den wesentlichen Unterschied veranschaulichen. Stellen Sie sich vor, Sie möchten mit sechs Würfeln jeweils eine Sechs würfeln. Sie nehmen im ersten Fall bei jedem Versuch alle sechs Würfel und würfeln so lange, bis alle Würfel eine Sechs zeigen. Das wäre ein Eine-Generation-System: Sie müssen die gesamte Ordnung in einer „Generation“ erzeugen. Hier spielt nur der Zufall eine Rolle. (Nur nebenbei sei angemerkt, dass eine „Schöpfung“ in diesem Fall darin bestünde, die gewünschte Folge einfach durch entsprechende Anordnung der Würfel auf den Tisch zu legen.) Nun ändern Sie Ihre Strategie: Sie nehmen nach jedem Wurf alle Sechser heraus und würfeln nur noch mit dem Rest der Würfel. Sie bauen dabei sozusagen auf den Eigenschaften der vorigen Generationen auf (bereits gewürfelte Sechser) und betrachten deshalb ein Mehr-Generationen-System. Außerdem haben Sie nun ein Wechselspiel von Mutation (den gewürfelten Augen) und Selektion (der Auswahl der Sechser).

Der grundlegende Fehler von Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen der ID-Anhänger

Wie sich zeigen lässt, beziehen sich alle Wahrscheinlichkeits-Argumente der ID-„Theoretiker“, die sich mit der Entstehung von Komplexität befassen, auf Systeme vom Typ A. Diese Argumentation wird dann auf Systeme vom Typ B ausgedehnt, ohne hinreichend zu begründen, warum diese Argumente auch hier gelten sollen. Zur Veranschaulichung einige Beispiele für Systeme vom Typ A aus einschlägigen Arbeiten von ID-Anhängern. Der Klassiker ist sicherlich die Taschenuhr, die Paley auf dem Boden findet (s. Infokasten Hume- Paley). Sehr beliebt bei Evolutionsgegnern waren und sind Berechnungen, wie (un)wahrscheinlich es ist, dass ein Makromolekül (etwa ein Protein) einer ganz bestimmten Sequenz von Einzelbausteinen (in diesem Fall Aminosäuren) in einem Schritt entstehen kann. Es wurde auch die Frage gestellt, ob die Präsidentenköpfe am Mount Rushmore oder die Steinfiguren der Osterinseln durch Windabrieb entstanden sein können. Der Astrophysiker Fred Hoyle hat ein ähnliches Beispiel konstruiert: Die Entstehung von Leben aus toter Materie sei in etwa so wahrscheinlich wie die Entstehung eines Jumbo-Jets durch einen Tornado, der durch einen Schrotthaufen fegt. Daher werden solche Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen auch als „tornado in a junkyard-argument“ bezeichnet (Hoyle 1983; eine ausführliche Diskussion findet sich in Korthof 2002). Es gibt solche Berechnungen allerdings auch in wesentlich elaborierterer Form, bei der dann der grundsätzliche Fehler nicht mehr so leicht erkennbar ist (s.u.). Allen diesen Beispielen ist gemein, dass die betrachteten Systeme zum Typ A gehören. Selbst wenn wir nicht wissen, welche Intelligenzen z. B. die Steinfiguren der Osterinseln schufen, können wir doch mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie nicht durch „Zufallsprozesse“ wie Windabrieb entstehen konnten. Dasselbe gilt auch für irgendwelche Wandinschriften oder Höhlenbilder aus der Steinzeit. Ein Einwand lautet: „Wir wissen aus Erfahrung, dass Menschen solche Figuren machen. Der Schluss von derartigen Systemen auf Lebewesen ist nicht gerechtfertigt, weil wir nicht wissen, ob die geschaffen sind.“ Dagegen führen ID-Anhänger gerne das sogenannte SETI-Argument an, benannt nach dem Programm „Search for Extra-Terrestrian Intelligence“. Würden wir Signale aus dem Weltall empfangen, die z. B. aus einer Folge aller Primzahlen im Zahlenraum von 1 bis 100 bestünden, käme niemand auf die Idee, dass diese einfach nur „zufällig“ entstanden sein könnte. Auch wenn wir nicht wissen, was für eine Art von Wesen diese Signale absendet, wäre dieser Schluss durchaus überzeugend. Bei diesen Funksignalen handelt es sich aber wieder um Systeme vom Typ A, die hinreichend komplex sind, um eine „zufällige“ Entstehung äußerst unwahrscheinlich zu machen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie Dembski (2002a) in seinem Buch „No Free Lunch“ die Wahrscheinlichkeit für die natürliche Entstehung einer Bakteriengeißel zu berechnen versucht (s. Abb. S. 132). Dies ist, soweit mir bekannt, der einzige Versuch, durch konkrete Berechnungen die Notwendigkeit von Design zu belegen. Er fasst dort aber die Entstehung der Geißel als rein kombinatorisches Problem auf und schätzt die Wahrscheinlichkeit ab, dass sich bestimmte Proteine zu einer Geißel zusammenlagern (Kritik an diesem Ansatz z. B. in van Till 2002). Dembski macht hier aus einem Phänomen, das in einem System vom Typ B abläuft, formal ein System vom Typ A. Niemand bestreitet, dass die Wahrscheinlichkeit für die „zufällige“ Entstehung einer solchen Struktur praktisch Null ist. Doch niemand hat behauptet, dass eine Bakteriengeißel oder andere komplexe Organe auf diese Weise entstehen. Man kann sich die Mühe sparen, die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass sich die beteiligten Proteine so falten und zusammenlagern können, dass eine Bakteriengeißel entsteht. Derartige Strukturen werden täglich von Bakterien gebildet, sodass ihre Wahrscheinlichkeit praktisch 1 ist. Korrekterweise müsste eine andere Frage gestellt werden: Ob und gegebenenfalls wie kann sich ein Bakterium mit einer DNA, die keine Geißel codieren kann, über viele Generationen hinweg zu einem Organismus mit einer dazu fähigen DNA entwickeln? Zu berechnen wären hier die jeweiligen Wahrscheinlichkeiten für die Entstehung der Zwischenstadien. Dazu muss zunächst genau geklärt werden, wie die Bakteriengeißel überhaupt vom Mechanismus her entsteht: Welche Gene codieren welche Proteine? Wie lagern sich diese zusammen, um eine Geißel zu bilden? Gibt es denkbare Zwischenformen? Haben diese Proteine möglicherweise noch andere Funktionen? Gibt es Anzeichen für Funktionswechsel? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, kann sinnvoll darüber diskutiert werden, ob dieses System ohne Planer entstanden sein kann. Diese Forschung kann nur mit den üblichen naturalistischen Verfahren erfolgen, gleichgültig, ob man nun versucht, die „Spuren des Schöpfers“ zu lesen oder „nur“ verstehen will, wie sich bestimmte Moleküle anordnen.

Hume, Paley und das Design-Argument Der teleologische Gottesbeweis (von gr. telos: Ziel, Zweck) versucht aus der Ordnung bzw. scheinbaren Zweckhaftigkeit der Natur auf einen göttlichen Planer (Designer), Zwecksetzer oder Schöpfer zu schließen. Er wird im Englischen daher oft als „argument from design“ oder korrekter „argument to design“ bezeichnet. Schlüsse von der Beobachtung der Geordnetheit der Natur auf eine ordnende Wesenheit gab es bereits in der griechischen Philosophie. In seiner christlichen Ausprägung war das Design-Argument vor allem im 18. Jahrhundert populär. Der Fortschritt in der Naturforschung förderte überall neue Ordnungen zutage, von der Himmelsmechanik bis hin zur Biologie. In dieser Blütezeit der Mechanik wurde die Welt gern als große Maschine gesehen, sodass der Schluss auf einen entsprechenden Maschinenbauer nahe lag. Das Design-Argument war daher ein wichtiger Teil der so genannten Naturtheologie (Physikotheologie, natürliche Religion), die meinte, die Existenz und Natur Gottes mit den üblichen empirischen Mitteln erkennen zu können, statt einen nicht weiter begründbaren Glaubensakt axiomatisch an den Anfang zu stellen, wie es die Offenbarungstheologie tut. Als Klassiker dieser Tradition gilt das im Jahre 1802 (und damit ideengeschichtlich schon recht spät) erschienene Buch Natural Theology: or, Evidences of the Existence and Attributes of the Deity, Collected from the Appearances of Nature des englischen Theologen William Samuel Paley (1743-1805). Paleys immer wieder zitiertes Beispiel betrifft eine Uhr, die er bei einem Spaziergang zufällig auf dem Boden findet. Man könne nicht annehmen, so Paley, sie habe sich schon immer dort befunden. Vielmehr müsse man aufgrund ihres fein abgestimmten Baus auf jemanden schließen, der sie geplant und hergestellt habe. Da dieselbe Zweckhaftigkeit überall in der Natur vorzufinden sei, müsse daraus auf einen Planer bzw. Baumeister der Natur geschlossen werden, und zwar jemanden wesentlich Mächtigeres als ein menschlicher Uhrmacher, wofür nur Gott in Frage komme. Paley hatte offenbar ein wichtiges Buch nicht beachtet, das bereits 25 Jahre früher erschienen war: die Dialogues Concerning Natural Religion des schottischen Philosophen David Hume (1711-1776), posthum publiziert im Jahre 1777. Diese skeptische Analyse der Naturtheologie und des Design-Arguments gilt bis heute als deren entscheidende Widerlegung, auch wenn es danach immer wieder Versuche gegeben hat, Argumente zu formulieren, die Humes Kritik umgehen (Mackie 1985). Wie sieht die Kritik Humes und späterer Autoren am Design-Argument aus? Zunächst handelt es sich beim „argument to design“ um ein empirisches Analogieargument, dessen allgemeine Struktur so aussieht: Aus der Beobachtung, dass ein Objekt A eine Eigenschaft P hat und dass ein anderes Objekt B „irgendwie“ dem Objekt A ähnelt, wird geschlossen, dass B ebenfalls die (in diesem Falle nicht direkt feststellbare) Eigenschaft P hat. Die Schwäche solcher Analogieargumente besteht in dem Problem, ob und inwieweit die angenommene Ähnlichkeit zutrifft. Inwiefern ist z. B. eine Uhr der gesamten Natur analog? Paleys Analogie zwischen einer Uhr und der Natur selbst beruft sich auf die Ordnung bzw. Komplexität der Strukturen. Diese benötigen wir aber gar nicht, um eine Uhr als „gemacht“ zu erkennen, denn wir wissen bereits aus Erfahrung, dass Uhren Artefakte sind (Flew 1999). Wir würden auch einfache Artefakte wie Scherben oder Mauerreste als solche erkennen, wie es Archäologen ständig tun. Komplexität scheint also bei Paleys Argument nicht die relevante Analogie zu sein. Und aus der Erfahrung mit Lebewesen wissen wir, dass diese geboren werden, sich entwickeln und wachsen und irgendwann sterben. Nichts Empirisches deutet daraufhin, sie seien Artefakte. Die Natur als Ganzes ist so eher einem Organismus analog als einer Uhr. Gesteht man nun pro forma die Analogie zu, dann ergeben sich jedoch konsequenterweise Schlüsse, die für den Vertreter des teleologischen Gottesbeweises unerfreulich sind. Hume hat hierzu zahlreiche Beispiele angeführt. Zunächst sind alle uns bekannten Maschinenbauer endliche und imperfekte Wesen, d.h. Menschen. Der Analogieschluss auf ein unendliches und perfektes Wesen ist also nicht gerechtfertigt. Zudem sind alle uns bekannten Planer als Menschen moralisch zwiespältige Wesen, d.h. sie vereinen gute und schlechte Züge. Der Schluss auf einen allgütigen Designer ist daher unberechtigt. Genauso gut könnte man aus der Existenz von Übeln auf einen bösen Schöpfer schließen. So könnte man etwa die häufig sehr komplexen Anpassungen und Lebenszyklen vieler Parasiten als Beleg für raffinierte, aber bösartige Planung anführen. Es ist vermutlich kein Zufall, dass solche „unerwünschten“ Komplexitäten so gut wie nie in Design-Argumenten auftauchen. Auch der Schluss auf einen einzigen Baumeister ist empirisch nicht gerechtfertigt, denn unsere Erfahrung lehrt uns, dass viele, insbesondere große Artefakte wie Gebäude nicht von einer Einzelperson gebaut werden, sondern von einer Gruppe. Hume lässt seine Dialogfigur Philo weiter sagen: „[…] wer deiner Hypothese folgt, ist vielleicht imstande zu behaupten oder zu vermuten, daß das Universum irgendwann einmal aus so etwas wie einem Plan heraus entstanden ist. Doch darüber hinaus kann er absolut nichts ermitteln; jede Einzelheit seiner Theologie darf er nun der unbeschränkten Willkür seiner Phantasie und Mutmaßung überlassen. Nach allem, was er weiß, ist diese Welt, sofern man einen höheren Maßstab anlegt, sehr fehlerhaft und unvollkommen: Vielleicht war sie bloß der erste, noch ungeübte Versuch einer Gottheit im Kindesalter, die später, beschämt über ihre schwache Vorstellung, die Flinte ins Korn warf; oder sie ist nur das Werk einer unselbständigen und untergeordneten Gottheit, das den Vorgesetzten dieser Gottheit zum Spott dient; oder sie ist das kindische Greisenwerk einer schon altersschwachen Gottheit, das sich seit deren Tode von dem ersten empfangenen Antrieb und der dabei mitgenommenen Energie aufs Geratewohl weiterbewegt.“ (Hume 1981, S. 59f). Denkt man schließlich die Analogie, wonach Ordnung eines Planers bedarf, konsequent zu Ende, dann muss auch der Planer selbst – und sei es nur in seinem Geiste – eine Ordnung aufweisen, zu dessen Erklärung es wiederum eines höheren Planers bedarf. Damit führt der Analogieschluss in einen unendlichen Regress. Wer daher den Analogieschluss bei einem ersten Planer abbrechen möchte – einem ungeplanten Planer analog zum „unbewegten Beweger“ als erster Ursache im so genannten kosmologischen Gottesbeweis, kann dabei nicht mehr allein auf den empirischen Analogieschluss und schon gar nicht auf wissenschaftliche Methoden, die stets aposteriorisch sind, zurückgreifen, sondern muss sich auf die Apriori-Einsicht berufen, „dass sich eine geistige Ordnung (wenigstens bei Gott) aus sich selbst erklärt, wohingegen alle materielle Ordnung nicht nur nicht sich selbst erklärt, sondern auch positiv unbegründet ist und einer weiteren Erklärung bedarf“ (Mackie 1985, S. 230). Das Design-Argument ist also nur dann scheinbar plausibel, wenn es kein reines empirisches Analogieargument ist, sondern Apriori-„Wissen“ einbezieht. Doch damit setzt es das voraus, was es zu beweisen gilt. Einen empirisch-wissenschaftlichen Planer- oder gar Gottesbeweis kann es nicht geben, sodass das Projekt einer natürlichen Theologie seit Hume als gescheitert gilt. Martin Mahner

Literatur:

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Irreduzible Komplexität

Eng mit den schon erwähnten Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen hängt die so genannte irreduzible Komplexität zusammen. Behe, der diesen Begriff in die Diskussion einbrachte, definiert ihn wie folgt: „Unter irreduzibel komplex verstehe ich ein System, das aus verschiedenen, fein aufeinander abgestimmten Teilen besteht, die zu der grundlegenden Funktion beitragen, wobei die Entfernung irgendeines dieser Teile dazu führt, dass das System nicht mehr funktioniert“ (1996, S. 39, Übertragung von T. W.). Hinter dieser Argumentation steckt die Behauptung, dass auch in Systemen vom Typ B Strukturen auftreten, die nicht schrittweise entstanden sein können. Das klassische Beispiel des ID ist wiederum die Bakteriengeißel. Solche Systeme sind aus Einzelkomponenten zusammengesetzt, die aber nur als Gesamtheit funktionieren können. Schon der Wegfall einer Komponente zerstört die Funktion der Struktur. Daher sei auch nicht vorstellbar, wie sich eine derartige Struktur im Laufe der Evolution schrittweise entwickeln könne: Für die isolierten Komponenten gebe es keinen Selektionsvorteil, die fertige Struktur müsse daher angeblich in einem Sprung entstanden sein. Nach Auffassung von ID-Anhängern widerlegen diese Strukturen den „direkten Darwin’schen Weg“, wonach diese Strukturen sukzessive in kleinen, aber jeweils von der Selektion begünstigten Schritten entstehen müssen. Offen bleibt allerdings die Frage, ob es nicht auch indirekte Wege geben könnte. Auch wenn die derzeitige Struktur irreduzibel komplex ist, bedeutet das noch lange nicht, dass nicht ein weniger weit entwickelter Vorläufer vorhanden war, der redundante Komponenten enthielt. Diese Struktur wurde dann durch Mutation und Selektion „fein-getunt“ und erst das Ergebnis dieser Optimierung ist dann irreduzibel komplex. Darüber hinaus können die Einzelkomponenten auch auf eine ganz andere Funktion hin selektiert worden sein. Ein klassisches Beispiel sind die Federn der Vögel. Diese Strukturen entstanden vermutlich nicht als Anpassung an das Fliegen, sondern als Wärmeisolierung. Diese Argumentation war schon seit Darwins Zeiten als Funktionswechsel bekannt. Man kann sich daher leicht vorstellen, wie Systeme, die im Nachhinein irreduzibel komplex sind, durchaus aus Einzelkomponenten zusammengesetzt wurden, die jeweils zu einem anderen Zweck in kleinen, jeweils selektionsbegünstigten Schritten entstanden sind. Die konkreten Details lassen sich aber nur durch naturalistische Forschung aufklären. Bisher ist sogar die Frage offen, ob es überhaupt irreduzibel komplexe Systeme vom Typ B gibt.

Eliminative Induktion

ID-Anhänger sehen durchaus, dass es nicht ausreicht, Lücken im derzeitigen Wissen aufzuzeigen, sondern dass sie die grundsätzliche Unfähigkeit der naturalistischen Wissenschaft aufzeigen müssen, komplexe Strukturen zu erklären. Dieser Nachweis ist aber prinzipiell gar nicht zu erbringen. Etwas formal ausgedrückt könnte dieses Argument wie folgt lauten: Es gibt für die Erklärung einer komplexen Struktur die (eventuell unvereinbaren) naturalistischen Theorien A und B. Daneben gibt es noch die Position C des ID. Nun ist es möglich, A und B zu widerlegen. Also muss die Position C des ID richtig sein, d.h. es muss einen Designer geben. Diese Argumentation, die in der Logik als eliminative Induktion bezeichnet wird, ist für ID ein wichtiges Mittel (siehe z. B. Dembski 2002c). Allerdings ist im Falle des ID schon die Grundvoraussetzung dieser Argumentation – die Alternativen müssen sich gegenseitig ausschließen und alle denkbaren Möglichkeiten umfassen – nicht gegeben. Im obigen Schema müsste man fragen, ob es nicht noch weitere Möglichkeiten, also D, E und so weiter geben könnte. Diese wird man eventuell erst durch weitere Forschung finden. Dembski zeigt zwar, dass es Klassen von Argumenten gibt, die man sozusagen als Block widerlegen kann, und es deshalb nicht erforderlich ist, jede einzelne Denkmöglichkeit innerhalb dieser Klassen zu widerlegen. Er kann aber auch nicht zeigen, dass die Menge dieser Klassen zwingend alle Möglichkeiten umfasst. Daher begeht Dembski den Fehlschluss des so genannten falschen Dilemmas. Streng genommen muss man, um die eliminative Induktion anwenden zu können, einen Sachverhalt erst vollständig erforscht haben. Sobald das der Fall ist, benötigt man aber keine eliminative Induktion mehr. Das Argument ist daher hinfällig.

Argumentum ad ignorantiam

Wie schon gezeigt wurde, sind die prinzipiellen Argumente des ID gegen den naturalistischen Ansatz nicht stichhaltig. Nun könnte es sich aber bei ID immer noch um einen Forschungsansatz handeln, der die Wissenschaft weiterbringt. Wie schon erwähnt sind viele Vertreter des ID anerkannte Fachwissenschaftler. Die Frage ist nun, ob das, was sie als ID vertreten, Wissenschaft darstellt. Interessanterweise findet man indes nirgends die konsistente Darstellung einer ID-Theorie: Es gibt weder Aufstellungen von allgemeinen Gesetzesaussagen noch Erklärungen, wie Design mechanismisch funktionieren soll, noch prüfbare Aussagen oder gar Möglichkeiten zur Falsifikation dieses Ansatzes. Letztendlich beruht die gesamte Argumentation auf der Behauptung, mit wissenschaftlichen Methoden könnten prinzipielle Lücken im naturalistischen Erklärungsmodell von komplexen Strukturen gezeigt werden. Es fehlt also jede Grundlegung einer positiven ID-Theorie im Gegensatz zum rein negativen Ansatz zur Widerlegung der naturalistischen Evolutionstheorie. Zudem beruht der Bezug auf einen Schöpfer lediglich auf einem Analogieschluss: Menschliche Intelligenz kann derartige komplexe Systeme schaffen, daher wird auch eine Intelligenz eingefordert, welche die Komplexität in natürlichen Systemen erklärt. ID-Vertreter bringen also keine Argumente für die eigene Position vor, sondern verweisen nur auf Lücken in alternativen Erklärungsansätzen. Diese Argumentationsstruktur bezeichnet man als argumentum ad ignorantiam. Hierbei wird aus der Unkenntnis eines Sachverhalts auf die Richtigkeit einer bestimmten Position geschlossen. Häufig erfolgt dies nach dem Schema „Es gibt keine anerkannte wissenschaftliche Erklärung X für ein bestimmtes Phänomen, also ist meine/unsere Erklärung Y richtig“. Im Falle von ID würde dieser Schluss etwa lauten: „Die Evolutionstheorie kann irreduzible Komplexität nicht erklären, also ist die ID-Theorie richtig“. Dies ist aber ein Fehlschluss, weil aus Nichtwissen nichts folgt. Zudem ist es erforderlich, positive Befunde für eine Position anzuführen. Für ID kann es aber keine positiven Befunde geben, solange es sich lediglich darauf gründet, eine konkurrierende Auffassung zu widerlegen. Aus Sicht naturalistischer Forschung ist es daher bestenfalls anregend, von ID-Anhängern die Lücken des jeweiligen Forschungsstands aufgezeigt zu bekommen (dass es diese gibt, ist unstrittig). Daraus aber ein Argument für einen Designer abzuleiten, ist nicht stichhaltig. Letztendlich wird hier nur „wir wissen das noch nicht“ umformuliert in „ein Designer hat das gemacht“. Das ist aber nur der klassische Lückenbüßer-Gott, der aufgrund von Wohnungsnot verschwindet, wenn weitere Bereiche naturalistisch erforscht sind.

Falsifizierbarkeit

An naturwissenschaftliche Theorien wird üblicherweise der Anspruch gestellt, dass sie zumindest prinzipiell an der Erfahrung scheitern können (Falsifizierbarkeit). Vertreter des ID (z. B. Dembski 2001) formulieren explizit als Falsifikationskriterium, dass sie ID aufgeben würden, falls die Entstehung irreduzibel komplexer Systeme naturalistisch erklärt werden könne. Das wäre aber gar keine Falsifikation, weil ID selbst auf diese Weise gar nicht getestet würde: Es würde nur dem Ockham’schen Rasiermesser oder Sparsamkeitsprinzip zum Opfer fallen, weil es als Erklärung nicht mehr benötigt wird. Zudem kann ID prinzipiell so auch gar nicht widerlegt werden: Selbst wenn die Entstehung aller irreduzibel komplexen Systeme naturalistisch erklärt werden könnte, bedeutet das noch lange nicht, dass nicht irgendein Planer bzw. Schöpfer ab und an die Finger im Spiel gehabt haben könnte. Den Vorwurf der ID-Anhänger, die Evolutionstheorie sei gar nicht falsifizierbar, kann man daher einfach zurückgeben: Wenn es ID-Anhängern gelingt, die Existenz eines Designers zu zeigen, ist eine durchgehend naturalistische Erklärung nicht mehr möglich. Selbstverständlich gibt es innerhalb des naturalistischen Weltbilds viele Theorien, aus denen prüfbare Beobachtungen abgeleitet werden können. Dies zeigt schon die Forderung der ID-Anhänger nach der Formulierung prüfbarer Mechanismen für die Entstehung irreduzibel komplexer Strukturen durch Evolutionsforscher oder die Behauptung, dass derartige Vorstellungen widerlegt seien. Es ließe sich leicht eine Welt vorstellen, in der eine Evolutionsauffassung gar nicht erst aufkommen würde: Fände man in Gesteinen die Fossilien in regelloser Abfolge oder hätte jede Organismengruppe einen eigenen genetischen Code oder einzigartige Enzymausstattungen, käme niemand auf die Idee, es könne so etwas wie eine gemeinsame Abstammung geben. So gesehen ist die Evolutionsvorstellung prinzipiell falsifizierbar. Mit einer Schöpfungsvorstellung hingegen lässt sich jede beliebige Welt in Einklang bringen: Der Schöpfer hat sie halt so erschaffen. ID ist daher nicht einmal prinzipiell falsifizierbar.

ID fehlen sowohl ein mechanismischer Ansatz als auch ein Forschungsprogramm

Wie bislang deutlich geworden sein sollte, sind die Einwände des ID nicht in der Lage, die Möglichkeit einer natürlichen Erklärung der Entstehung der Lebewesen zu widerlegen. Es wäre aber immer noch möglich, dass ID insofern heuristisch fruchtbar sein könnte, indem es das übliche Forschungsprogramm des Naturalismus erweitert. Der Grundgedanke (man könnte auch sagen, die Hoffnung) der naturalistischen Wissenschaft ist ein verstehbares Universum, das nach erkennbaren Naturgesetzen funktioniert. Dies war zunächst die streng deterministische Welt eines Laplace oder Newton: Wenn man alle Naturgesetze kennt und alle relevanten Angaben zu den Bestandteilen eines zu untersuchenden Systems hat, kann man dessen Vergangenheit und Zukunft berechnen. Inzwischen haben wir uns von dieser streng deterministischen Auffassung, unter anderem aufgrund der Ergebnisse der Quantenmechanik und der Chaosforschung, trennen müssen. In der Biologie hingegen bestand schon immer, nicht zuletzt aufgrund des Einflusses des Zufalls auf den Verlauf der Evolution, die Neigung davon auszugehen, dass Vorhersagen bestenfalls einen Rahmen abstecken können, innerhalb dessen die konkrete Entwicklung in nicht vorhersagbarer Weise erfolgen kann. So gesehen ist die Welt zwar intelligibel (weil alles „mit rechten Dingen“ zugeht), obwohl es nicht für alles spezifische Vorhersagen geben kann. ID hingegen rechnet mit wie auch immer gearteten Eingriffen eines Designers. Vom Standpunkt der Naturwissenschaften aus fehlt dafür aber jegliches Anzeichen. Die Position des ID ist daher provozierend: Auf der einen Seite werden keine konkreten Alternativen (im Sinne von prüfbaren Antworten auf Fragen wie „Wann hat welcher Designer wie wo was geschaffen?“) vorgeschlagen, auf der anderen Seite wird der Arbeit der Naturwissenschaftler sozusagen der Boden entzogen. Auf den Vorwurf der Vagheit entgegnen ID-Anhänger üblicherweise, ID sei keine mechanistische Theorie. An ID dürfe daher gar nicht der Anspruch gestellt werden, mechanismische oder auch nur kausale Erklärungen zu liefern (eine detaillierte Diskussion findet man in Dembski 2003). Dembski vergleicht in einer anderen Arbeit (2000) das Wirken des Designers im Universum mit dem Spiel eines Musikers auf einem Instrument. Letztendlich ist das, wie schon dargestellt, eine Forderung nach prinzipiellen Grenzen der Erforschbarkeit der Welt. ID-Anhänger können aber nicht aufzeigen, ab wann und an welcher Stelle dies der Fall ist. Sie müssen sich darauf beschränken abzuwarten, was die naturalistische Forschung herausfindet, und dann zu versuchen, diese Theorien zu widerlegen. Bevor ID selbst keine prüfbaren mechanismischen Aussagen vorlegt oder wenigstens zeigen kann, dass mechanismische Aussagen prinzipiell nicht möglich sind, bleibt ID nur dieser „reaktive“ Ansatz. Dass ID von einer anerkannten Wissenschaft noch weit entfernt ist, räumt sogar Dembski ausdrücklich ein. In einem ausführlichen Artikel stellt er konkret dar, was ID seiner Meinung nach leisten müsste, um als etablierte Wissenschaft anerkannt zu werden (Dembski 2002c). Man kann diese Arbeit natürlich auch entgegen der Intention ihres Autors als Beleg für eine gewaltige Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit der ID-Bewegung lesen. Dembski beschreibt dort, dass die Anziehungskraft der ID-Bewegung vor allem auf psychologischen und soziologischen Motiven beruht. Eine Analyse der vorgeschlagenen Forschungsprogramme für ID (z. B. in Dembski 2002c) zeigt sehr deutlich, dass der Ansatz des ID prinzipiell nicht aus sich selber heraus tragfähig ist. Was an diesen Forschungen wissenschaftlich fruchtbar ist, fällt nicht mehr in den Rahmen des ID. Wie Dembski (2002c) zudem ausdrücklich einräumt, verfügt ID bisher weder über ein konkretes Forschungsprogramm noch über einen ausgearbeiteten Lehrplan für Schulen oder Universitäten. Wenn es den ID-Anhängern gelänge, ihren Ansatz an den Schulen als gleichberechtigt gegenüber der naturalistischen Evolutionsbiologie zu etablieren, würde sofort deutlich, dass ID die minimalen Voraussetzungen für den Rang einer wissenschaftlichen Disziplin fehlen. In der genannten Arbeit führt Dembski auch die Klage von Wissenschaftlern an, die sich gerne für ID engagieren würden, aber nicht sehen, wie sie das konkret tun sollten. Im Rahmen des geschilderten Ansatzes gibt es aber prinzipiell keine Möglichkeit, hier Abhilfe zu schaffen. Denn wenn davon ausgegangen wird, dass ein Designer bzw. Schöpfer auf eine Art und Weise erschafft, die sich unseren Erkenntnismöglichkeiten entzieht, dann kann es gar kein Forschungsprogramm auf dieser Basis geben. Wenn von ID-Anhängern überhaupt geforscht wird, erfolgt das auf dieselbe Weise, wie das auch Naturalisten tun. ID hat also keinerlei „Mehrwert“. Es kann bestenfalls deutlich machen, dass es eben doch einen wie auch immer gearteten Schöpfer geben könnte oder dass die Naturwissenschaften grundsätzlich nicht in der Lage sind, den Glauben an einen Designer zu widerlegen. Das wird aber von philosophisch einigermaßen gebildeten Naturwissenschaftlern gar nicht behauptet. Es ist nur so, dass ein Designer, der auf nicht erforschbare Weise erschafft, im Weltbild der Naturwissenschaften überflüssig ist. Man kommt problemlos ohne ihn aus.

ID ist im Rahmen der Naturwissenschaften nicht anerkannt

Anhänger der ID-Bewegung beschweren sich oft darüber, dass die naturalistische Wissenschaft die Spielregeln so zurechtbiege, dass andere Auffassungen benachteiligt würden. Streng genommen erfordert ID einen Paradigmenwechsel: die Ersetzung des Naturalismus durch einen Supranaturalismus. Derartige Paradigmenwechsel finden aber nur dann statt, wenn es einen ausformulierten Konkurrenten zum jeweils aktuellen Paradigma gibt. Dieser muss ebensoviel erklären können wie das bestehende Paradigma und darüber hinaus neue Erkenntnisse ermöglichen. Im vorliegenden Fall ist zudem noch zu beachten, dass der Naturalismus nicht einfach ein Paradigma unter anderen ist, sondern die Grundlage der gesamten Wissenschaft. Aus diesem Grund sind an eine Alternative sehr hohe Anforderungen zu stellen. Da ID keine explizit prüfbaren Aussagen über Mechanismen macht, die mit denen der naturalistischen Forschung verglichen werden könnten und sich eventuell als fruchtbarer erweisen würden, ist sein einziges verbleibendes Argument der Nachweis des prinzipiellen Scheiterns des naturalistischen Ansatzes. Dafür reicht es aber nicht aus zu zeigen, dass die Entstehung bestimmter Phänomene, etwa der Bakteriengeißel, derzeit nicht naturalistisch erklärt werden kann: Es muss vielmehr gezeigt werden, dass sie prinzipiell nicht möglich ist. Wie schon gezeigt, ist dieser Nachweis aber nicht erbracht, vermutlich sogar prinzipiell nicht zu erbringen. Es liegt also nicht an der Bösartigkeit der Naturalisten, welche die Spielregeln zuungunsten des ID festlegen, sondern an der Argumentationsstruktur des ID, das eben diese Argumentation erzwingt. Aus ähnlichen Gründen läuft auch Dembskis Argumentation ins Leere, die Naturwissenschaften müssten eine Entscheidung aufgrund der bekannten Tatsachen treffen: Es macht keinen Sinn, eine Entscheidung auf Nichtwissen zu gründen, solange die erforderlichen Fakten nicht bekannt sind. Unter Astrophysikern wird z. B. immer noch darüber diskutiert, ob sich das Universum nach dem Urknall ewig ausdehnen, irgendwann zum Stillstand kommen oder gar wieder kollabieren wird. Was letztendlich passieren wird, hängt im Rahmen der derzeit gültigen Theorien davon ab, welche Masse das Universum hat. Solange diese nicht bekannt ist, ist eine rationale Entscheidung zwischen den genannten Alternativen nicht möglich. Aufgrund von Erfahrungswerten kann zwar durchaus begründet dargelegt werden, dass bestimmte Dinge nicht möglich sind. Die Hauptsätze der Thermodynamik etwa besagen, dass es prinzipiell kein Perpetuum mobile geben kann. Dieses Gesetz hat man aber nicht dadurch gefunden, dass man ständig versucht hat, derartige Maschinen zu bauen, und damit gescheitert ist, sondern weil man ein in sich schlüssiges System aus positiv formulierten Aussagen erstellt hat, in das sich diese Gesetzesaussagen harmonisch einfügen. Erst wenn sich eine Theorie in einem Gesamtrahmen als derartig fruchtbar erweist, wird davon ausgegangen, dass ihre Gesetzesaussagen eine Schranke für bestimmte Prozesse darstellen. Solange derartige Befunde nicht vorliegen, kann man ehrlicherweise nur eingestehen, dass man bestimmte Vorgänge nicht versteht. Einen Designer als Lückenbüßer einzusetzen, macht hier keinen Sinn. Erst wenn ID so ausformuliert ist, dass es prüfbare Aussagen enthält, könnte es als ernsthafte Alternative zur derzeitigen Wissenschaft in Erwägung gezogen werden. Positiv bleibt bestenfalls zu vermerken, dass ID im Gegensatz zum Kurzzeit-Kreationismus, der grundsätzlich jede den angeblich in der Bibel geoffenbarten Fakten widersprechende Erkenntnis ausschließt, die Forschung wenigstens nicht behindert. ID-Anhänger sind sogar daran interessiert, Systeme möglichst umfassend naturalistisch zu erforschen. Damit hoffen sie zu zeigen, dass diese so nicht erklärbar sind. ID-Anhänger unterscheiden sich daher von Naturalisten nur durch die prinzipielle Annahme, dass bestimmte Systeme erschaffen sind und dass das zugleich ihre Erklärung darstellt. Ob das allerdings letztendlich ausreicht, ID eine Existenzberechtigung im Rahmen der Naturwissenschaften einzuräumen, ist zu bezweifeln. Die Gründe für die Verbreitung des ID liegen mit Sicherheit auf einem anderen Gebiet. Nähere Angaben zur soziologischen Bedeutung des ID findet man z. B. in Pennock (1998).

Fazit

Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass es ID durch seine „negative“ Argumentationsweise nicht gelingt, den Naturalismus ernsthaft in Gefahr zu bringen. Selbst wenn das der Fall wäre, wäre es immer noch nicht gelungen, daraus ein Argument für einen Designer zu machen. Wir können ja nicht in die Zukunft schauen und vorhersagen, wo die endgültigen Grenzen unserer Erkenntnis liegen werden. Der Bezug zu einem Schöpfer beruht lediglich auf einem Analogieschluss: Menschliche Intelligenz kann komplexe Systeme schaffen, daher wird auch eine (übermenschliche) Intelligenz eingefordert, welche die Komplexität natürlicher Systeme erklärt. Analogieschlüsse sind aber prinzipiell nicht in der Lage, eine Auffassung zu begründen. Sie können bestenfalls zur Veranschaulichung dienen. Es macht jedoch keinen Sinn, ihre Aussagekraft zu überziehen. Oben habe ich Evolution am Beispiel des Würfelns veranschaulicht. Ich hoffe, dass die Analogie anschaulich war: Es sollte gezeigt werden, dass Mutation gepaart mit Selektion viel „mächtiger“ ist als reine Zufalls-Mutation. Ganz falsch wäre es aber, aus dem Beispiel abzuleiten, dass es nur sechs Möglichkeiten gibt, wie sich eine Eigenschaft, die selektiert wird, ändern kann. Diese Frage muss man durch Untersuchung der Vorgänge in der Welt der Organismen beantworten. So existieren auch in der Natur Einrichtungen, die von Menschen konstruierten Systemen ähneln. Doch daraus kann man nicht schließen, diese Systeme müssten von einem Designer konstruiert sein. Als Fazit bleibt zu vermerken, dass ID keinerlei Anspruch darauf erheben kann, einen ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Ansatz darzustellen. Es handelt sich nur um das argumentum ad ignorantiam, verbrämt durch einen wenig überzeugenden Analogie-Schluss. ID verzichtet ausdrücklich darauf, einen Mechanismus für das Wirken eines Designers aufzustellen und kann daher keinerlei prüfbare Aussagen formulieren. Letztendlich bleibt dieser Ansatz deshalb heuristisch steril: Bestenfalls kann ID dazu anregen, das Wirken eines Designers in den bestehenden Lücken der naturalistischen Erkenntnis anzusiedeln. Deshalb ist ein derartiger Schöpfer für die Wissenschaft schlicht und ergreifend entbehrlich. Der Erfolg dieser Bewegung, vor allem in den USA, ist daher nicht durch deren wissenschaftliche Leistung zu erklären. ID bildet vielmehr ein Sammelbecken für die eher gebildeten fundamentalistisch orientierten Religiösen, die eine theistische Evolution ablehnen, aber einsehen, dass der scientific creationism keine vertretbare Auffassung darstellt.

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Dieser Artikel erschien im „Skeptiker“, Ausgabe 3/2003.