28.04.2018 (GWUP): Die „Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V." präsentiert ihren Bericht 2017. Anfragen und Beratungsfälle aus dem Bereich der Esoterik standen dabei an erster Stelle.
Die Beratungsstelle, finanziert vom Land NRW, der Stadt Essen und durch Spenden, hat es sich zum Ziel gesetzt, „den Betroffenen von neuen, religiösen und ideologischen Gemeinschaften und Psychogruppen Information und Beratung zu geben." 954 Anfragen und Beratungen zu einem breiten Themenspektrum gab es im letzten Jahr. Bemerkenswert ist jedoch, dass 2017 fundamentalistische religiöse Gruppen hierbei erst an zweiter Stelle standen. Weit mehr Beratungsbedarf gab laut dem von Sabine Riede zusammengestellten Bericht beim weiten Feld der Esoterik, das, so Riede, „momentan in unserer Gesellschaft am meisten wächst und häufig nicht rechtzeitig als gefährlich angesehen wird." Dabei spielen „klassische" Esoterik-Angebote wie Hellsehen, Kartenlegen oder Astrologie sowie sektenähnliche Gruppierungen noch mmer eine Rolle. Insgesamt jedoch betrafen zwei Drittel der Fälle aus diesem Bereich, in dem die Sekten-Info um Auskunft gebeten wurde, dubiose Lebenshilfe- und Coaching-Angebote sowie „alternativmedizinsche" Behandlungen wie Geistheilung, Reiki oder Homöopathie. Bei den Coaching-Angeboten, die oftmals nicht wissenschaftlich fundiert seien, könne es passieren, „dass Menschen mit ernstzunehmenden Problemen ihre Sorgen aufschreiben oder ihre Depressionen einfach weg tanzen sollen." Der Markt der ,,alternativen" Heilmethoden und Geistheiler verursache derzeit die meisten Problemfälle, etwa, indem versprochen werde, schwere Erkrankungen wie Krebs oder Asthma mit fragwürdigen Behandlungsmethoden hellen zu können. Über die Höhe der Schäden, die Geistheiler anrichteteten, gebe es keine Gesamtstatistik, so Riede, oft zahlten erkrankte Menschen jedoch mehrere hunderttausend Euro in der Hoffnung auf Hilfe, und würden von Angehörigen und Freunden isoliert. Ein Drittel aller Anfragen zu Heilergruppen kamen zum vielerorts aktiven „Bruno Gröning Freundeskreis", ebenso beschäftigte die sogenannte „Neue Germanische Medizin" die Beratungsstelle. Aber auch die im staatlichen Gesundheitssystem verankerte Homöopathie, so der Bericht, werde gefährlich, sobald zugunsten homöopathischer Mittel auf eine schulmedizinische Behandlung verzichtet werde.
Den ausführlichen Bericht lesen Sie auf der Homepage der Sekten-Info NRW, darauf findet sich eine eigene Artikelsammlung zu den so häufig angefragten Esoterik-Themen.
Holger von Rybinski