Akupunktur (von lat. acus, Nadel; pungere, stechen) ist eine Behandlungsform der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Dabei werden dünne Nadeln an bestimmten Körperstellen eingestochen. Die erste ausführliche Beschreibung der Akupunktur findet sich im Huángdi Neijing, einer chinesischen Schriftensammlung aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Eine zentrale Rolle spielt darin das philosophische Konzept der Lebensenergie „Qi“ (auch „Chi“). Das Qi soll den Körper in mehreren Kanälen, den so genannten „Meridianen“ durchfließen, Gesundheit sei gekennzeichnet durch einen harmonischen Fluss von Qi. Dieser Energiefluss soll sich durch Einstiche an bestimmten Punkten auf den Meridianen beeinflussen lassen. Damit versucht man, Krankheiten und Beschwerden zu therapieren. Anzahl und Lage der Meridiane und Akupunkturpunkte schwanken je nach Autor erheblich. Moderne Sonderformen sind Ohrakupunktur (Aurikulotherapie) Elektro- und Laserakupunktur.
Nachweisen konnte man bisher weder die „Energie“ noch Meridiane und Akupunkturpunkte. Die Datenlage zur Wirksamkeit von Akupunktur ist für alle Indikationen dürftig bzw. widersprüchlich: Während manche Studien einen positiven Effekt zeigen, bringt das Verfahren in anderen Untersuchungen keine besseren Ergebnisse als eine Placebo-Behandlung. Die Wirkung von Akupunktur bei chronischen Rückenschmerzen (LWS-Syndrom) und Kniegelenksarthrose untersuchte die Gerac-Studie (German Acupuncture Trials), deren Ergebnisse 2004 veröffentlicht wurden. Es zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen Akupunktur nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin und einer Scheinakupunktur, bei der in Nicht-Akupunkturpunkte gestochen wird. Beide Verfahren waren in der klinischen Anwendung doppelt so wirksam wie eine westliche Standardtherapie. Dieser Unterschied lässt sich allerdings durch Besonderheiten der Studiendurchführung erklären.
Akupunktur ist nicht risikofrei: Durch ungenügend sterilisierte Nadeln können Infektionen wie Aids oder Hepatitis übertragen werden. In Deutschland verwendet man deshalb Einwegnadeln. Dokumentiert sind außerdem teils tödliche Verletzungen, etwa an Lunge, Herz, Rückenmark u. a. Organen.
Inge Hüsgen, Barbara Burkhard
Literatur:
- De Groot, M.: Akupunktur. Komplikationen und unerwünschte Wirkungen. tägl. praxis 2001, Jg. 48, Heft 1, S. 141 ff.
- Federspiel, K.; Herbst, V. (2005). Die Andere Medizin. „Alternative“ Heilmethoden für Sie bewertet. Stiftung Warentest, Berlin.
- Hessel, W. (2005). Die Gerac-Akupunkturstudien. Skeptiker 1/05
- Singh, S.; Ernst, E. (2008). Gesund ohne Pillen. Was kann die Alternativmedizin? Hanser, München.
Stand: 14.10.2009