14.06.2015 (GWUP): Glaubt man aktuellen Pressemeldungen, beschreitet man in den Niederlanden nun neue Wege, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, und bietet dort Ausbildungen zum Hellseher an.
So meldet „Spiegel online", dass bereits 7 ältere Jobsuchende das Angebot einer Umschulung zum „spirituellen Telefonratgeber" angenommen hätten. Als Quelle wird ein Sprecher des Arbeitsamtes genannt, der dies offenbar im Radio verkündete. Die künftigen Hellseher sollen dabei bei einem privaten Unternehmen lernen, in Tarotkarten oder in einer Kristallkugel zu lesen. Von einem „allround paranormalem Training" wird gar geschrieben. Weil es eine anerkannte Ausbildung sei und eine Jobgarantie bestehe, werde das Training bezahlt. Auch die „Welt" widmet sich dem Thema und erklärt dann gleich noch, dass derartige Ausbildungen in Deutschland nicht bezahlt würden, da ihnen keine anerkannte Ausbildung zugrunde liege.
Sollte sich diese Meldung nicht als Zeitungsente herausstellen, hätte man in Deutschland keinen Grund zur Häme. Vor einigen Jahren verursachte eine Meldung Aufsehen, wonach die Bundesagentur für Arbeit Bildungsgutscheine für Astrologiekurse ausgegeben haben soll. Die damalige Nachfrage von GWUP-Mitglied Michael Kunkel, bundesweit bekannt durch seinen „Wahrsagerchecks-Blog" , ergab keine abschließende Antwort.
Gibt man bei Google „Astrologie-Ausbildung Arbeitsamt" ein, kommt man auf folgenden Link der Bundesagentur für Arbeit. Hier steht: „Ein bestimmter Bildungsgang ist nicht vorgeschrieben. Eine Aus- bzw. Weiterbildung in der Astrologie kann hilfreich sein." Wie zu jedem anderen Beruf finden sich Informationen zu Aufgaben und Tätigkeiten. Zwar liest man erst, den Astrologen gehe es „in der Regel nicht um die Voraussage konkreter Ereignisse, vielmehr verstehen Astrologen und Astrologinnen ihre Tätigkeit als Lebens- und Entscheidungshilfe". Dann jedoch wird der esoterische Hintergrund der Sterndeuterei durchaus beschrieben: „Daneben berechnen und interpretieren Astrologen und Astrologinnen auch den gegenwärtigen Einfluss der Sterne auf ihre Kunden und fertigen Horoskope z.B. für Zeitschriften an". Ebenso finden sich Informatonen zu Arbeitsumgebung und Weiterbildungen (u. a. „Schreiben, literatische Produktion").
Dass die Astrologie um eine nach Ansicht von Juristen eine objektiv unmögliche Leistung darstellt, weil sie nach dem Stand der Wissenschaft und Technik nicht erbracht werden kann, darüber findet sich auf der Website der Bundesagentur nichts. Auch nicht, was passieren würde, wenn man ein derartiges Jobangebot ablehnt.
Holger von Rybinski
Mehr Informationen zum Thema Astrologie finden Sie unter unserem ausführlichen Themeneintrag.